FeuerwehrautoAPA/GEORG HOCHMUTH

Gülleaustritt in OÖ: 15 Kilometer Fluss massiv geschädigt

Samstagnacht sind 100 bis 150 Kubikmeter Gülle auf einem Bauernhof in Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis) ausgetretenen. Die Jauche gelang über einen Bach in die rund 45 Kilometer lange Antiesen. Ersten Einschätzungen nach dürfte das Ökosystem des Flusslaufs etwa 15 Kilometer massiv geschädigt sein.

Wie sehr, wird erst nach umfangreichen Analysen feststehen, berichtete Theresa Raschhofer, Leiterin der Anlagenabteilung der Bezirkshauptmannschaft Ried am Dienstag.

Der Fischbestand habe die Güllewelle über weite Strecken nicht überstanden, sagte der Amtssachverständige für Chemie, Rainer Braun, von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes nach einem ersten Augenschein Dienstagnachmittag. "Es schaut aber so aus, als ob ein Teil der Makrozoobenthos (Kleinstlebewesen, Anm.) überlebt hat".

Laut ersten Messungen seien Sauerstoff, pH-Wert und Leitfähigkeit in der Antiesen wieder in Bereichen, die man aus monatlichen Messungen kenne. Die Güllewelle sei durchgeflossen, habe sich in die Länge gezogen und durch Zuläufe verdünnt, wollte Braun aber noch weiter Richtung Mündung in den Inn Proben nehmen. Beim nächsten Regen würden möglicherweise noch Reste aus Tümpeln freigesetzt.

Defekt am Separator der Güllegrube

"Derzeit sind die Fischereiberechtigten dabei, den Schaden zu erheben." Die Jauche war wegen eines Defekts am Separator der Güllegrube ungehindert ausgelaufen. Als der Landwirt das bemerkte, habe er alles unternommen, um den Rest zurückzuhalten.

100 bis 150 Kubikmeter gelangten jedoch in einen Bach unterhalb der Grube, der in die Antiesen mündet. Ob dem Bauern etwas vorzuwerfen sei, werden Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln.

Massives Fischsterben

Das Ökosystem des Flusses sei jedenfalls massiv geschädigt. "Es ist doppelt bitter, weil der Oberlauf eines schönen stabilen Flusses betroffen ist, das macht die Wiederansiedelung schwieriger, weil von oben nichts nachkommt", sagte Klaus Berg, Geschäftsführer des oö. Landesfischereiverbands.

Er ging davon aus, dass in dem betroffenen Bereich 100 Prozent der Fische verendet sind, Kleinlebewesen wie Insektenlarven und Kleinkrebse könnten zum Teil überleben.

Lebewesen ersticken qualvoll

Das Schlimme an der Gülle sei ihre sauerstoffzehrende Wirkung, dass sie sich mit dem Wasser durchmischt und nicht wie Öl gebunden werden könne. "Die Lebewesen ersticken qualvoll, weil ihnen der Sauerstoff entzogen wird", erklärte Berg. Der Schaden sei deshalb abhängig von der Expositionsdauer.

Die in der Antiesen heimischen Bachforellen und sehr schwer zu züchtenden Koppen haben einen hohen Sauerstoffbedarf, darum reichen wenige Minuten aus, bis die Fische ersticken.

Ab dem nächsten größeren Zufluss, dem Rieder Bach, könne man davon ausgehen, dass die Verdünnung so hoch sei, dass "hoffentlich keine Schäden mehr eintreten", so Berg, der sich Dienstagnachmittag ein Bild an Ort und Stelle machen wollte.

Drei Jahre, um Fischbestand wieder aufzubauen

"Es ist bedauerlich, weil fast jährlich solche Ereignisse vorkommen, sei es wegen technischer Gebrechen, höherer Gewalt oder Vandalismus. Die Bauern, die überleben, werden größer und so auch die Güllegruben. Wenn so eine ausrinnt, ist dann auch der Schaden massiver", gab Berg zu Bedenken.

Verglichen mit ähnlichen Fällen werde es wohl drei Jahre dauern den Fischbestand in der Antiesen, die in den Inn mündet, wieder aufzubauen.

ribbon Zusammenfassung
  • Samstagnacht sind 100 bis 150 Kubikmeter Gülle auf einem Bauernhof in Eberschwang (Bezirk Ried im Innkreis) ausgetretenen.
  • Die Jauche gelang über einen Bach in die rund 45 Kilometer lange Antiesen.
  • Ersten Einschätzungen nach dürfte das Ökosystem des Flusslaufs etwa 15 Kilometer massiv geschädigt sein.
  • Klaus Berg, Geschäftsführer des oö. Landesfischereiverbands, geht davon aus, dass in dem betroffenen Bereich 100 Prozent der Fische verendet sind.
  • Kleinlebewesen wie Insektenlarven und Kleinkrebse könnten zum Teil überleben.
  • Verglichen mit ähnlichen Fällen werde es wohl drei Jahre dauern den Fischbestand in der Antiesen wieder aufzubauen.