Tunesiens Präsident Saied erhielt offiziell 90 Prozent
Schon am Sonntagabend hatte sich nach Schließung der Wahllokale abgezeichnet, dass Saied einen klaren Sieg einfahren würde. Der Präsident versprach, umgeben von Hunderten Anhängern, Tunesien von Korruption und "Verschwörern" zu befreien. Saied ist vor allem bei Geringverdienern beliebt. Mit knapp 29 Prozent war die Wahlbeteiligung aber relativ niedrig - ein Ausdruck der Unzufriedenheit vieler Tunesier, die das Vertrauen in die Politik verloren haben.
Nach den Massenprotesten von 2011, die Langzeitherrscher Zine al-Abidine Ben Ali zu Fall brachten, galt Tunesien als einziges Land der Region, das einen schrittweisen Übergang zur Demokratie vollzog. Saieds Kurs dämpfte diese Hoffnungen in den vergangenen Jahren. Nun fürchten Opposition, Menschenrechtler und Beobachter in dem kleinen Mittelmeerland, dass der 66-jährige seine Macht noch weiter festigen dürfte.
"Die Wahl hat dazu gedient, Saieds Nervosität, mangelndes Vertrauen in seine eigene Beliebtheit, Intoleranz gegen jegliche Kritik und vollständige Missachtung von Rechtsstaatlichkeit weiter zu entlarven", schrieb Yusra Ghannouchi, Tochter des derzeit inhaftierten Chefs der moderat-islamistischen Partei Ennahda, Rached Ghannouchi. Die Wahl habe "jeden Fetzen der Glaubwürdigkeit" verloren, schrieb sie in einem Beitrag bei der Nachrichtenseite "Middle East Eye".
Zusammenfassung
- Kais Saied wurde bei der Präsidentschaftswahl in Tunesien mit über 90 Prozent der Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt, während die Wahlbeteiligung nur bei 29 Prozent lag.
- Die beiden Gegenkandidaten blieben weit abgeschlagen und erhielten lediglich 7,4 Prozent bzw. knapp 2 Prozent der Stimmen.
- Opposition und Menschenrechtler äußern Bedenken, dass Saied seine Macht weiter festigen könnte, was die demokratische Entwicklung Tunesiens gefährden könnte.