Europol-Initiative gegen KindesmissbrauchAFP/APA

Warum Online-Kindesmissbrauch auf den Philippinen grassiert

Eins von 100 philippinischen Kindern wurden im Vorjahr Opfern von Online-Missbrauch, der vorwiegend von Tätern aus westlichen Länder bestellt wird. Das Bundeskriminalamt ist via internationaler Kooperationen Tätern auf der Spur, steht bei dieser Mission aber vor vielen Hindernissen. Die Philippinen haben sich zu einer Art "Epizentrum" im Online-Missbrauch entwickelt - doch warum? PULS 24 hat bei Experten nachgefragt.

Es war eine besonders "erniedrigende Weise", auf die ein 58-jähriger Amtsleiter aus dem Innviertel philippinische Kinder via Webcam zu sexuellen Handlungen anleitet, wie das Landeskriminalamt OÖ Ende Jänner konstatierte. Der Oberösterreicher kommunizierte live mit Kindern bzw. ihren Bezugspersonen aus dem südostasiatischen Inselstaat, zahlte dafür 35 Euro pro Sitzung - und ist kein Einzelfall. 

In den vergangenen Jahren häuften sich Medienberichte über Online-Missbrauch philippinischer Minderjähriger von Tätern aus westlichen Ländern. Vor allem aus den USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Europa werden Inhalte bestellt

Spurensuche mit Hindernissen

Eine österreichische Polizeikooperation mit dem philippinischen "National Bureau of Investigation" ist Tätern seit Jahren auf den Fersen, spricht aber von einer "Spurensuche mit Hindernissen"

Obwohl man zuletzt Fälle, wie etwa jenen des 58-jährigen Amtsleiters, aufklären konnte, gebe es nach wie vor ein "beträchtliches Dunkelfeld", so ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BK) gegenüber PULS 24.

Besonders die Tatsache, dass der Missbrauch per Livestream verfolgt wird, mache die Beweissicherung schwer. Man sei auf den Austausch mit philippinischen Ermittlern und die internationale Zusammenarbeit angewiesen, um Täter auszuforschen und betroffene Kinder in Sicherheit zu bringen. 

1 von 100 philippinischer Kinder im Vorjahr missbraucht 

Ob der schweren Nachweisbarkeit ist das Muster weitgehend vergleichbar, wie die Studie "Scale of Harm" von der "International Justice Mission" sowie dem Rights-Lab der Uni Nottingham zeigt. Im Jahr 2022 wurden fast eine halbe Million philippinischer Kinder sexuell missbraucht, um durch angefertigtes Material Geld zu verdienen.

Die Kinder waren im Durchschnitt elf Jahre alt. In den meisten Fällen sind die Täter die Bezugspersonen selbst, die Missbrauchshandlungen auf Anleitung westlicher "Käufer" durchführen.

Finanzielle Nöte als Hauptmotiv 

Die Motive für die Bezugspersonen oder Angehörigen sind meist finanzieller Natur, weshalb der virtuelle Missbrauch auf den Philippinen wohl grassiert.

Eine Verbindungsbeamtin des BK in Thailand, die anonym bleiben möchte, sieht vor allem die schwierigen sozio-ökonomischen Verhältnisse im Land sowie die hohe Arbeitslosenrate im Land als Anlass für den Verkauf von Missbrauchsinhalten.

"Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und suchen nach alternativen Einkommensmöglichkeiten", wird sie vom Sprecher des BK zitiert. 

Wohnsituation PhilippinenAPA/AFP/Ted ALJIBE

Die Verbreitung derart perfider Online-Missbrauchsinhalte versuche man auf internationaler Basis verstärkt einzudämmen. In den vergangenen Jahren habe man dabei, wie der Fall des oberösterreichischen Amtsleiters zeigt, auch bereits Erfolge verbuchen können. 

Im Fall des 58-jährigen Amtsleiters, der des sexuellen Missbrauchs von mindestens acht Kindern im Alter von vier bis 11 Jahren überführt wurde, konnten einige Datenträger als Beweismittel sichergestellt werden. Über den Mann wurde die U-Haft verhängt. Es könnte ihm eine Anklage wegen "schweren sexuellen Missbrauch Unmündiger" drohen.

ribbon Zusammenfassung
  • Eins von 100 philippinischen Kindern wurden im Vorjahr Opfern von Online-Missbrauch, der vorwiegend von Tätern aus westlichen Länder bestellt wird.
  • Das Bundeskriminalamt ist via internationaler Kooperationen Tätern auf der Spur, steht bei dieser Mission aber vor vielen Hindernissen.
  • Die Philippinen haben sich zu einer Art "Epizentrum" im Online-Missbrauch entwickelt - doch warum?
  • PULS 24 hat bei Experten nachgefragt.