Erdbeben in Wien? Was es mit den "Swift-Quakes" auf sich hat
Das Stadion ist bis auf den letzten Platz gefüllt, in den Rängen glitzern Pailletten. Pop-Phänomen Taylor Swift kommt auf die Bühne und bringt schon mit ihrem zweiten Song "Cruel Summer" das Stadion zum Beben - wortwörtlich.
In der kommenden Woche werden rund 170.000 Swifties das Ernst-Happel-Stadion erschüttern. Bei einem Konzert in Seattle konnten Seismolog:innen im vergangenen Juli ein "Swift-Quake" der Stärke 2,3 messen. Damit sicherte sich Swift einen Eintrag im Guinness-Buch der Weltrekorde für das "Musikkonzert mit der höchsten seismischen Aktivität".
Es folgten weitere Meldungen zu "Swift-Quakes", etwa aus Edinburgh, Zürich oder Hamburg. Der Begriff ist eine Anspielung auf das englische Wort "Earthquake", also Erdbeben. Besonders auffällig sollen die Messungen gleich zu Beginn der Konzerte gewesen sein, beim Fan-Favoriten "Cruel Summer".
Video: Das "Swift-Quake" in Seattle
Was es mit den "Erdbeben" auf sich hat
Um Erdbeben handelt es sich bei den "Swift-Quakes" aber höchstens umgangssprachlich, Wissenschaftler:innen schütteln bei dem Begriff eher den Kopf.
Es sind eigentlich leichte Erschütterungen des Bodens, erklärt Götz Bokelmann, Professor für Seismologie an der Universität Wien. Diese werden von den extrem genauen Messgeräten der Forscher:innen aufgezeichnet, für Menschen rund um die Stadien sind sie in der Regel nicht spürbar.
Bei einem "richtigen" Erdbeben würde die Erde brechen, tektonische Platten verschieben sich tief unter unseren Füßen. Bei den "Swift-Quakes" bringen die zehntausenden "Swifties", die über der Erde tanzen und mitsingen, den Boden zum Vibrieren.
"Das ist überhaupt nicht außergewöhnlich", erklärt Bokelmann. In der Seismologie könne man häufig solche "menschengemachten Ereignisse" beobachten. Allein die Schallwellen bei Konzerten würden ausreichen, um den Boden zu bewegen. Man müsse nur an eine Disco denken, wenn der Bass hämmert.
Sogar Änderungen des Luftdrucks "verschieben den Boden". Nicht nur tanzende Swifties, auch die Luft drückt die Erde nach unten. Auch das zeigt sich in den Aufzeichnungen der Forscher:innen.
"Swift-Quake" auch in Wien?
In Österreich misst GeoSphere Austria, wann die Erde tatsächlich bebt. Normalerweise interessieren sich die Seismologen vor allem für Naturgewalten, die kilometerweit spürbar sind. Doch ihre Geräte erfassen auch die Erschütterungen, die von Mega-Konzerten ausgehen - zuletzt von den Rockern von AC/DC.
Nach den Berichten über "Swift-Quakes" werden die Forscher:innen auch bei den Konzerten von Taylor Swift ganz genau auf ihre Messungen schauen. Vielleicht gibt es dann auch nach dem Stopp der Sängerin in Wien Nachrichten über ein "Erdbeben".
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Um Erschütterungen beobachten zu können, brauche es jedenfalls "kein Konzert, dafür braucht es nur ein Seismometer", macht Seismologe Bokelmann klar. Trotzdem sei es durchaus "interessant zu wissen, wie ein Konzert solche Wellen erzeugt. Ob es der Schall ist oder ob es die Zuschauer sind, die zusammen aufspringen." Kollegen würden das untersuchen, "wir eher weniger".
"Keiner in der Gruppe hat sich als Taylor-Swift-Fan geoutet", schmunzelt Bokelmann.
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Anders die Kolleg:innen in Hamburg: Forscher:innen der dortigen Universität hatten mit einem Messnetzwerk namens "WAVE" die Erschütterungen bei den Swift-Konzerten genauestens erfasst und sogar per Livestream in die ganze Welt übertragen.
Zusammenfassung
- Taylor Swift erschüttert mit ihrer "Eras Tour" den Erdboden.
- Aus zahlreichen Städten gibt es mittlerweile Berichte über "Swift-Quakes", die US-Sängerin soll Erdbeben auslösen.
- Was hinter dem Phänomen steckt.