APA/BARBARA GINDL

Erinnerung an nie gebautes Festspielhaus in Hellbrunn

Mehr als 200 eingeschlagene Vermessungspflöcke und 20 "Platzanweiser" erinnern im Schlosspark von Hellbrunn und im Nashorngehege des angrenzenden Tiergartens in Salzburg an ein in den Jahren 1920 bis 1922 geplantes, aber nie gebautes Festspielhaus. Die künstlerische Intervention wurde im Rahmen des Kunstprojekts der Salzburger Festspiele "Der Traum von einem Feentempel" am Dienstag präsentiert.

Mehr als 200 eingeschlagene Vermessungspflöcke und 20 "Platzanweiser" erinnern im Schlosspark von Hellbrunn und im Nashorngehege des angrenzenden Tiergartens in Salzburg an ein in den Jahren 1920 bis 1922 geplantes, aber nie gebautes Festspielhaus. Die künstlerische Intervention wurde im Rahmen des Kunstprojekts der Salzburger Festspiele "Der Traum von einem Feentempel" am Dienstag präsentiert.

Festspielmitbegründer Max Reinhardt schwärmte bereits 1917 in einer "Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses in Hellbrunn" von einem durch die Trambahn gut erschlossenen Ort "abseits vom städtischen Alltagsgetriebe" im Grünen. Anfang der 1920er Jahre schien eine Verwirklichung nahe. Der Berliner Architekt Hans Poelzig fertigte von 1920 bis 1922 im Auftrag des Vereins "Festspielhaus-Gemeinde" Entwürfe an. Zunächst plante er ein kleineres Haus für 800 Zuseher und ein zweites, großes Haus für 2.000 Zuseher in expressionistischer Bauweise.

Im Jahr 1922 versachlichte Poelzig sein Konzept und plante ein einziges, großes Haus mit 3.000 Sitzplätzen, wie "Feentempel"-Projektleiter Norbert Mayr im APA-Gespräch schilderte. Der Grundstein zu dem mächtigen, 160 Meter langen und 110 Meter breiten Bauwerk wurde 1922 gelegt. Doch es wurde nie realisiert. Die damalige Geldentwertung sei sicherlich ein Grund dafür gewesen, sagte Mayr. Das für das Projekt gesammelte Geld und die Spenden "wurden dahingerafft". Zudem gab es nicht nur Befürworter. Der damalige Schriftsteller und Kunstkritiker Joseph August Lux äußerte Bedenken. Er sprach sich für ein Festspielhaus am Standort der ehemaligen fürsterzbischöflichen Reitschule im Zentrum der Stadt Salzburg aus, dort, wo jetzt das Haus für Mozart steht.

Die Kuppel des in Form einer Kegelpyramide geplanten Zuschauerraumes des Festspielhauses in Hellbrunn wäre 30 Meter hoch gewesen und hätte damit das Bühnenhaus überragt. Das Auditorium hätte bis ins jetzige Nashorn- und Gazellengehege des Zoos gereicht. Dort wären auch das Foyer und der Zugang für das Publikum samt Freitreppe positioniert gewesen, erklärten die beiden Salzburger Architekten Maria Flöckner und Hermann Schnöll. Sie haben mit Unterstützung von Norbert Mayr diese künstlerische Intervention konzipiert und mit Hilfe von Mitarbeitern des Zoos, des Gartenamtes und einer kleinen Baufirma umgesetzt.

Der mit den Vermessungspflöcken abgesteckte Grundriss auf der Wiese im südlichsten Teil des Hellbrunner Schlossparks skizziert das Ausmaß des Baus und vermittelt gleichzeitig den Eindruck einer beginnenden Baustelle. Die 20 gelben Stangen, die sogenannten "Platzanweiser", entlang der markierten Achse bieten dem Betrachter eine Orientierung über den Standort der Bühne und des Auditoriums. Dieser abgesteckte Bereich auf der Wiese kann von Interessierten durchschritten werden. Am Rande des Spazierweges symbolisiert ein 24 Meter langer Bretterstapel den Abdruck des Eisernen Bühnenvorhanges, der dort geplant war. Die Bretter können als Bank benutzt werden und laden zum Verweilen ein.

Auf die Pflöcke haben die Salzburger Architekten jeweils sechs Zitate von Reinhardt, Poelzig und aus damaligen Medienberichten gedruckt. Jeder einzelne Stempen ist auch noch mit einem einzelnen Buchstaben versehen. Die Buchstabenreihe aller Pflöcke ergibt einen Text aus Poelzigs Rede während der Präsentation seines Festspielhauses. Die Pflöcke sind gleichzeitig Takeaways zum Zwecke der Interaktion mit Besuchern. Wer will, kann sie als Erinnerungsstück mitnehmen. Letztendlich löst sich damit diese künstlerische Intervention wie Poelzigs Projekt auf, erläuterten die Architekten. Sie gehen davon aus, dass die "Platzanweiser" im Gehege des Zoos ebenfalls eine kurze Lebensdauer haben und aufgrund tierischen Interesses mit der Zeit ramponiert werden. Bereits beim Aufbau musste ein Gazellen-Bock, dem die Eindringlinge offensichtlich missfielen, vorübergehend eingesperrt werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als 200 eingeschlagene Vermessungspflöcke und 20 "Platzanweiser" erinnern im Schlosspark von Hellbrunn und im Nashorngehege des angrenzenden Tiergartens in Salzburg an ein in den Jahren 1920 bis 1922 geplantes, aber nie gebautes Festspielhaus.
  • Die künstlerische Intervention wurde im Rahmen des Kunstprojekts der Salzburger Festspiele "Der Traum von einem Feentempel" am Dienstag präsentiert.