Depp-Prozess: Psychologin attestiert Amber Heard Persönlichkeitsstörungen
Die von Depps Anwälten beauftragte Rechtspsychologin Shannon Curry führte am Dienstag (Ortszeit) aus, dass Heard ihrer Einschätzung nach zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen neige, die auch mit Gewalt einhergehen könnten. Depps Anwälte hoffen, mit dieser Aussage die Behauptung des Schauspielers zu untermauern, der sich als Opfer in der explosiven Beziehung beschrieben hatte.
Depp klagt wegen Gewalt-Vorwurf auf Verleumdung
Im Jahr 2016 hatte die Schauspielerin nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem "Fluch der Karibik"-Star häusliche Gewalt vor. In seiner Zivilklage hält Depp seiner Ex-Frau vor, in einem 2018 von der "Washington Post" veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies habe seinem Ruf geschadet. Der Schauspieler wird in dem Artikel nicht namentlich erwähnt. Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 45 Millionen Euro) Schadenersatz.
Heard beantragte 2019 zunächst eine Abweisung der Klage und reichte später ihrerseits eine Gegenklage unter anderem wegen Verleumdung gegen Depp ein. Darin fordert sie Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen Dollar und eine Geldbuße von 350.000 Dollar. Ein Richter wies einige Teile der Gegenklage ab, ließ andere jedoch zu.
Vor dem Gericht des Bezirks Fairfax im Bundesstaat Virginia erklärte die Psychologin, sie habe für ihr Gutachten unter anderem Gesundheitsakten und Audioaufnahmen geprüft und sei zweimal mit der Schauspielerin für Tests zusammengetroffen.
Dabei sei sie auch zu dem Schluss gekommen, dass Heard wegen der Beziehung zu dem "Fluch der Karibik"-Star nicht an einer posttraumatischen Belastungsstörung leide. "Frau Heard litt nicht an PTBS, und es gab auch ziemlich deutliche Hinweise darauf, dass sie Symptome einer PTBS erheblich übertrieb, als sie danach gefragt wurde", sagte Curry.
Heards Anwälte stellten die Aussagen der Psychologin Medienberichten zufolge im Kreuzverhör jedoch infrage: Sie sei voreingenommen, denn sie habe sich mit Depp und dessen Anwälten in seinem Haus zum Dinner getroffen, ehe sie den Auftrag erhielt. Curry entgegnete demnach, dies sei Teil des Auswahlprozesses gewesen.
Polizistin und Depps Verwalterin befragt
Auch die Aussage einer Polizistin in einer zuvor aufgenommenen Videoschalte wurde am Dienstag im Gerichtssaal gezeigt. Melissa Saenz beschrieb darin, dass sie nach einem Streit der Eheleute im Mai 2016 zu deren Penthouse in Los Angeles gerufen worden sei. Sie habe Heard weinend vorgefunden, aber keine Spuren von Verletzungen oder Sachschäden in der Wohnung entdeckt. Sie habe Heard nicht als Opfer häuslicher Gewalt angesehen, sagte Saenz aus. Wenige Tage nach dem Vorfall hatte die Schauspielerin vor Behörden erklärt, Depp habe ihr Verletzungen zugefügt.
Per Video sagte zudem die langjährige Verwalterin von Depps privater Insel auf den Bahamas aus. Sie sagte den Berichten zufolge, sie habe dort Ende 2015 einen Streit des Paares erlebt. Heard selbst soll in dem mehrwöchigen Prozess auch noch aussagen.
Depp bestreitet Schläge unter Eid
Depp hatte im Zeugenstand zuvor unter Eid erklärt, Heard niemals geschlagen zu haben. Am Montag hatte er seine viertägigen Aussagen abgeschlossen. Im Kreuzverhör mit den Anwälten seiner Ex-Frau wurde er dabei mit teils schockierenden Videos, Fotos und Audioaufnahmen konfrontiert, mit denen Heards Anwälte ein Bild von Depp als Süchtigen mit heftigen Ausfällen zeichnen wollten.
In einem gezeigten Video, von Heard aufgenommen, schlägt er morgens wütend in einer Küche um sich, trinkt ein großes Glas Wein und brüllt, dass er ihr zeigen werde, was "verrückt" sei. Im Kreuzverhör sagte Depp, dass er "einige Küchenschränke", aber nicht Heard angegriffen habe.
Am Tag zuvor hatte er in dem Verleumdungsprozess angebliche Gewaltausbrüche der "Aquaman"-Schauspielerin beschrieben. Während eines Streits im Jahr 2015 habe sie eine Wodka-Flasche auf ihn geworfen. Dabei sei ein Teil seines Mittelfingers abgetrennt worden. Heard hat diesen Vorwurf in der Vergangenheit bestritten.
Zusammenfassung
- Im Zivilprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp (58) und seine Ex-Frau Amber Heard hat eine Psychologin ausgesagt, sie habe bei der 36-Jährigen Persönlichkeitsstörungen festgestellt.
- Die von Depps Anwälten beauftragte Rechtspsychologin Shannon Curry führte am Dienstag aus, dass Heard ihrer Einschätzung nach zu emotionaler Instabilität und plötzlichen Wutausbrüchen neige, die auch mit Gewalt einhergehen könnten.
- Heards Anwälte stellten die Aussagen der Psychologin Medienberichten zufolge im Kreuzverhör jedoch infrage.
- Sie sei voreingenommen, denn sie habe sich mit Depp und dessen Anwälten in seinem Haus zum Dinner getroffen, ehe sie den Auftrag erhielt.
- Im Jahr 2016 hatte die Schauspielerin nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem "Fluch der Karibik"-Star häusliche Gewalt vor.
- Wegen Verleumdung klagt Depp auf rund 50 Millionen Dollar (gut 45 Millionen Euro) Schadenersatz.