APA/APA/Ars Electronica/NOTRE DAME 3D DATA FROM ANDREW TALLON/YANN ARTHUS BERTRAND AND TSVP

Ars Electronica holt Notre-Dame nach Linz

Am 8. Dezember 2024 wird die 2019 abgebrannte Kathedrale Notre-Dame de Paris wiedereröffnet - tief Eintauchen in das gotische Gebäude kann man bereits jetzt in immersiver Form im Deep Space 8K des Ars Electronica Centers in Linz. Gemeinsam mit den französischen Start-ups Iconem und Histovery erstellte das Ars Electronica Futurelab ein riesiges dreidimensionales Modell der Kathedrale, in dem dank Gigapixel und spezieller Applikation Details ganz nah erkundet werden können.

"Wir hatten eine tolle Eröffnung während des Ars Electronica Festivals und auch international viele Anfragen", sagte Michaela Wimplinger, verantwortlich für Sonderprojekte bei der Ars Electronica, im APA-Gespräch. Für die Vorführungen im Deep Space gab es eine Warteliste, darum sei sie "glücklich, dass wir Notre-Dame über einen längeren Zeitraum zeigen können", bis Ende 2025, derzeit samstags und sonntags um 13 Uhr. Zur Wiedereröffnung der Kathedrale in Paris arbeite man an einem "erweiterten Programm". Schulen binden den "Besuch" der Kathedrale in ihren Unterricht ein und auch andere spezielle Vorführungen werden angeboten.

Für die Präsentation von Notre-Dame wurden Laser-Scans des belgischen Kunsthistorikers Andrew Tallon verwendet. Material, das auch Architekten bei der Rekonstruktion der Kathedrale half. "Unser Futurelab hat eine Applikation generiert, mit der man Details genau anschauen und auch steuern und 'durchfliegen' kann", so Wimplinger. So lassen sich Einblicke gewinnen, die anders nicht möglich wären. Gefördert wurde das Cultural-Heritage-Projekt vom Dorotheum, dem Kulturland Oberösterreich, unterstützt vom österreichischen Außenministerium und dem Institut français d'Autriche im Rahmen der Strategie für die internationale Verbreitung der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Tief Eintauchen in die Kunst der Restaurierung kann man mit dem zweiten Objekt aus dem diesjährigen Festivalprogramm: "Junger Ritter in einer Landschaft" (ca. 1505) des venezianischen Künstlers Vittore Carpaccio. Das Museo Nacional Thyssen-Bornemisza aus Madrid stellte dafür Videos des Restaurierungsprozesses zur Verfügung und dies erlaubt, im Deep Space 8K einen exklusiven Blick auf die Vorher-Nachher-Bilder von Carpaccios Ritter zu werfen. Diese Präsentation ist bis September 2025 immer wieder zu sehen und wurde unterstützt von der Spanischen Botschaft Wien. Für Wimplinger geht es dabei auch um Nachhaltigkeit, denn sensible Kunstwerke werden oft nicht gerne verschickt und "wir bringen ein Stück kulturellen Erbes im Deep Space".

Die Cultural-Heritage-Reihe gibt es seit 2018, begonnen mit einer Kooperation zwischen der belgischen Botschaft und dem Kunsthistorischen Museum zum Renaissance-Maler Bruegel, dem Älteren. Damals wurden einige seiner Werke in Gigapixel-Bildern präsentiert. Seither gab es Projekte unter anderem mit dem Vatikanischen Museum und der österreichischen Botschaft des Heiligen Stuhls, dem spanischen Reina Sofia und etlichen Botschaften und Kulturinstituten. Michaela Wimplinger ist in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Instituten und Organisationen. Ziel ist es, dass mehr Menschen Zugang zu kulturellem Erbe erhalten.

Für Wimplinger sind dies "schöne Synergien", Experten und Kuratorinnen werden eingeladen, Projekte vorgestellt und das Futurelab liefert die technische Umsetzung. "Die Ars Electronica spricht bei den Inhalten mit, viele Museen haben noch keine Digitalisate ihrer Werke, das wird aber mehr werden, Transporte sensibler Kunstwerke weniger", meint sie. Man suche immer nach neuen Präsentationsformen, wie etwa 2023 bei einer Gegenüberstellung von Pablo Picassos "Dame in Blau" mit "Eine Welt" der spanischen Künstlerin Angeles Santos aus dem Museo Reina Sofia in einer Genderperspektive. Es gebe mehr und mehr Zusammenarbeit mit den Wiener Einrichtungen, aber freilich sei die Produktion teuer, denn es brauche eine hohe Auflösung der Digitalisate und ein bestimmtes Format für den Deep Space 8K. Bei der Präsentation von Notre-Dame will man ermöglichen, sie außerhalb des Deep Space auf einem 4K-Screen zu zeigen. Für die kommenden Jahre gibt es schon "Ideen und gute Gespräche" blickt Wimplinger voraus.

(S E R V I C E - Mehr Infos und Programm unter http://ars.electronica.art)

ribbon Zusammenfassung
  • Die Kathedrale Notre-Dame de Paris wird am 8. Dezember 2024 wiedereröffnet. Im Ars Electronica Center in Linz kann man sie bereits jetzt in einer immersiven 3D-Darstellung erleben.
  • Das Projekt, das bis Ende 2025 läuft, verwendet Laser-Scans des Kunsthistorikers Andrew Tallon und wurde von Institutionen wie dem Dorotheum und dem Kulturland Oberösterreich gefördert.
  • Ein weiteres Highlight des diesjährigen Festivalprogramms ist 'Junger Ritter in einer Landschaft' von Vittore Carpaccio, das im Deep Space 8K präsentiert wird.