Neue Sci-Fi-Abenteuer in "Strange New Worlds" auf Paramount+
In den neuen Folgen trifft die Enterprise-Crew auf Klingonen, erlebt parallele Realitäten, besucht einen Planeten, auf dem Erinnerungen verschwinden, begegnet Außerirdischen, die durch Träume kommunizieren, und sie stiehlt anfangs sogar die Enterprise aus einem Raumdock, was an den Kinofilm "Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock" erinnert. Es wird nicht langweilig. Statt endloser Dramen wie bei "Discovery" oder zäher Vergangenheitsbewältigung wie bei "Picard" setzt "Star Trek: Strange New Worlds" voll auf Unterhaltung - mit Erfolg.
Das jüngste Spin-off des "Star Trek"-Universums versetzt das Publikum dabei quasi zurück in die Zukunft. "SNW", wie es oft abgekürzt wird, ist ein Prequel und spielt vor dem Klassiker "Raumschiff Enterprise", der das Phänomen 1966 im Fernsehen begründet hat. Im Mittelpunkt stehen die Abenteuer von Captain Christopher Pike (Anson Mount), Offizier Spock (Ethan Peck) und Una Chin-Riley alias Nummer Eins (Rebecca Romijn) an Bord der USS Enterprise, etwa zehn Jahre bevor Captain James T. Kirk das Kommando des berühmten Raumschiffs übernimmt.
"Star Trek"-Kenner sind mit Captain Pike vertraut, denn die Figur hat eine lange Geschichte. Jeffrey Hunter spielte Pike 1965 in dem "Star Trek"-Pilotfilm "Der Käfig", der jedoch abgelehnt wurde. Pike wurde dann durch William Shatners Kirk ersetzt. Ein Großteil der Szenen aus "Der Käfig" wurde später in "Raumschiff Enterprise" verwendet. Auch in den neueren Kinofilmen kam Pike (gespielt von Bruce Greenwood) vor, bevor Anson Mount die beliebte Figur in "Star Trek: Discovery" spielte. Das wiederum führte zu diesem Spin-off, über dessen Story ein dunkler Schatten liegt. Denn Pike droht ein schlimmes Schicksal.
"Strange New Worlds" kehrt zurück zu Gene Roddenberrys ursprünglicher Idee des Erforschens fremder Welten und Galaxien, "wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist". Visuell ist "SNW" eine moderne Interpretation des 60er-Jahre-Stils, eine geschickte Mischung aus Nostalgie und Moderne mit leichtem Wohlfühlfaktor. Im Soundtrack erklingt hier und da das klassische musikalische Thema von Alexander Courage, und auf der Enterprise-Brücke sind sogar die altvertrauten Geräusche zu hören.
"SNW" ist wie klassische TV-Serien episodisch angelegt. Jede Folge erzählt ihre eigene Geschichte, wobei sich die Charaktere - wie etwa bei "Star Trek: The Next Generation" - konstant weiterentwickeln. Gelegentlich gibt es Cliffhanger. So muss sich Nummer Eins, die am Ende der ersten Staffel festgenommen wurde, in den neuen Folgen vor dem Gericht der Sternenflotte verantworten. La'an Noonien-Singh (Christina Chong) verabschiedete sich nach der Horrorbegegnung mit den Gorn vorerst von Bord, kehrt aber zurück. Ein Crossover mit der Zeichentrickserie "Star Trek: Lower Decks" dürfte spannend werden.
Anson Mount ist ein charismatischer Captain. Ethan Peck als Spock und Celia Rose Gooding als Uhura gelingt es, die großen Fußstapfen ihrer beliebten Vorgänger Leonard Nimoy und Nichelle Nichols zu füllen. Jess Bush hat als Christine Chapel eine interessantere Rolle als Roddenberrys Ehefrau Majel Barrett in den 60ern. Nur Paul Wesley, der als Kirk in "SNW" gelegentlich auftaucht, hat nicht die kraftvolle, kernige Präsenz, die Shatner und später Chris Pine auszeichnete. Neu an Bord ist die amüsante Pelia, die von der 70 Jahre alten Kino- und Theaterikone Carol Kane ("Der Stadtneurotiker") gespielt wird.
Ein Prequel ist in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Weil schon feststeht, wie die Zukunft im "Star Trek"-Universum aussieht, ist der Handlungsspielraum eingeschränkt. Die Showrunner Akiva Goldsman und Henry Alonso Myers nutzen diesen Spielraum jedoch gekonnt, auch in Bezug auf Pikes drohendes Schicksal. Sie schicken die Enterprise in unendliche Weiten, ohne langjährigen Fans störende inhaltliche Ungereimtheiten zuzumuten, und machen es gleichzeitig für neue Zuschauer attraktiv. So macht "Star Trek" Spaß.
(S E R V I C E - www.paramountplus.com)
Zusammenfassung
- "Discovery" ist unter Fans umstritten, "Picard" war ein Spätzünder.
- Hingegen sorgte "Star Trek: Strange New Worlds" mit seinem klassischen Stil von Beginn an für Begeisterung.
- Statt endloser Dramen wie bei "Discovery" oder zäher Vergangenheitsbewältigung wie bei "Picard" setzt "Star Trek: Strange New Worlds" voll auf Unterhaltung - mit Erfolg.
- Jeffrey Hunter spielte Pike 1965 in dem "Star Trek"-Pilotfilm "Der Käfig", der jedoch abgelehnt wurde.