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Neues Buch von Peter Henisch: "Nichts als Himmel"

Am 27. August feiert Peter Henisch seinen 80. Geburtstag. Kurz darauf wird er ordentlich gefeiert, u.a. mit einem internationalen Symposium über "Die Welten des Peter Henisch". In dessen Rahmen gibt es auch die Präsentation seines jüngsten Buches. Ausgeliefert wird "Nichts als Himmel" jedoch bereits jetzt. Schauplatz ist das toskanische Städtchen San Vito, wo sich der Protagonist und Ich-Erzähler Paul in einem Haus von Freunden zurückgezogen hat.

Der italophile Wiener Henisch hat seit vielen Jahren in der Nähe von Siena seine zweite Heimat gefunden. Das hat einen Niederschlag auch in seinen Büchern hinterlassen: "Die schwangere Madonna" (2005) hat hier gespielt, "Mortimer & Miss Molly" (2013) hat in besonderem Maß den Zauber jenes Ortes eingefangen, in dem Liebesgeschichten auf besonders fruchtbaren Boden fallen. Auch Paul ist bald verzaubert, als er in San Vito eintrifft, wo er sich für einige Zeit zurückziehen möchte, nachdem sein Liedermacher-Comeback durch Corona vereitelt wurde. Auch in Italien herrscht Maskenpflicht. Doch zunächst muss einmal in der Via Boccaccio 33 der von Freunden mitgegebene Haustürschlüssel passen. Der Schlüssel bleibt stecken, Pauls Nervosität nimmt zu. Da taucht eine Frau an seiner Seite auf. "Non per forza, sagte sie. Per sensibilità!"

Immer wieder sind italienische Sätze eingestreut. Paul kann sich ganz gut in der Landessprache unterhalten. Und was ihm Valeria rät, eine hier hängen gebliebene Deutsche, deren unkomplizierten Avancen Paul im Lauf der Geschichte erliegen wird, ist längst sein Lebensmotto: Nicht mit Gewalt, sondern mit Gefühl! Also lässt er sich treiben. Und hört vor allem zu. Denn nahezu jeder in dem Städtchen scheint seine Freunde Marco und Julia zu kennen. Und nahezu jeder hat ein ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis.

Handlung im engeren Sinn gibt es die längste Zeit keine. "Nichts als Himmel" ist weniger ein Roman als eine große Erzählung. In ihr erfährt man viel von der zauberhaften Atmosphäre des Ortes, der zum Leidwesen seiner Bewohner immer mehr von Touristen entdeckt wird, von seiner Geschichte und seinen Menschen. Autor Peter stattet seinen Erzähler Paul mit viel Sensibilität aus, einer Fähigkeit, gut hinzusehen und sich in Ruhe ein Bild zu machen. Er beginnt zu fotografieren. Wolken beim Vorbeiziehen. Tauben beim Liebesspiel. In seinem Inneren ist er freilich unruhig. Seine Liebe zu der mit Marco glücklich verheirateten Freundin Julia, seiner ehemaligen Therapeutin, nagt an ihm. Doch einsam bleibt er nicht.

"Ich verstehe mich als Autor mit politischem Anspruch", sagte Henisch einmal. "Schreiben ist Wahrnehmen und Interpretieren der Umgebung, dabei kann ich nicht an den politischen Zuständen vorbei gehen." Das gilt auch für "Nichts als Himmel", in dem nicht nur Giorgia Meloni einen Kurz-Auftritt hat und sich Valeria als Aktivistin entpuppt, die in einem von der Politik brutal gestoppten Integrationsprojekt mitarbeitete. Denn eines Tages steht plötzlich ein junger Mann mit einer Pistole auf der Terrasse. "Nessuna parola!, raunt er, kein Wort! Ich hätte ohne hin keine Worte. Dann ein paar Sätze in einer Sprache, die ich nicht kenne. Schließlich wieder Italienisch: das Wort sete (Durst) und das Wort fame (Hunger). Endlich drei Worte auf englisch: Give me shelter."

Abdallah heißt der ungebetene Gast, und mit seinem Auftritt wird "Nichts als Himmel" auf den letzten 40 Seiten recht unvermittelt zu einem anderen Buch. Der junge Mann kam als unbegleiteter Flüchtling nach Italien und ist nun aus dem Gefängnis ausgebrochen. Möglicherweise hat er dabei einen Wächter erschossen. Viel verrät Henisch nicht über dessen Vorgeschichte, er konzentriert sich auf die Gegenwart des prekären Zusammenlebens der beiden Männer, das noch einmal eine unvermutete Wendung nimmt. Die Entscheidung darüber, was mit ihm und Abdallah weiter geschieht, wird Paul abgenommen. Und so wie man ihn kennengelernt hat, ist er nicht wirklich unglücklich darüber.

(S E R V I C E - Peter Henisch: "Nichts als Himmel", Residenz Verlag, 228 Seiten, 26 Euro; 27.-30.9.: "Die Welten des Peter Henisch: Wien - Mitteleuropa - Transatlantik", Internationales Symposium, veranstaltet von Institut für Germanistik der Universität Wien, Österreichische Gesellschaft für Literatur, Alte Schmiede)

ribbon Zusammenfassung
  • Kurz darauf wird er ordentlich gefeiert, u.a. mit einem internationalen Symposium über "Die Welten des Peter Henisch".
  • In dessen Rahmen gibt es auch die Präsentation seines jüngsten Buches.
  • Und hört vor allem zu.
  • "Ich verstehe mich als Autor mit politischem Anspruch", sagte Henisch einmal.
  • Abdallah heißt der ungebetene Gast, und mit seinem Auftritt wird "Nichts als Himmel" auf den letzten 40 Seiten recht unvermittelt zu einem anderen Buch.