Heidi Horten Collection widmet sich in "Look" Kunst und Mode
Sammlungsleiterin Christiane Kuhlmann, die die Schau gemeinsam mit dem österreichischen Modedesigner Arthur Arbesser kuratiert hat, bezeichnet "Look" als "Panorama der Blicke auf das Weibliche", wobei sich vor allem der Blick der vorwiegend männlichen Künstler von Klimt und Schiele über Warhol und Klein bis hin zu den Designs großer Modezaren wie Yves Saint Laurent und Christian Dior niederschlägt. Dieses Umstands ist man sich bewusst, weshalb sich im zweiten Obergeschoß auch - meist erst in den vergangenen zwei Jahren angekaufte - Arbeiten von Birgit Jürgenssen, Gudrun Kamp oder Michèle Pagel finden. Dennoch betont Kuhlmann, dass es immerhin eine Frau gewesen sei, die diese Frauenbildnisse gesammelt habe, die Arbeiten könnten auch als "erweitertes Porträt der Sammlerin" verstanden werden.
Dabei funktioniert die Kombination von Kunst und Mode erstaunlich gut: Thematisch startet man mit "Stars und Glamour" und stellt etwa Andy Warhols Blick auf Marilyn Monroe, Liz Taylor und Lee Radziwill neben exquisite Roben der Sammlerin, die ästhetische Blickachsen ermöglichen. Diese finden sich auch im Kapitel "Aufbruch in die Moderne" wieder, in dem man Parallelen zwischen Egon Schieles "Damenbildnis (Wally Neuzil)" von 1912 mit dem Abendkleid "Matisse" von Yves Saint Laurent gefunden hat. Weitere Kapitel sind dem Porträt - hier fehlt natürlich auch nicht ein Gemälde der Sammlerin von Margot Utvar aus dem Jahr 1972 -, dem Akt (von Ernst Ludwig Kirchner über Edgar Degas bis Tom Wesselmann) und schließlich dem "Female Empowerment" gewidmet.
Diesem "Perspektivenwechsel" weg vom "male gaze" trägt man etwa mit einer Reihe von Zeichnungen von Birgit Jürgenssen (mit Titeln wie "sich den weg pfluegen"), einem etwas anderen Büstenhalter von Michèle Pagel oder den "Alaia Shoes" von Sylvie Fleury Rechnung. Apropos Schuhe: In der Sammlung findet sich auch eine Serie von Warhol-Schuh-Drucken aus den 1950er-Jahren. In den späten 1950ern und 1960ern entstand übrigens auch eine Reihe von Schwarz-Weiß-Fotos von Heidi Horten, in der die Entwicklung des jungen Mädchens hin zur Milliardärsehefrau eindrücklich nachgezeichnet werden.
In einem der Kabinette schließlich widmet man sich ganz der Korrespondenz Hortens mit namhaften Modeschöpfern, die ihr Originalzeichnungen mit Stoffmustern schickten und Änderungen der Auftraggeberin umsetzten. Dass Horten nicht nur Kunst gesammelt hat, sieht man im "Tea Room", wo das Kunsthandwerk im Zentrum steht. Die Palette reicht dabei vom Wigand-Handarbeitskästchen mit Aquarellen von Wiener Ansichten bis zur vergoldeten Walnuss, die als Miniatur-Necessaire diente. Ihre Kleider hat Horten - trotz ihres immensen Werts von mehreren zehntausend Euro pro Stück - übrigens nicht gesammelt. Sie schenkte die Stücke im Bekanntenkreis weiter, von wo sie für die Ausstellung "zurückgesammelt" wurden.
Bei all der Würdigung der Sammlerin als Person gibt die Schau einen tiefen Einblick in den reichen Fundus, der dem Museum für künftige Ausstellungen noch zur Verfügung steht. Die luftige Hängung der über 120 Werke und 22 Roben gibt Raum für überraschende Blickwinkel und und lädt bisweilen zu einem zweiten "look" ein.
(S E R V I C E - Ausstellung "Look" in der Heidi Horten Collection, 21. Oktober bis 16. April 2023. Katalog "Look", hrsg. von Agnes Husslein-Arco, 350 Seiten, 39 Euro. Infos unter https://hortencollection.com/).
Zusammenfassung
- (S E R V I C E - Ausstellung "Look" in der Heidi Horten Collection, 21. Oktober bis 16. April 2023.
- Katalog "Look", hrsg. von Agnes Husslein-Arco, 350 Seiten, 39 Euro.