Kein Córdoba: "Österreich - Deutschland" in Albertina modern
Man habe versucht, "nach bestimmten Kriterien, Künstlerinnen und Künstler in Gespräche zu bringen", erläuterte Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder. So zeigen etwa Siegfried Anzinger und sein deutscher Gegenpol Daniel Richter den Aufbruch zum Neo-Expressionismus der 80er-Jahre. Wolfgang Hollegha, der schwimmende Farbflecken ins Weiß der Leinwand setzt, tritt mit Katharina Grosse "in einen generationsübergreifenden Austausch über abstrakte Malerei". Die transsexuelle Künstlerin Verena Bretschneider, "wahrscheinlich das Respektloseste, was es in der deutschen Kunst überhaupt gibt, bringen wir zusammen mit der respektlosesten Künstlergruppe, die Österreich hat, Gelitin", so Schröder.
"Österreich - Deutschland, Malerei von 1970 bis 2020" stellt jeweils 13 Kunstschaffende aus jedem Land räumlich gegenüber. Obwohl viele Werke schön öfter ausgestellt waren (es werden aber auch Neuanschaffungen gezeigt), "ermöglichen diese Dialoge, einen vollkommen neuen Blick auf diese Bilder zu werfen", betonte Malissa. "Diese Dialoge sind geprägt durch Charakteristika wie stilistische, thematische und ästhetische Gleichheit." Eduard Angeli und Ben Willikens verbindet zum Beispiel in ihren düsteren Bildern die Melancholie.
Der "große Spötter und Antikünstler" Franz West wird in "Österreich - Deutschland" mit dem "deutschen Spötter" Sigmar Polke zusammengebracht, Arnulf Rainer mit Gerhard Richter, Georg Baselitz wiederum tritt in den Dialog "mit der Malerin Österreichs par excellence, Maria Lassnig", führte Schröder aus. Man wolle Besucherinnen und Besucher nicht durch das Wort und durch das Analysieren, sondern durch den visuellen Impact für das faszinieren, was abstrakte Malerei heute leisten kann.
Diese Vermittlung gelingt der Schau. Als Beispiel dafür seien gegenüber gehängte großflächige Bilder von Jörg Immendorff und Adolf Frohner hervorgehoben. Immendorff habe eine ganz andere Vorstellung von Politik als der Österreicher, bei ihm definiere das Thema der deutschen Teilung wie ein Schmerz jedes seiner Bilder, erklärte Schröder. Auf der anderen Seite "denkt Frohner nicht weniger realpolitisch, aber es ist nicht Österreich gegen etwas, sondern die Unterdrückung der Frau das großes Thema". Das Ausbrechen aus Zwängen verbindet beide.
(S E R V I C E - "Österreich - Deutschland, Malerei 1970 bis 2020, Albertina modern, 6.9.23-21.1.24, täglich 10 bis 18 Uhr, albertina.at)
Zusammenfassung
- "Wenn man den Titel zum ersten Mal hört, mag man vielleicht an Mannschaftssport denken, an Fußball, an das Wunder von Córdoba", sagte Kuratorin Constanze Malissa am Dienstag vor Medien.
- "Österreich - Deutschland, Malerei von 1970 bis 2020" stellt jeweils 13 Kunstschaffende aus jedem Land räumlich gegenüber.
- "Diese Dialoge sind geprägt durch Charakteristika wie stilistische, thematische und ästhetische Gleichheit."