Wenn Siri errötet – Sprachassistenten vermitteln Stereotypen
Sprachassistenten, wie Siri und Alexa sind dafür bekannt, dass sie die Wünsche ihrer Nutzer erfüllen und auf Fragen gezielt antworten. Hinter dieser Technik versteckt sich laut der Journalistin und Autorin Ingrid Brodnig allerdings die Kritik an Genderstereotypen. "Es scheint mir geradezu paradox, dass sich Feministinnen und Feministen über Jahrzehnte hinweg dafür eingesetzt haben, dass wir Rollenklischees überwinden und in dem Moment, wo Technik aufkommt, … bekommt diese Technik oftmals einen weiblichen Namen, eine weibliche Stimme. Die digitale Sekretärin ist dann doch eine Frau", sagte Brodnig am Freitag in ihrem Vortrag anlässlich des Weltfrauentags in der Präsidentschaftskanzlei.
Siri "eine schöne Frau"
Problematisch sei dies laut Brodnig vor allem durch die starke Präsenz von Sprachassistenten in den Kinderzimmern. Den Kindern werden so die Gendervorstellungen vermittelt, die in den Geräten vorprogrammiert sind. Durch die Corona-Krise hat sich dies sogar verstärkt. Diese sexistischen Stereotypen fangen laut einem Artikel der "Zeit" bereits bei den Namen der Assistenten an. Der Name Siri soll beispielsweise aus dem Norwegischen kommen und übersetzt "eine schöne Frau" bedeuten, heißt es im Artikel. Auffällig seinen auch die runden Formen und sanften Frauen-Stimmen der Sprachassistenten und die devote Art der digitalen Helfer.
Siri "errötet" auf Beleidigungen
Besonders die Reaktion von Siri und Co auf sexuelle Belästigung oder Beleidigungen führte zu einer Diskussion. Auslöser war ein "Quartz"-Artikel, in dem Journalistin Leah Fessler die Antworten der verschiedenen Sprachassistenten auf Beleidigungen analysierte. Während Siri auf sexistische Beleidigungen errötet, soll Alexa sich bedankt und Google Home diese nicht verstanden haben. Die Reaktion der Hersteller auf die Vorwürfe, war eine Änderung der Antworten.
Genderschieflage in Technik
Auch ein Bericht der UNESCO kritisiert die Unterwürfigkeit der Sprachassistenten. Der Bericht selbst wurde nach einer Antwort des Apple-Assistenten Siri benannt. "Ich würde erröten, wenn ich könnte" war Siris Antwort auf sexistische Beleidigungen. Siris Antworten sollen laut der UNESCO das Bild einer heterosexuellen Frau erzeugen, die tolerant, wenn nicht sogar einladend auf männliche Belästigung reagiert.
"Diese Debatte rund um Alexa und Siri zeigt für mich, dass Geschlecht sehr wohl in der Digitalen Debatte eine Rolle spielt und dass wir auch Genderschieflagen zum Teil in die Technik einbauen können", sagte Ingrid Brodnig in ihrem Vortrag. "Vorurteilsfreie Kommunikation bedeutete, dass ich respektvoll bin. Eine von Ungleichheiten geprägte Gesellschaft, die wird diese ungleiche Situation immer aufs Neue replizieren. Egal welche Technik sie nutzt", fasste die Journalistin das Problem zusammen.
Zusammenfassung
- Anlässlich des Weltfrauentags sprach die Journalistin Ingrid Brodnig über die Stereotypen, die Sprachassistenten, wie Siri oder Alexa repräsentieren.
- Besonders die Reaktion von Siri und Co auf sexuelle Belästigung oder Beleidigungen führte zu einer Diskussion.
- Während Siri auf sexistische Beleidigungen errötet, soll Alexa sich bedankt und Google Home diese nicht verstanden haben.
- "Diese Debatte rund um Alexa und Siri zeigt für mich, dass Geschlecht sehr wohl in der Digitalen Debatte eine Rolle spielt und dass wir auch Genderschieflagen zum Teil in die Technik einbauen können", sagte Ingrid Brodnig in ihrem Vortrag.