Endspiel für die Monarchie? Kein royaler Weihnachtsfriede
Aus der Aussöhnung von König Charles III. und seinem kleinen Prinzen Harry wird wohl so schnell nichts.
Eigentlich ist "Endgame" gar nicht so spannend, wenn da der Skandal um eine Passage, die es laut Autor gar nicht geben dürfte, nicht wäre. In der niederländischen Fassung standen die Namen von zwei Royals, gegen die Harrys Ehefrau Meghan Vorwürfe erhob. Prinzessin Kate und der König selbst sollen sich besorgt über die Hautfarbe ihrer damals ungeborenen Kinder geäußert haben.
Wie die Namen in der niederländischen Version auftauchten, die kurzfristig aus dem Verkauf genommen wurde, ist unklar. Autor Scobie beteuert, er habe die Namen nie aufgeschrieben. Die Übersetzerinnen gaben an, sie wären in der ihnen vorgelegten Fassung gestanden. Die "Times" berichtete jüngst, in der vorläufigen Version, die Scobies Agentur an den niederländischen Verlag geschickt hatte, seien die Namen gestanden, in der späteren Endausgabe aber nicht mehr.
Ohrenbetäubendes Schweigen von Harry und Meghan
Was den Streit zwischen Harry und Meghan einerseits und dem Rest der Royal Family andererseits verschärft, ist die Stille. Das Schweigen des Paares, das seit Jahren in Kalifornien wohnt, sei ohrenbetäubend, zitierte der "Telegraph" aus dem Umfeld der königlichen Familie. "Sie könnten es stoppen, wenn sie wollten", sagte der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway.
Kocht der König?
Britischen Medien gilt Scobie, der bereits an einem anderen Buch über Harry und Meghan mitgewirkt hatte, als Sprachrohr des Paares. Indem sich die beiden nicht von Scobie distanzierten, hätten sie ihre Position im Familienzwist deutlich gemacht, sagte Royals-Experte Prescott. "Falls sie eine Wiederannäherung wollen würden, wäre dies eine gute Gelegenheit gewesen." Nach Informationen der "Daily Mail" ist Charles außer sich vor Wut. Sogar eine Klage sei möglich.
Aber wie sehr belastet es die Monarchie, dass ausgerechnet der König im Zusammenhang mit Äußerungen genannt wird, die von einigen Beobachtern als rassistisch gewertet wurden? Wird "Endgame" zum Endspiel für die Monarchie?
Keine Gefahr für die Royals
Royals-Experte Prescott glaubt nicht, dass Charles gefährdet ist. Der König habe viel für Multikulturalismus und Religionsfrieden getan, sein Einsatz für den Staatenbund Commonwealth, dessen meiste Mitglieder schwarze Bevölkerungsmehrheiten haben, sei anerkannt. Wer dem König positiv gegenüberstehe, werde seine Meinung nicht ändern. Eher müssten sich die Royals fragen lassen, warum sich die moderne britische Gesellschaft nicht im Hofstaat abbilde, sagte Prescott. Top-Ämter wie Privatsekretäre würden von weißen Männern besetzt.
Auch die BBC sieht "Endgame" nicht als zentrale Herausforderung für die Monarchie. Der Titel lege nahe, dass die Institution in ernsthaften Schwierigkeiten stecke, schrieb der Sender in seiner Rezension. "Doch dies ist nicht das Buch, das sie versenken wird."
Viel gefährlicher für die Royals wäre ein neuer Skandal, wie es ihn um Charles' Bruder Prinz Andrew gab. Er ist kaum noch öffentlich zu sehen, seitdem ihm eine US-Amerikanerin vorwarf, sie vor gut 20 Jahren als Teenagerin sexuell missbraucht zu haben. Ein Zivilprozess in den USA wurde angeblich gegen eine Millionenzahlung vermieden. Ein ähnliches Kaliber würde aber viele Untertanen glauben lassen, dass es sich bei Andrew nicht um einen Einzelfall, sondern um ein institutionelles Problem handle, sagte Prescott.
Zweitens: die Demografie. Dass sich junge Leute in Umfragen gegen die Monarchie aussprechen, ist nicht neu. Mittlerweile scheinen aber immer mehr Menschen diese Haltung beizubehalten, wenn sie älter werden. Die politische Stabilität und wirtschaftliche Sicherheit, die viele mit der 70-jährigen Regentschaft von Charles' Mutter Queen Elizabeth II. verbunden hätten, sei vorbei, sagte Prescott. Die aktuellen Probleme mit hohen Steuern und Lebenskosten würden auch mit dem König verbunden - da er nun mal das Staatsoberhaupt ist.
Mit William und Kate gibt es zudem nur zwei aktive jüngere Royals. Doch sie werden von vielen als zu langweilig empfunden. Mit Harry und Meghan sind zwei mögliche Repräsentanten, die auch mal neue Wege einschlagen konnten, weggebrochen, wie Prescott sagte.
Viele Menschen seien zudem einfach "royals-satt". Von Williams und Kates Hochzeit 2011 bis zur Krönung von Charles im Mai 2023 hätten die Briten mehr als ein Jahrzehnt voller königlicher Dröhnung erlebt, so Prescott. "Die Royal Family muss wieder langweilig werden, lediglich ihr Ding abspulen und sich von Streitigkeiten so gut wie möglich fernhalten." Bleibt aus Sicht des Palasts nur eine Sorge: die Unberechenbarkeit des Paares Meghan und Harry.
Zusammenfassung
- Das zweite Jahr in Folge verdirbt ein Buch den Royals die Stimmung vor Weihnachten.
- War es 2022 die Autobiografie "Reserve" von Prinz Harry, ist es nun "Endgame" von Omid Scobie.
- Aus der Aussöhnung von König Charles III. und seinem kleinen Prinzen Harry wird wohl so schnell nichts.
- Was den Streit zwischen Harry und Meghan einerseits und dem Rest der Royal Family andererseits verschärft, ist die Stille. Das Schweigen des Paares, das seit Jahren in Kalifornien wohnt, sei ohrenbetäubend, zitierte der "Telegraph".