UnterseekabelPULS 24

750.000 Meilen unter dem Meer

Unterseekabel: Die Daten-Highways, die die Welt verbinden

19. Feb. 2025 · Lesedauer 5 min

Unterseekabel schafften es in jüngster Vergangenheit vor allem in Zusammenhang mit mutmaßlicher russischer Sabotage in die Schlagzeilen. Ihre Bedeutung für den weltweiten Datenverkehr kennen dabei nur die wenigsten. Nun will Facebook-Mutter Meta ein neues Mega-Kabel um die Welt spannen. Was es mit den Daten-Highways unter Wasser auf sich hat.

Beim Thema Internet denken wohl die meisten Menschen an kabellose Datenübertragung und Schlagwörter wie Satelliten oder WLAN. Doch was nur die wenigsten ahnen: Rund 99 Prozent des interkontinentalen Datenverkehrs findet nicht über eine Cloud, sondern im Wasser statt. Rund 450 Kabel verlaufen unter dem Meeresboden, wie es unter anderem vom amerikanischen "Center for Strategic and International Studies" (CSIS) heißt.

Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat in dieser Woche angekündigt, ein weiteres Unterseekabel verlegen zu wollen - mit etwa 50.000 Kilometer das bisher längste weltweit. Gleich fünf Kontinente sollen durch das Projekt "Waterworth" miteinander verbunden werden, von einem Multi-Milliarden-Projekt ist im Meta-Unternehmensblog die Rede.

Glasfaser-Highways unter dem Meer

Bereits jetzt ist kaum ein Fleck der Erde nicht mittels Unterwasserkabel - einige kürzer, andere so lang wie die Ozeane breit - mit dem Rest der Welt verbunden und bezieht auf dieser Weise große Teile seiner Daten.

Das erste transatlantische Kabel wurde 1858 fertiggestellt und verband Großbritannien mit Amerika. Damals ging es freilich noch nicht darum, Katzenvideos um die Welt zu schicken, sondern Telegramme. Eine Nachricht von Queen Victoria an den damaligen US-Präsidenten James Buchanan brauchte satte 16 Stunden, bis sie auf der anderen Seite des Atlantik ankam. 

Seitdem gab es zwar massive technische Fortschritte. Doch Unterseekabel bleiben die schnellste, effizienteste und etwa im Vergleich zu Satelliten günstigste Möglichkeit, Daten weltweit zu verteilen. Die dicken Kabel bestehen aus Bündeln dünner Glasfaser-Stränge. Daten werden darüber nahezu in Lichtgeschwindigkeit auf ihre Reise von einem Land zum nächsten geschickt.

Treffen die Unterseekabel auf Festland und die Daten auf ein bestehendes Netzwerk, werden sie in dieses eingespeist.

Meta, Google und Co. verlegen eigene Kabel

In der Vergangenheit schlossen sich in der Regel mehrere Telekommunikationsunternehmen zusammen, um gemeinsam neue Unterseekabel zu verlegen. So entstanden über Jahrzehnte hinweg gemeinschaftliche Daten-Highways.

Wenig überraschend steigt die Menge der weltweit übermittelten Daten stetig an. Heute sind es statt klassischer Telekom-Unternehmen vor allem amerikanische Tech-Giganten wie Google, Amazon oder eben Meta, die für ihren massiven Datenverkehr in die Verlegung neuer Unterseekabel investieren.

Sie besitzen oder mieten aktuell etwa die Hälfte der Kabel-Bandbreite, die unter dem Meer zu finden ist. Mit dem 50.000-Kilometer-Kabel von Meta, dem künftig wohl längsten seiner Art, wird sich dieser Schnitt deutlich erhöhen.

Der US-Konzern will eine "hochmoderne" Verbindung unter anderem zwischen den USA, Südafrika, Indien und Brasilien schaffen. Das neue Unterseekabel der Superlative führt von der amerikanischen Ost- beziehungsweise Westküste rund um die Welt.

Grafik MetaMeta

Bereits 2019 startete Google ein bis dahin einzigartiges Projekt, bei dem eine weitere Verbindung zwischen den USA und Lateinamerika geschaffen werden sollte. Laut "New York Times" dürften dafür bis zu 350 Millionen Dollar investiert worden sein.

"Die Leute denken, die Daten sind in der Cloud, aber das sind sie nicht", zitierte die "Times" Jayne Stowell, der das Mega-Projekt geleitet hat. "Sie sind im Ozean."

Rund ein Jahr Planung fließt in die optimale Route für wichtige Daten-Highways aus Glasfaser, die unter dem Ozean nicht nur der Kraft des Wassers, sondern auch Steinschlägen oder Erdbeben ausgesetzt sind.

Kabel-Karte mühsam erarbeitet

Wo genau die hunderten bestehenden Kabel rund um den Globus verlaufen, lässt sich dabei kurioserweise nur schwer ausmachen. Die meisten Länder haben keine Verzeichnisse, in denen die Unterseekabel aufgeführt wären. In den USA gibt von der Federal Communications Commission zwar den Versuch einer Liste, einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt sie jedoch nicht. Wer sich an dieser Stelle wundert, denke nur an die Übersicht österreichischer Gemeinden, wenn es um verlegte Leitungen geht.

Das führt zu Problemen, wenn neue Unterseekabel verlegt oder Beschädigungen ausfindig gemacht werden sollen. Ein Unternehmen hat es sich deshalb zur Mission gemacht, das Wirrwarr aus Unterseekabeln zu visualisieren. 

TeleGeography arbeitet seit den 1990er Jahren daran, Kabel rund um den Globus in detektivischer Kleinarbeit zu lokalisieren und sichtbar zu machen. Ihren Sitz hat die Firma in Washington D.C. in den USA. Seit 2011 gibt es online eine Karte, die das weit verzweigte Netz unter Wasser darstellt. Diese wird laufend aktualisiert.

Besonders hoch ist die Dichte an Glasfaserkabeln im Atlantischen Ozean, zwischen Nordamerika und Europa. Bereits im Jahr 2019 verbanden beinahe 750.000 Meilen, also mehr als 1,2 Millionen Kilometer, Kabel die beiden Kontinente.

Auch zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland verlaufen zahlreiche alte Kabel, die auf der Karte von TeleGeography zu sehen sind. Ebenso wie in der Ostsee, etwa zwischen Finnland und dem Baltikum.

Kabelnetzwerk in Gefahr?

Genau dort ist die kritische Infrastruktur zuletzt in die Schlagzeilen geraten. Gerade in der Ostsee kam es in jüngster Vergangenheit immer wieder zu Beschädigungen von Unterwasser-Telekommunikationskabeln.

Ostsee-DatenkabelAPA Grafik

Die Ermittler:innen vor Ort und auch die Europäische Union vermuten dahinter Sabotageakte, teils von einer russischen, teils von einer chinesischen "Schattenflotte". Verdächtige Schiffe wurden festgesetzt. 

"Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind", sagte etwa der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius, nachdem Ende des vergangenen Jahres ein Kabel zwischen Finnland und Deutschland beschädigt wurde. 

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Dass Unterseekabel auf diese Weise zum Politikum geworden sind, unterstreicht ihre Rolle im weltweiten Datenverkehr - und diese wird immer größer. Auch das "Waterworth"-Projekt von Meta ist vor allem für die gigantischen Datenmengen gedacht, die bei der Entwicklung von "Künstlicher Intelligenz" (KI) benötigt werden. Es wird nicht das letzte Kabel dieser Art sein.

Zusammenfassung
  • Unterseekabel schafften es in jüngster Vergangenheit vor allem in Zusammenhang mit mutmaßlicher russischer Sabotage in die Schlagzeilen.
  • Ihre Bedeutung für den weltweiten Datenverkehr kennen dabei nur die wenigsten.
  • Nun will Facebook-Mutter Meta ein neues Mega-Kabel um die Welt spannen.
  • Was es mit den Daten-Highways unter Wasser auf sich hat.