Ausstellung "Kunst mit Salz und Wasser" in Bad Ischl
In Bad Ischl eine Ausstellung zu diesem Thema zu machen sei naheliegend gewesen, erzählt der Kurator. Auch der Ort hätte sich ganz natürlich angeboten. Am Ort, an dem das Alte Sudhaus steht, sei seit 1571 Salz gekocht worden. 1952 wurde das alte Gebäude abgerissen und etwas Neues gebaut. Das jetzige Gebäude diente nur noch 13 Jahre seinem gedachten Zweck, seither hat es eine wechselvolle Geschichte mit viel Leerstand. Nun haben die Salinen als Eigentümer 250.000 Euro für die Basisadaptierung des ersten Stocks als Ausstellungsfläche investiert. Damit konnten Klos eingebaut, Strom eingeleitet und eine Brücke über den Hof gelegt werden, um barrierefreien Zugang zu ermöglichen, erzählt Hattinger. Und erwähnt auf Nachfrage, dass aber keine geringe Miete für die Nutzung der Räume gezahlt werden müsse. Die 500.000 Euro Ausstellungsbudget sei zum geringsten Teil in Künstlerhonorare geflossen. "Hätten wir mehr Budget gehabt, hätten wir gerne mehr Künstlerinnen und Künstler gezeigt."
So sind es an die 20 Positionen, die auf 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche reichlich Platz zur Entfaltung haben, die Themen Salz und Wasser auf vielfältige Weise behandeln und so den Anspruch, "die zentrale Kunstausstellung der Kulturhauptstadt" zu sein, einlösen. Besucher sollten sich jedoch derzeit warm anziehen: Für den Einbau einer Heizung hat das Geld nicht gereicht. Dafür bekommt man in einigen kleineren Räumen neben den mit zeitgenössischer Kunst bespielten Hallen noch eine kurze und informative Geschichte des Salzbergbaus geboten. Den ursprünglich geplanten Ausstellungstitel "Salt.Lake.City" habe Salinen-Eigentümer Hannes Androsch übrigens mit dem Argument, es handle sich schließlich "nicht um eine Mormonenausstellung", persönlich und ultimativ beeinsprucht, erzählt Hattinger.
Die gezeigte "Kunst mit Salz und Wasser" besteht vorwiegend aus Videoarbeiten und Installationen. In den Kojen befindet sich u.a. Simon Starlings im Toten Meer aufgenommenes "Project for a Rift Valley Crossing", die "Räumliche Maßnahme" von Nicole Six und Paul Petritsch, bei der ein Mann die Eisfläche, auf der er steht, so lange mit der Spitzhacke bearbeitet, bis er einbricht, oder "Présage" des Marrokaners Hicham Berrada, der künstliche Wasserlandschaften in Aquarien durch Zugabe unterschiedlicher Elemente chemisch aktiviert: ein verblüffender, ebenso kontemplativer wie aufregender Vorgang.
Salzstein lässt sich auch für Skulpturen verwenden - um seine Zähne in Übergröße zu modellieren etwa (Michael Sailstorfer). Vor allem aber verändert sich Salz, bildet "Krusten" und "Rosen", überzieht abgestellte Schuhe mit einer Schichte aus Kristallen. Die Isländerin Anna Rún Tryggvadóttir hat eine Reihe von Felsbrocken mit einer Salzkruste überzogen und ist dabei, über diesen angebrachte Flaschen mit bunten Flüssigkeiten zu füllen. Ab Freitag wird in regelmäßigen Abständen ein Tropfen nach unten abgegeben. "Fast unmittelbar beginnt auf den Steinen ein Prozess des Blühens", erklärt die Künstlerin. So wird bis zum Ende der Ausstellung im Oktober aus einer monochrom weißen Arbeit eine bunte Blumenwiese aus Salz.
Nebenan hat der Japaner Motoi Yamamoto in zweiwöchiger Arbeit rund sechs Tonnen Ischler Salz auf 100 Quadratmetern zu einem seiner berühmten Labyrinthe verarbeitet, die hier - passend zum Salzkammergut - in ein kleines Salzgebirge übergehen. "In Japan ist Salz ein Symbol der Reinheit. Deswegen war Yamamoto besonders fasziniert davon, dass es bei uns aus dem Berg kommt", erklärt Hattinger, der auch Christine Biehler um eine Arbeit gebeten hat. Ihre mächtige Installation "persalem" erzeugt mittels Salzbatterien Strom, der in regelmäßigen Abständen eine Orgelpfeife zum Tönen bringt. Fast genauso beeindruckend ist die "Water Filtration Unit" von Lucy und Jorge Orta, die auf eine Plätte gestellt wurde, auf der früher auf der Traun Salz transportiert wurde.
Sozialkritik und Umweltthemen ziehen sich durch fast alle Arbeiten, etwa auch durch Caterina Gobbis Soundinstallation, die Klänge des schmelzenden Dachsteingletschers zur Grundlage hat. Eva Schlegels QR-Codes sind ebenso poetisch wie politisch. Im Sudhaus ist eine VR-Installation, die mit einem Salzregen Informationen verbindet, abrufbar, auf der Bräuwiese am Traunsee begegnet man schwebenden Augäpfeln, am Toplitzsee kann man mit dem Boot virtuell in Explosionen eintauchen, die einen einmal mit tausenden Schmetterlinge umgeben, ein anderes Mal mit dem berühmten Nazischatz, der angeblich hier versenkt sein soll.
Norbert W. Hinterberger hat in dreimonatiger Arbeit gleich das Panzerschiff "Aurora", das einst buchstäblich den Startschuss zur Russischen Revolution abgegeben hat, nachgebaut - aus Brot. Und er setzt sie in ein Becken aus Salzbrocken aus Altaussee. Die politische Komponente seiner Installation "Schwere See" habe durch den Ukrainekrieg an Brisanz gewonnen, sagt er, aber man könne sein Werk auch einfach als Willkommensgruß verstehen: Brot und Salz bilden ebenso eine historische Dualität wie Salz und Wasser.
Das Alte Sudhaus soll künftig, geht es nach Bürgermeisterin Ines Schiller, generalsaniert werden und eine Bibliothek ebenso beherbergen wie ein Offenes Kulturhaus und Co-Working-Spaces. "Ich würde mir auch einen Ausstellungsraum wünschen", meint Gottfried Hattinger. "Derzeit hat Bad Ischl nämlich keinen."
(S E R V I C E - Ausstellung "Sudhaus - Kunst mit Salz und Wasser", Altes Sudhaus Bad Ischl, 20. Jänner bis 31. Oktober. https://www.salzkammergut-2024.at/projekte/sudhaus/)
Zusammenfassung
- Es ist eine gewichtige Ausstellung, die im Alten Sudhaus in Bad Ischl aufgebaut wird, um rechtzeitig zur Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt am Samstag fertig zu sein.
- Kurator Gottfried Hattinger spricht von rund acht Tonnen Salz, die die Salinen AG für "Sudhaus - Kunst mit Salz html5-dom-document-internal-entity1-amp-end Wasser" zur Verfügung gestellt hat.
- Am Ort, an dem das Alte Sudhaus steht, sei seit 1571 Salz gekocht worden.