Frau geht mit H&M Einkaufstasche an der Hand auf der StraßeUnsplash

Wie schlecht ist "Fast Fashion" für unsere Umwelt?

Mode als Wegwerfgut. Längst kritisieren Forschende diese Kurzlebigkeit. Im Gespräch: Trendforscherin Christiana Varga und Konsumexpertin Lisa Panhuber von Greenpeace über "Fast Fashion".

Der Begriff "Fast Fashion" bedeutet wörtlich übersetzt "schnelle Mode". Dabei produzieren Modekonzerne schnell und billig enorme Massen an Kleidungsstücken. Dazuzählende Marken wie H&M und Zara bringen dabei bis zu 15 Kollektionen jährlich heraus und sorgen dafür, dass modeinteressierte Menschen alle zwei Wochen die neuesten Trends in den Geschäften wiederfinden. Onlinehändler wie SHEIN treiben es dabei auf die Spitze: Bei der "Ultra Fast Fashion"-Marke findet man sogar fast täglich neue Kleidungsstücke im Sortiment und erhalten dafür Kritik.

Warum ist "Fast Fashion" ein Problem?

Was "Fast Fashion" so schädlich macht, liegt vor allem an den Produktionsbedingungen. Um derart niedrige Preisniveaus anbieten zu können, wird die Produktion in Entwicklungsländer auslagert, in denen kaum Regulierungen existieren. Die vorherrschenden Arbeitsbedingungen verletzten regelmäßig Menschenrechte, dort Arbeitende werden unter gesundheitsschädigenden Umständen zu Hungerlöhnen ausgebeutet.

Hinzukommt, dass in den Produktionsländern kaum Umweltauflagen existieren. Ständig geraten hochgiftige Stoffe in die Umwelt, was allein die Textilproduktion für circa 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung verantwortlich macht. Der Schaden hört jedoch bei der Produktion nicht auf. Auch die Entsorgung mittels Verbrennens oder Lagern auf Deponien ist verheerend. Ein Drittel der produzierten Kleidung wird dabei sogar ungetragen vernichtet. Aufgrund des hohen Anteils von Mischfasern ist auch Recycling nur in einem geringen Maße möglich. 

Trendforscherin & Konsumexpertin über Fast Fasion

Konsumexpertin Lisa Panhuber und Trendforscherin Christina Varga im Gespräch mit Café Puls über die Auswirkungen von Fast Fashion auf unsere Umwelt. 

Warum kaufen wir trotzdem?

Das Problem schnelllebiger Mode ist bekannt, jedoch fällt es schwer, die Herkunft der Kleidungsstücke nachzuvollziehen. Auch der Markt für Gütezeichen ist kaum geregelt und bringt im Zweifelsfall eher mehr Verwirrung. Womit Endverbrauchende jedoch konfrontiert werden, sind ein wachsender Onlinehandel, Werbung und soziale Medien mit einer ständig wechselnden Trendlandschaft. Diese zielen auf die gleichen Hirnareale wie andere Suchtmittel ab, der niedrige Preis führt dabei zusätzlich in Versuchung.

Die kleinen Preisschilder bei "Fast Fashion"-Händlern sind bewusst so gestaltet und sollen Spontankäufe begünstigen. Das führt dazu, dass Produktionsmengen ständig steigen, gleichzeitig Rückgabequoten aber sinken – auch wenn es am Ende nicht ganz gefällt. Dies wurde in einer Umfrage bestätigt, laut der circa 185 Millionen Kleidungsstücke ungetragen in österreichischen Kästen liegen.

Was können wir tun?

Auch auf Konsumentenseite muss ein Umdenken erfolgen, um der Wegwerfgesellschaft entgegenzutreten. Sicher ist es im wirtschaftlichen Trubel verlockend, auf billigere Ware zurückzugreifen, teurere Marken sind zudem nicht für alle leistbar.

  • Auf auf weniger, dafür aber qualitativ hochwertigere und zeitlose Stücke setzen, auch "Slow Fashion" genannt
  • Kleidung aus Naturfasern kaufen. Diese sind gesünder und lassen sich besser recyceln.
  • Kleidung nicht wegwerfen, sondern spenden, tauschen oder reparieren.
  • Weitergegebene Textilien oder Schätze aus dem Secondhandhandel bringen Charakter, mit denen die immergleiche Massenware nicht mithalten kann.

Was braucht es noch?

Am Ende darf die Verantwortung nicht nur auf Konsumierende und ärmere Produktionsländer abgewälzt werden. Die Politik hat an dieser Stelle den größten Hebel und muss mit klaren Begrenzungen an Konzerne appellieren, die derzeit auf Kosten von Menschen und Umwelt profitieren.

Ein wichtiger Schritt wurde 2023 mit dem beschlossenen Lieferkettengesetz gemacht. Zum einen soll damit Transparenz geschaffen werden und alle Komponenten entlang der Wertschöpfungskette kontrolliert werden. Zum anderen können Konzerne bei Verstößen nun vor europäischen Gerichten geklagt werden.

Was ein erster Schritt ist, geht dennoch nicht weit genug. Organisationen fordern zusätzlich ein Vernichtungsverbot für neuwertige Ware, eine weitgreifende Ökoverordnung, die zur besseren Herstellung verpflichtet und letztendlich ein Verbot von manipulativer Werbung.

ribbon Zusammenfassung
  • "Fast Fashion" bezeichnet die schnelle und billige Produktion von Kleidung.
  • Online-Trends und soziale Medien fördern Spontankäufe bei "Fast Fashion" Händlern, was zur Überproduktion und Vernichtung ungetragener Kleidung führt.
  • Mit ein paar wichtigen Tipps, kann Kleidung bewusster konsumiert werden.
  • Ein erster Schritt zur Regulierung von Fast Fashion ist das 2023 beschlossene Lieferkettengesetz.