Land Vorarlberg will für Landestheater mehr Geld von Bregenz
Das Landestheater schiebt laut Werner Döring, Geschäftsführer der Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes), einem Gutachten zufolge eine Investitionsbugwelle von rund 4,8 Mio. Euro vor sich her, etwa für die Bühnenanlage und -technik. Das seien keine "Nice-to-Haves", sondern Anschaffungen, um einen zeitgemäßen Theaterbetrieb zu ermöglichen. Das Land habe als Mieter bereits 300.000 Euro für die Wärme-Kälte-Anlage ausgegeben, weitere 200.000 Euro für absolut notwendige Instandhaltungen, darunter die Sanitäranlage. Rund 100.000 Euro gehen in eine neue Inspizientenanlage, für die das Land laut der zuständigen Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) in Vorleistung treten wird.
Das "Pingpong-Spiel" von Land und Stadt fußt auf den Verträgen bei der Einrichtung des Hauses als Landestheater. Wer anfallende Investitionen im Haus zu tragen hat, hält Schöbi-Fink auf dieser Basis für "interpretierbar", Bürgermeister Ritsch dagegen für "klar geregelt". "Ich sehe das kritisch, denn es geht um mehr als nur um Reparaturen und Instandhaltung", so Schöbi-Fink. Man wolle die Stadt als Eigentümerin an ihre Verantwortung erinnern und erreichen, dass sich diese an Verbesserungen finanziell beteilige.
In dieselbe Kerbe schlug KuGes-Geschäftsführer Döring: "Wir wollen das Theater weiterentwickeln und dazu braucht es eine vernünftige Theaterimmobilie". Derzeit bezahlt das Land rund 320.000 Euro (300.000 Euro indexiert) jährlich seit 2013. Das Land trage neben den Betriebskosten den Erhalt der baulichen und technischen Substanz, wolle dafür aber auch einen Gebäudezustand, der zeitgemäßes Theaterspielen ermögliche. Sein Eindruck sei, dass sich unter dem neuen Bürgermeister "der Knoten etwas zu lösen beginnt". Man hoffe auf eine "nicht unwesentliche" Beteiligung der Stadt, so Döring und präzisierte "nicht unter 20 Prozent". Das Land habe in der Vergangenheit die Bereitschaft gezeigt, die Immobilie in Landeseigentum zu übernehmen, das sei aber an der Stadt gescheitert.
Etwas anders sieht man das bei der Stadt Bregenz. Das Argument seines ÖVP-Vorgängers sei stets der Verweis auf die Pacht-Vereinbarungen gewesen. Er dagegen sei durchaus zu einer finanziellen Mitwirkung bereit, "auch wenn wir nicht müssten". Ihm sei aber an einer "anderen Stimmung" und einer guten Zusammenarbeit mit Land und KuGes gelegen, darum sei eine Beteiligung von zehn Prozent "vorstellbar", so Bürgermeister Ritsch dazu. Dazu wären aber auch politische Beschlüsse der Stadt nötig, verwies er auf eine bisher ablehnende Haltung der Stadt-ÖVP dazu. "Allein kann ich das nicht entscheiden. Das Land darf sich aber jedenfalls nicht aus der Verantwortung stehlen", betonte Ritsch.
Einem Verkauf des Hauses würde sich Ritsch nicht grundsätzlich verschließen. "Man kann über alles reden", meinte er, bezweifelte aber, dass das Land den Marktwert einer solchen Immobilie in bester Seelage bezahlen würde. "Und um einen symbolischen Euro - das ist nicht drin", sagte er. Schließlich müsse die Stadt aufgrund der Pandemie rund zehn Mio. Euro Abgang - Mindereinnahmen und Mehrausgaben - verkraften, für 2021 werde man Rücklagen auflösen müssen. "Und trotzdem haben wir kein Minus vor dem Kulturbudget", stichelte der SPÖ-Bürgermeister in Richtung des schwarz-grün regierten Landes, das das Kulturbudget 2021 kürzte.
Das Theater am Kornmarkt wurde zwischen 1951 und 1955 auf Basis des ehemaligen Kornhauses aus dem Jahr 1838 errichtet. 1995 wurde das unter Denkmalschutz stehende Haus um 72 Millionen Schilling (rund 5,23 Mio. Euro) erneuert. Seit 1997 ist das Theater Teil der KuGes, in der das Land die kaufmännischen Belange seiner Kultureinrichtungen bündelt. 1991 hatte das Land das Theaterhaus in einem 25-jährigen Vertrag für 180 bzw. später 200 Belegtage angemietet, 2013 wurde eine ganzjährige Pacht vereinbart.
Zusammenfassung
- Das Land Vorarlberg wünscht sich von der Stadt Bregenz mehr Engagement bei Investitionen in das Vorarlberger Landestheater.
- Rund 600.000 Euro habe man in den vergangenen zwei Jahren in das Haus investiert, wiewohl man dort nur Mieter sei, hieß es von Landesseite.
- Die Stadt Bregenz verweist auf Verträge, wonach im Gegenzug für einen recht niedrigen Pachtzins das Land Investitionen ins Haus zu tragen habe.