Regisseur Ruggia im Dezember wegen Missbrauchs vor Gericht
Die heute 34-Jährige war mit Bekanntwerden der Vorwürfe 2019 die bis dato bekannteste französische Schauspielerin, die über Missbrauch im Filmgeschäft sprach. Die Untersuchungsrichterin führte zwei besonders schwerwiegende Umstände als Gründe dafür auf, Ruggia den Prozess zu machen: Zum einen, dass Haenel zum betreffenden Zeitpunkt minderjährig war, und zum anderen, dass der Regisseur damals eine Machtposition innehatte.
In dem Verfahren soll es den vorliegenden Dokumenten zufolge um Vorwürfe gehen, die den Zeitraum 2001 bis 2004 umfassen, in dem Haenel zwölf bis 15 Jahre alt war und Ruggia 36 bis 39. Die Schauspielerin, die 2002 als Zwölfjährige ihren ersten Film mit dem Regisseur gedreht hatte, besuchte Ruggia in diesem Zeitraum immer Samstagnachmittags in dessen Zuhause.
Bei diesen Gelegenheiten habe er Haenel "systematisch" auf "sexuelle Art und Weise" im Intimbereich und an der Brust berührt, wie die Staatsanwaltschaft ausführte. Weitere Vorwürfe Haenels zu Übergriffen während Filmfestivals werden bei dem Prozess nicht verhandelt.
Haenel hatte zunächst mit einer Anzeige gezögert. Nachdem die Staatsanwaltschaft 2019 Ermittlungen einleitete, ging sie doch den juristischen Weg. Die Schauspielerin kritisierte zudem mehrfach die "Nachsicht" der französischen Filmbranche "gegenüber Sexualstraftätern".
Im Jänner 2020 wurde Ruggia offiziell beschuldigt und richterlicher Kontrolle unterstellt. Er räumte"Fehler" ein, bestritt aber den Missbrauch. Seine Anwälte äußerten sich nicht zu der Entscheidung zur Prozesseröffnung.
Nach ihrem Durchbruch in Céline Sciammas Regiedebüt "Water Lilies" 2007 war Adèle Haenel als beste Schauspielerin in "Porträt einer jungen Frau in Flammen" für den Europäischen Filmpreis 2019 nominiert. Im Herbst desselben Jahres beehrte sie als Stargast die Viennale. Siebenmal war sie für den César nominiert, zweimal hat sie ihn bereits gewonnen, bei der Berlinale 2012 wurde sie zu einem der "Shooting Stars" gewählt.
Zusammenfassung
- Der französische Regisseur Christophe Ruggia wird am 9. und 10. Dezember in Paris wegen Missbrauchsvorwürfen der Schauspielerin Adèle Haenel vor Gericht stehen.
- Die Vorwürfe betreffen die Zeit von 2001 bis 2004, als Haenel zwischen 12 und 15 Jahre alt war und Ruggia zwischen 36 und 39. Haenel wirft ihm vor, sie systematisch sexuell belästigt zu haben.
- Ruggia wurde im Januar 2020 offiziell beschuldigt, bestreitet jedoch den Missbrauch. Haenel kritisierte mehrfach die Nachsicht der französischen Filmbranche gegenüber Sexualstraftätern.