Im "Herz der Finsternis": Martha Jungwirth in Venedig
Jungwirth hat bei ihrem Paris-Aufenthalt im Vorjahr das Musée de l'histoire de l'immigration im Palais de la Porte Dorée, einem für die Pariser Kolonialausstellung von 1931 errichteten Gebäude, besucht und war tief bewegt. "Die Themen Migration und Verfolgung haben für mich eine komplett andere Realität bekommen. Die langjährige Geschichte der Verdrängung, welche bis heute andauert, hat mich tief bestürzt", erklärte sie.
Die daraufhin entstandene Serie "Porte Dorée" besteht aus imposanten Großformaten wie aus kleinformatigen Arbeiten. Auf sandfarbenem Untergrund entwickelt sie im so abstrakten wie dynamischen Gestus eine Farbpalette, die in pastosen Rosa- und Rottönen sowie "üppigen Grün- und Petrolnuancen auf die dichte Wildnis des zentralafrikanischen Regenwalds, der in 'Heart of Darkness' anschaulich beschrieben wird", Bezug nimmt, wie es im Pressetext heißt. "Die hier gezeigten Malereien sind direkt nach meiner Paris-Reise entstanden und meine Gefühle und Erinnerungen waren noch sehr präsent und lebendig", so Jungwirth.
Kurator Barbero schwärmte von der "Intensität, mit der Martha Jungwirth den Palazzo Cini entdeckte und durchquerte", als er sich mit ihr das erste Mal über die Möglichkeit einer Ausstellung in den Räumen des venezianischen Palastes unweit der Accademia austauschte. Galerist Thaddaeus Ropac, der die 84-jährige Malerin, die 2021 den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten hat, vertritt, freute sich gegenüber der APA darüber, dass es gelungen sei, den Zeitpunkt der nicht zur Biennale gehörenden Ausstellung auf die Biennale zu legen. "Das gibt natürlich noch einmal einen Aufmerksamkeitsschub."
Die nächste Stufe der Karriere der Österreicherin soll dann im Juni gezündet werden, wenn eine große, rund 170 Werke umfassende Retrospektive Jungwirths im Guggenheim Museum Bilbao eröffnen wird. "Das ist natürlich etwas ganz Besonderes", so Ropac. "Beides zusammen, Venedig und Bilbao, bestätigt die späte Wiederentdeckung einer großen Malerin auf eindrucksvolle Weise." Die Ausstellung im Palazzo Civi ist bis 29. September zu sehen.
(S E R V I C E - www.palazzocini.it/en/)
Zusammenfassung
- Die österreichische Malerin Martha Jungwirth präsentiert ihre Ausstellung 'Herz der Finsternis' im Palazzo Cini in Venedig, inspiriert von Joseph Conrads Novelle und einem Besuch im Pariser Migrationsmuseum.
- Ihre Werke, die durch die Themen Migration und Verfolgung geprägt sind, zeigen eine dynamische Farbpalette, die an den zentralafrikanischen Regenwald erinnert und die emotionale Reaktion der Künstlerin auf ihre Paris-Reise widerspiegelt.
- Die Ausstellung fällt zeitlich mit der Biennale zusammen und soll Jungwirths Karriere weiter vorantreiben, gefolgt von einer großen Retrospektive im Guggenheim Museum Bilbao im Juni, die rund 170 ihrer Werke zeigen wird.