Vogelgrippe das "gefährlichste Grippevirus", das wir kennen
Dass H5N1 nicht mehr nur Vögel befällt, rechtfertige "enorme Besorgnis", sagte WHO-Chefwissenschafter Jeremy Farrar und spricht von einer "Tier-Pandemie". Seit 2020 starben Dutzende Millionen Geflügel-Nutztiere weltweit. Betroffen sind auch immer mehr Säugetiere, wie etwa Nerze, Robben, Seelöwen und Füchse und mittlerweile auch Kühe.
Jeder zweite infizierte Mensch tot
"Ja, es ist richtig, dass dieses H5N1-Vogelgrippevirus das wahrscheinlich gefährlichste Grippevirus ist, das wir kennen. 55 Prozent der infizierten Menschen sterben daran", sagt Virologe Norbert Nowotny im PULS 24 Interview.
"Gefährlichstes Grippevirus": Vogelgrippe weitet sich aus
Seit 2003 wurden 900 angesteckte Menschen gemeldet, mehr als die Hälfte starben. Allerdings ist es nach Angaben der WHO nicht ausgeschlossen, dass viel mehr Menschen infiziert waren, aber keine Symptome zeigten und die Fälle deshalb nicht entdeckt wurden.
Am österreichischen Semmelweis Institut will sich dessen neuer Chef, der Virologe Florian Krammer, deshalb zuerst dem H5N1-Virus widmen.
Unter Säugetieren, die tote Vögel fressen, "kommt es haufenweise zu Infektionen" und zu Veränderungen des Erregers. Ansteckungen von Menschen gebe es bisher aber erst eine Handvoll. "Die Frage ist, ob es da in der Bevölkerung Resistenzen gibt", da frühere Influenza-Erreger gewisse Ähnlichkeiten mit der jetzt stark kursierenden Vogelgrippe-Variante aufgewiesen haben dürften, so Krammer.
Tote Tiere melden
Eine Ansteckung von Tieren auf Menschen passiere nur bei intensivem Kontakt mit kranken Tieren. "Es gibt keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung", stellte Virologe Nowotny klar. Sollte man aber tote Tiere, wie etwa Schwäne oder Wildgänse finden, rät Nowotny dazu, die Bezirksveterinärbehörden zu informieren. Die sorgen dann dafür, dass der Kadaver zur Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) geschickt und untersucht werden kann.
Video: Comeback der Vogelgrippe
AGES: Risiko in Österreich hoch
Die AGES stufte im Februar das Risiko der Geflügelpest in Österreich weiter als hoch ein. Seit Beginn dieses Jahres wurde H5N1 in mehreren Bundesländern, sowohl bei Wildvögeln als auch bei Geflügel in kleinen Privathaltungen nachgewiesen. Der bisher letzte Ausbruch wurde am 5. Februar im Bezirk Horn in Niederösterreich bestätigt.
Das Virus ist hochansteckend, die Erkrankung meist tödlich. Durch infizierte Wildvögel oder deren Kot wird es auf Geflügel übertragen. In Hochrisiko-Regionen wurde ab 50 Tieren die Stallpflicht oder überdachte Haltungsvorrichtungen vorgeschrieben.
Geflügelt sollte bestmöglich vor dem Kontakt mit Wildvögeln geschützt werden. Fütterung und Tränkung sollte nur im Stall oder unter einem Unterstand erfolgen, warnt die AGES.
29 Kuhherden betroffen: Warnung vor Milch
Nachdem H5N1 in den USA auch bei Milchkühen nachgewiesen wurden, die auch Anfang April schon einen Menschen angesteckt haben, rät die WHO dazu, nur pasteurisierte Milch zu trinken.
Neue Übertragungswege?
29 Herden in acht Bundesstaaten sind betroffen. "Bei den aktuellen Ausbrüchen wurden auch Übertragungen von Vögeln auf Kühe, von Kühen auf Kühe und von Kühen auf Vögel registriert, was darauf hindeutet, dass das Virus möglicherweise andere Übertragungswege gefunden hat, als wir bisher angenommen haben", sagte Wenqing Zhang, Leiterin des WHO-Influenza-Programms.
Zusammenfassung
- Das Vogelgrippe-Virus befällt immer mehr Arten, nun auch Kühe.
- Noch ist es nicht von Mensch zu Mensch übertragbar, trotzdem sind bereits Hunderte daran gestorben.
- Virologe Norbert Nowotny bezeichnet H5N1 als hochgefährlich.
- Den bisher letzten Ausbruch bei Geflügel in Österreich gab es im Februar, in Hochrisikogebieten herrscht die Stallpflicht.