Rohrer: SPÖ "wahrscheinlich nicht mehr zu retten"

Journalistin Anneliese Rohrer sieht die SPÖ verloren. Die beiden übriggeblieben Kandidaten – Hans Peter Doskozil und Andreas Babler – sollen nun am Parteitag austragen, wer Parteichef wird. Die Mitgliederbefragung sei für sie ein "Riesenfehler" gewesen.

Die SPÖ "ist wahrscheinlich nicht mehr zu retten". Mit diesen drastischen Worten beschreibt "Die Presse"-Journalistin Anneliese Rohre den aktuellen Zustand der SPÖ.

Nachdem das Ergebnis der Mitgliederbefragung am Montag verkündet wurde, wurde am Dienstag im SPÖ-Präsidium und Vorstand darüber diskutiert, wie es nun weitergehen soll. Die vom Traiskirchner Bürgermeister, Andreas Babler geforderte Stichwahl der Mitglieder, findet nicht statt. Stattdessen werden die Delegierten am 3. Juni beim außerordentlichen Parteitag in Linz zwischen Doskozil und Babler entscheiden. 

Rohrer findet, man hätte die Debatte um die Führungsspitze gleich bei einem Parteitag regeln sollen. "Man hätte von Anfang sagen können 'Okay der Babler will, der Doskozil will, noch wer?' und dann hätte man abstimmen können." Rohrer sieht die Mitgliederbefragung als "Riesenfehler" an. 

Klarer Sieg Doskozils? "Lächerlich"

Autorin und Arbeitsmarktexpertin Veronika Bohrn Mena findet, dass der Prozess "von Anfang an so aufgesetzt war, dass es nicht funktionieren kann". Es habe ein Interesse daran gegeben, "den Prozess so gut wie möglich zu diskreditieren, anstatt ordentlich aufzusetzen und seriös durchzuziehen".

Dass Doskozil und sein Team von einem klaren Sieg sprechen, obwohl zwischen dem ersten und zweiten Platz lediglich ein Unterschied von rund 2.000 Stimmen ist, findet Rohrer "lächerlich". "Ich kapier' das seit gestern nicht".

Der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina stimmt zwar zu, dass es kein klares Ergebnis sei, nichtsdestotrotz habe Doskozil gewonnen, "so ist es beim Sport: Der Erste ist der Erste". Er wünscht sich keinen zusätzlichen Parteitag, der "Porzellan zerschlägt". Vielmehr sollten sich die Kandidaten oder Repräsentanten zusammensetzen und beraten, wie es weitergehen soll.

Keiner, der Herz und Hirn vereint 

Vor der Befragung hätte Kalina gesagt, dass Doskozil bei einem Parteitag gewinnen würde, nun sei er sich nicht mehr sicher: Es "sind zu viele Emotionen im Spiel". Für ihn steht die Frage im Raum, ob die Delegierten nach ihrem Herzen (Babler) oder ihrer Vernunft (Doskozil) entscheiden würden.

Rohrer sieht bei der SPÖ aktuellen niemanden, der Hirn und Herz vereint: "Müsste man annehmen, sie haben diese Person bisher versteckt". Für die Journalistin steht im Vordergrund: Wie und mit wem kann man Wahlen gewinnen? 

Rohrer: Ergebnis war Ohrfeige für Ludwig

Eine Person, die bekannterweise eine Aversion gegen Doskozil hat, soll der Wiener Bürgermeister Michel Ludwig sein. Besonders die Wiener SPÖ sprach sich in den Gremiensitzungen am Dienstag für eine Stichwahl aus, zuletzt stellte sie sich rücken-stärkend hinter Rendi-Wagner. Doskozil werde es beim kommenden Parteitag damit schwer haben, die Wiener SPÖ auf seine Seite zu ziehen.

Ludwig zu Stichwahl: "Wäre sinnvoll gewesen"

Watsche für Wien?

Wie ist die Wiener Situation denn nun einzuschätzen? Rohrer meint, der "Herr Wiener Bürgermeister kann einfach still sein". "Wenn Ludwig g'scheit ist, beschädigt er sich nicht noch weiter. Er hat im Moment nix". Das Ergebnis der Mitgliederbefragung sei für ihn und die ganze Wiener SPÖ eine Ohrfeige gewesen. "Vor allem ist eine wahnsinnige Ohrfeige für die Granden der SPÖ. Die sind da aufgefahren für die Rendi-Wagner und stehen jetzt belämmert dar".

ribbon Zusammenfassung
  • Journalistin Anneliese Rohrer zieht düstere Zeiten für die SPÖ.
  • Die beiden übriggeblieben Kandidaten - Hans Peter Doskozil und Andreas Babler - sollen nun am Parteitag austragen, wer Parteichef wird.
  • Die Mitgliederbefragung sei für sie ein "Riesenfehler" gewesen.