"ZiB"-Erfinder: Ex-ORF-Generalintendant Podgorski gestorben
Chefreporter, Sportchef und schließlich Generalintendant: Der Wiener Thaddäus "Teddy" Podgorski lernte den ORF aus vielen Positionen kennen.
Dabei zeichnete er für zahlreiche Erfolgsformate wie "Universum", "Bundesland heute" und "Seitenblicke" verantwortlich.
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Abseits des ORF begegnete man dem Fernsehpionier auch als Operetten-"Frosch" und Josefstadt-Regisseur. In der Nacht auf Samstag ist er im Alter von 88 Jahren gestorben, wie der ORF einen Bericht des "Standard" bestätigte.
"Der Tod von Thaddäus Podgorski macht mich zutiefst betroffen", trauert ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in einer Aussendung.
Podgorski habe den ORF wie sonst kaum ein anderer gekannt und mit dem Ausbau des 3sat Programmes, der TV-Regionalisierung und den zahlreichen Volksgruppensendungen "wesentliche Säulen für einen starken ORF errichtet".
"Genialer Geschichtenerzähler"
In einer ersten Reaktion würdigte "ZiB 2"-Anchorman Armin Wolf den Verstorbenen auf X (vormals Twitter) als "genialen Geschichtenerzähler".
https://twitter.com/ArminWolf/status/1768965058531311959
Geboren wurde Judas Thaddäus Podgorski, so der vollständige Name des späteren Allrounders, am 19. Juli 1935 in Wien als Sohn eines adeligen polnischen Ulanenoffiziers, der nach italienischer Kriegsgefangenschaft in Österreich sesshaft geworden war.
Nach der Matura am steirischen Stiftsgymnasium Admont (Steiermark) studierte er in Wien Kunstgeschichte und Germanistik.
Fernseh-Pionier und "ZiB"-Namensgeber
Bereits 1953 begann er als Nachrichtensprecher und Reporter beim Sender Rot-Weiß-Rot.
1955 wechselte er in den Aktuellen Dienst des neu gegründeten ORF-Fernsehens und wurde schon bald Leitender Redakteur der "Zeit im Bild", der er ihren Namen gab.
Dabei hätte er sich damals fast nicht getraut, diesen vorzuschlagen. "Weil er so altvaterisch klingt", erinnerte sich Podgorski in einem Interview.
Der Fernsehchef war auch nicht sonderlich begeistert davon, beließ ihn aber einstweilen, bis man einen besseren gefunden habe. "Und wie man sieht. Ein österreichisches Provisorium hält lange", schmunzelte Podgorski.
TV-Sportchef und ORF-Generalintendant
1967 wurde Podgorski zum Chefreporter befördert und sollte bald für zahlreiche Erfolgsformate verantwortlich zeichnen. Er entwarf erfolgreiche Sendungen wie "Sportpanorama", "Seitenblicke" und "An den Boxen".
1972 avancierte er zum TV-Sportchef des ORF. Diese Stelle hatte er bis zu seiner Bestellung zum ORF-Generalintendanten 1986 inne.
https://twitter.com/WKogler/status/1768970717968650337
Daneben stand er für die Sendungen "Seinerzeit" und "Jolly Joker" regelmäßig vor der Kamera. Hinzu kamen Abstecher ins Schauspielfach (etwa als Gestapo-Agent Pfalzner in "Der Bockerer") und Buchveröffentlichungen wie "Mohammed Ali".
In seinen vier Jahren Amtszeit als ORF-Chef trieb Podgorski die TV-Regionalisierung voran und war unter anderem für die Einführung der Bundesländersendung "Bundesland heute" verantwortlich.
Kein "Universum" ohne Podgorski
Die bis heute erfolgreiche Reihe "Universum" sowie der Ausbau der Programme für den öffentlich-rechtlichen Gemeinschaftssender 3sat gehen ebenfalls auf sein Konto.
Für sein Schaffen wurde Podgorksi in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach ausgezeichnet: 1985 erhielt er etwa das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und 1998 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.
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Zusammenfassung
- Thaddäus "Teddy" Podgorski, ehemaliger ORF-Generalintendant und Erfinder der "Zeit im Bild", ist im Alter von 88 Jahren verstorben.
- Während seiner vierjährigen Amtszeit ab 1986 war er für Meilensteine wie die TV-Regionalisierung und die Etablierung von "Bundesland heute" verantwortlich.
- Auch die bis heute erfolgreiche Reihe "Universum" geht auf sein Konto-
- Der Fernseh-Pionier war zudem als Schauspieler aktiv und veröffentlichte Bücher.