Glänzendes Finale mit Engelsklängen bei den Barocktagen Melk
Auch künstlerisch waren die Barocktage zum Generalthema "Eng(el)land" überaus reichhaltig. Zu den Highlights zählten u.a. die Aufführung der Oper "Dido und Aeneas" von Henry Purcell, der Auftritt der Lautten Compagney Berlin mit der charismatischen Saxofonistin Asya Fateyeva, eine Matinee mit dem Concentus Musicus, ein Late-Night-Liederabend mit Michael Schade, Luca Pianca und Giulia Genini, Dowland auf Wienerisch mit Agnes Palmisano und im Folkstil mit Lena Kuchling, und eben der Ausklang im Zeichen von "Angeli, Archangeli".
Engel und Erzengel wurden besungen von Giovanni Gabrieli bis Orlando di Lasso, von Heinrich Isaac bis William Byrd, hinreißend präzise und klanglich ideal auf den Kirchenraum hin interpretiert von den Tallis Scholars unter der Leitung ihres Gründers Peter Phillips. Dazu gab Aurore Baal instrumentale Intermezzi an der Orgel, darunter kurioserweise auch die Uraufführung eines 2015 entstandenen Werks namens "Bazar" des französischen Komponisten Christian Dachez. Die stilistische Nähe zu Ligeti ließ sich an kleinräumigen Clusterbildungen erkennen, die Nähe zum Motto des Abends erschloss sich hingegen nicht unmittelbar.
Durchaus originell erwies sich außerdem "The Bells" von William Byrd aus dem Fitzwilliam Virginal Book: Ein Stück, das in seinen manierierten Wiederholungen samt leichten Abwandlungen das Prinzip der Minimal Music vorwegnimmt. Doch der Großteil des von Ö1 direkt übertragenen Abends verströmte - in faszinierenden Modulationen - puren vokalen Wohlklang.
Zusammenfassung
- Mit sphärischen Klängen geistlicher Renaissance-Chormusik im prachtvollen Ambiente der Stiftskirche, dargeboten von den renommierten Tallis Scholars, sind die 43. Internationalen Barocktage Stift Melk am Montagabend zu Ende gegangen.
- Michael Schade, künstlerischer Leiter des Pfingstfestivals, kann zufrieden sein: Er sprach von 95 Prozent Auslastung.
- Auch künstlerisch waren die Barocktage zum Generalthema "Eng(el)land" überaus reichhaltig.