APA/Martin Fichter-Wöß

José Carreras hat sich von der Staatsoper verabschiedet

"José Carreras ist ein Künstler, der dem Wort immer misstraut hat", meinte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zum Auftakt des Abends. Und entsprechend verlief die feierliche Abschiedsgala für den 74-jährigen Publikumsliebling am Dienstagabend, der damit dem Haus am Ring endgültig Lebewohl sagte: Carreras übernahm das Singen und überließ dem eloquenten Hausherrn das Reden. Und der schlug den großen Bogen über eine enge Opernbeziehung, die nun endgültig endete.

Ihren Ausgang nahm die musiktheatrale Liebesbeziehung zwischen dem spanischen Startenor und Wien am 28. Jänner 1974 mit einer "Rigoletto"-Inszenierung, in der Carreras den Herzog von Mantua sang. 1977 gelang ihm dann als Rodolfo in der "Boheme" endgültig der Durchbruch. Bis 1996 dauerte die Hochphase der Engagements am Ring, denen sich seither nur mehr einzelne Konzertabende anschlossen.

Bereits 1988 war Carreras zum Ehrenmitglied der Staatsoper ernannt worden und damit in jenem Jahr, als er nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung auf die Wiener Opernbühne zurückkehrte. 2013 folgte dann noch der Ehrenring des Hauses. "Die Staatsoper ist für ihn künstlerische Heimat", konstatierte Roščić.

Und dieser Heimat sang der schlanke, ergraute Carreras nun ein finales Adieu mit Liedern von Francesco Paolo Tosti, Furio Rendine oder Rodolfo Falvo, über weite Strecken lediglich begleitet von Lorenzo Bavaj am Klavier, bisweilen unterstützt vom Kallisto-Quartett. Dazwischen präsentierten sich mit der schwedischen Sopranistin Johanna Wallroth und dem madagassischen Bariton Michael Arivony zwei Mitglieder des neuen Opernstudios des Hauses als Vertreter der kommenden Sängergeneration, während sich Weltstar Elina Garanca ebenfalls einfand, um Carreras musikalisch auszubegleiten.

Fünf Zugaben erklatschte sich das begeisterte Publikum am Ende des Abends, dessen Erlöse nun in die karitative Stiftung Cape 10 fließen - ein weiterer Wohltätigkeitsakt des Sängers, der einst nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung die Carreras-Stiftung gegründet hatte, die seither über 300 Mio. Euro für die Forschung lukrieren konnte. Ganz mit leeren Händen musste die Opernlegende am Dienstagabend allerdings auch nicht nach Hause gehen, erhielt Carreras doch am Ende aus den Händen des Staatsoperndirektors ein Originalplakat jener "Boheme", mit der er 1977 seinen Durchbruch gefeiert hatte.

(S E R V I C E - www.wiener-staatsoper.at)

ribbon Zusammenfassung
  • "José Carreras ist ein Künstler, der dem Wort immer misstraut hat", meinte Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zum Auftakt des Abends.
  • Bis 1996 dauerte die Hochphase der Engagements am Ring, denen sich seither nur mehr einzelne Konzertabende anschlossen.
  • Bereits 1988 war Carreras zum Ehrenmitglied der Staatsoper ernannt worden und damit in jenem Jahr, als er nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung auf die Wiener Opernbühne zurückkehrte.