APA/APA / Bildrecht, Wien 2024/kunst-dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Material Boden: Angelika Loderers Skulpturen im Belvedere 21

Sie ist Gewinnerin des Dagmar Chobot Skulpturenpreises 2016 und des Kardinal König Kunstpreises 2019 und für Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig "eine der spannendsten österreichischen Bildhauer*innen ihrer Generation". Die 1984 im steirischen Feldbach geborene Künstlerin Angelika Loderer, die 2006-2011 bei Erwin Wurm an der Angewandten Bildhauerei studierte, zeigt ab heute im Belvedere 21 die Ausstellung "Soil Fictions". Ausgangspunkt ist der Boden als Lebensraum.

Wie viele zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler arbeitet Loderer mit einem erweiterten Kunstbegriff, der sich angesichts von Klimakrise und Artensterben auf das Konzept der US-Forscherin Donna Haraway bezieht und den Mensch nicht als Krone der Schöpfung, sondern als Teil eines ganzheitlichen Naturbegriffs versteht. "Sie eignet sich von Tieren geschaffene Höhlen und Gänge als Gussformen an oder nutzt die Wachstumsprozesse von Pilzmyzel als gestaltendes und materialveränderndes Element", heißt es dazu im Pressetext der Ausstellung. "Die Ergebnisse sind Hybride aus Tier- und Menschgemachtem, Funktionalem und Künstlerischem, Fakt und Fiktion."

Der Boden, der für Loderer Ausgangsterrain ihrer Arbeit ist, bildet im Souterrain des Belvedere 21 auch die unhierarchische Präsentationsfläche ihrer Objekte, die aus Metall oder Wachs, Gips oder Lehm geformt sind. Diese vollziehen entweder tierische Formen wie Maulwurfsgänge oder Bauten von Mörtelwespen und Spechten nach, oder sie dokumentieren etwa in den "Roadkill"-Bronzen die unheilvollen Eingriffe des Menschen in die Natur.

Für Kuratorin Verena Gamper gelingt Loderer mit ihrer Installation "das seltene Kunststück, anhand fast ausschließlich neuer Werke eine analytische Perspektive auf ihr bisheriges Oeuvre zu eröffnen. Ihre Reflexion über den Boden als Lebens- und Handlungsraum der Vielen ist auch als ein Aufruf zu einem neuen Selbstverständnis des Menschen zu lesen: nicht mehr der über die Erde verfügende Gestalter, sondern Teil einer Gemeinschaft der Lebewesen." Das Anthropozän, das zeigt auch diese bis 15. September geöffnete Ausstellung, verändert nicht nur unser Leben, sondern auch die Kunst.

(S E R V I C E - "Angelika Loderer: Soil Fictions", Ausstellung im Belvedere 21, Wien 3, Arsenalstraße 1. Eröffnung: Heute, 19 Uhr. 6. März bis 15. September, Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 21 Uhr. Katalog, erschienen im Verlag Buchhandlung Walther & Franz König, Köln: 108 Seiten, ca. 70 Abbildungen, 24,90 Euro, www.belvedere.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Bildhauerin Angelika Loderer präsentiert ihre Werke in der Ausstellung 'Soil Fictions' im Belvedere 21, die den Boden als kreativen und lebenswichtigen Raum thematisiert.
  • Die Ausstellung zeigt neue Werke und fordert mit einer Kombination aus natürlichen und künstlerischen Elementen zum Umdenken in der Beziehung Mensch-Natur auf.
  • 'Soil Fictions' ist vom 6. März bis 15. September zu sehen, mit einem Begleitkatalog für 24,90 Euro, der 108 Seiten und rund 70 Abbildungen enthält.