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Akte Andrew Tate: "Ich werde diese Nutten versklaven"

Mit frauenfeindlichen Tipps und gewalttätigen Lebensweisheiten wurde der Influencer Andrew Tate berühmt. Im Dezember wurden er und sein Bruder in Rumänien unter anderem wegen des Vorwurfs des Menschenhandels festgenommen. Nun sind erste Informationen aus den Ermittlungsakten durchgesickert.

Die rechten Influencer-Brüder Tristan und Andrew Tate müssen sich nach ihrer Festnahme in Rumänien dort wegen Menschenhandels, Vergewaltigung und der Bildung einer kriminellen Organisation verantworten. Auch in den USA und Großbritannien stellen. Die britische BBC hat Einblick in die Ermittlungsakten erhalten und Teile der dortigen Transkripte und Zeugenaussagen veröffentlicht.

Warnhinweis für die Leser

Befehle, Drohungen, Hinweise auf Vergewaltigung und Beleidigungen sind in dem rund 300-Seiten-Akt zu lesen. Die veröffentlichten Ausschnitte zeigen ein verstörendes und vulgäres Bild des Tate-Umfeldes. Die Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern vor, sie hätten Frauen unter dem Vorwand einer romantischen Beziehung in die Irre geführt und dann ausgebeutet. Zudem sollen sie sich an sexueller Ausbeutung beteiligt haben und Frauen durch Gewaltandrohung und Manipulation zu pornografischem Material genötigt haben.

Neben ihnen sind noch die beiden Frauen Georgiana Naghel und die ehemalige Polizistin Luana Radu angeklagt. Sie sollen als Lockvögel gedient haben. Bisher weiß man von sieben mutmaßlichen Opfern, die Beschuldigten bestreiten alle Vorwürfe.

"Ich lasse sie wie Sklaven arbeiten"

Eines der Transkripte gibt ein Gespräch von Tristan Tate mit einer unbekannten Person wieder. Dieser soll er erklärt haben: "Hauptsächlich werde ich diese Nutten versklaven. [...] Ich werde sie noch mehr und noch mehr Stunden arbeiten lassen ... Ich lasse sie wie Sklaven arbeiten. [...] SKLAVENarbeit. Mindestens 10 oder 12 Stunden am Tag".

Die betroffenen Frauen mussten unter Androhung körperlicher Misshandlungen Inhalte für TikTok, OnlyFans oder Pornoseiten produzieren. Dabei hatten sie einen strikten Plan und Regeln zu befolgen. Den Großteil der Einnahmen behielten die Tate-Brüder für sich, ihre Opfer bekamen lediglich ein kleines "Gehalt".

Ausgebeutet, bedroht, gepeinigt

Aus einer transkribierten Audiobotschaft aus dem Jahr 2020 geht hervor, dass Tristan den Mädchen keinen Zugriff auf die Plattformen selbst geben wollte: "Ich möchte nicht, dass sie die Passwörter haben, ich möchte nicht, dass sie irgendetwas haben". Zudem habe er den Frauen gar nicht sagen wollen, dass es einen OnlyFans-Account auf ihren Namen gibt: "Ich will, dass das Geld von mir und dir verwendet wird, scheiß auf sie ...".

Von dem verdienten Geld sollen die Frauen tatsächlich nicht viel gesehen haben. Sie hätten einen monatlichen Betrag erhalten. Wie viel Umsatz sie mit ihren Porno-Videos tatsächlich machten, wurde ihnen verschwiegen. 50 Prozent oder mehr der Einnahmen behielten ihre Peiniger.

Wer nicht gehorchte, bekam noch weniger. So durften die Frauen nicht zu lange Pause machen, weinen oder sich die Nase abwischen. Eine Frau soll dadurch Schulden in Höhe von 4.000 Euro angehäuft haben.

In den Unterlagen sind auch Nachrichten von Naghel an die Frauen zu finden. Sie soll für die Videoproduktion und die Gage der Frauen verantwortlich gewesen sein. Via SMS soll sie den Frauen mit "Ich schlag deine Zähne ein" oder "Du endest im Leichenhaus" gedroht haben.

Sexuelle Gewalt

In einer Audiodatei ist Andrew Tate zu hören, wie er eines der Opfer nach Gruppensex fragt. Diese verneinte zunächst und meinte später: "Baby, das mache ich nur mit Alkohol. Ohne kann ich das nicht". Der 36-Jährige erwiderte nur: "Halt die Fresse, du Hure, du wirst das tun, was ich dir sage!"

In den vorliegenden Dokumenten ist auch der Bericht eine Frau zu finden, die angibt, Andrew Tate habe sie mehrmals während des Sex ins Gesicht geschlagen. Sie habe sich nicht wehren können, da Tate ihrem Kopf festgehalten hätte. Zudem habe er ihr gedroht, sie zu schwängen und einzusperren, sollte er weiterhin "negative Nachrichten" von ihr erhalten.

Wenn Frauen nicht taten, was Tate verlangte, sei es zu Gewaltausbrüchen während des Sex gekommen, erzählt eine andere Frau. Es sei seine Art gewesen, seiner "Frustration Luft zu machen".

Möglicherweise nicht zugelassen

Es ist nicht gesichert, ob die Audioaufnahmen als Beweise zugelassen werden. Ihre Echtheit sei schwer zu belegen, da einige der transkribierten Nachrichten möglicherweise ursprünglich auf Englisch verfasst oder aufgezeichnet worden waren. Die rumänische Staatsanwaltschaft habe diese übersetzt, die BBC hat diese wiederum ins Englische zurückübersetzt.

Die Anwälte der Tate-Brüder könnten Experten zufolge bereits vor Prozessbeginn die Beweise der Anklage anfechten. Selbst wenn sie zugelassen werden, könnten die Brüder sie während der Verhandlung anfechten, indem sie die Richtigkeit bzw. den Kontext bestreiten oder überhaupt abstreiten, das Aufgezeichente gesagt zu haben.

Anlaufstellen bei Gewalt:

  • Frauen-Helpline: 0800/222 555
  • 24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
  • Gewaltschutzzentrum: 0800/700 217
  • Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
  • Männerberatung Wien: 01/603 28 28
  • Rat auf Draht - Hilfe für Kinder & Jugendliche: 147
  • Im Fall von akuter Gewalt: Polizei-Notruf: 133
ribbon Zusammenfassung
  • Mit frauenfeindlichen Tipps und gewalttätigen Lebensweisheiten wurde der Influencer Andrew Tate berühmt.
  • Im Dezember wurden er und sein Bruder in Rumänien unter anderem wegen des Vorwurfs des Menschenhandels festgenommen.
  • Einem britischen Medium wurde nun ein Blick in die Zusammenfassung des Ermittlungsaktes gewährt und gibt ein verstörendes Bild wider.