U-Häftling auf der Flucht: 19-Jähriger vermutlich IS-Anhänger
Der 19-jährige Mahdy C. entkam am Freitagvormittag den Beamten bei einer Untersuchung in Wien-Leopoldstadt. Eigentlich war in der Justizanstalt (JA) Wiener Neustadt untergebracht, wurde aber zuletzt in die JA Wien Josefstadt verlegt, weil es dort eine Krankenstation gibt.
Am Freitagabend veröffentlichte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein Fahndungsfoto des 19-Jährigen. Ein europäischer Haftbefehl liegt vor, so die niederösterreichische Exekutive. Das niederösterreichische Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LVT) bittet um Hinweise unter 059133-30-8333.
Der Flüchtige ist österreichischer Staatsbürger mit tunesischen Wurzeln. Die WEGA, die Bereitschaftseinheit und Polizisten mit Diensthunden suchen nach dem Entflohenen.
Mutmaßlicher IS-Anhänger
Der geflüchtete Mann soll zuletzt wegen Raubes und Körperverletzung in Haft gesessen sein. Unmittelbar nach seiner Entlassung im Jänner sei er in U-Haft genommen worden. Grund dafür dürfe dringender Tatverdacht im Zusammenhang mit Ermittlungen in Richtung terroristischer Straftaten sein. Als Haftgrund wurden Tatbegehungs- und Fluchtgefahr angenommen.
Er gilt als mutmaßlicher IS-Anhänger, gegen den 19-Jährigen wird nach dem Terrorparagraphen (§278b StGB) ermittelt.
Das Justizministerium hält sich dazu bedeckt. "Da es sich bei dem Insassen um einen Untersuchungshäftling handelt, kann mit Blick auf die Unschuldsvermutung auch zum in Verdacht stehenden Vorwurf nicht näher eingegangen werden."
Häftling aus Spital geflohen
Der Häftling war in der gesperrten Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder im 2. Wiener Gemeindebezirk inhaftiert. Als er am Freitag zu einem Termin hätte vorgeführt werden sollen, nützte er wohl die Gelegenheit zur Flucht. Dabei wurde ein Beamter verletzt.
PULS 24 hat mit einer Frau gesprochen, die die Flucht im Spital miterlebt hat. "Hab mir gedacht, der hat ja gar nix an und geschrien hat er auch. Dachte, es ist ein Verrückter. Es sind mehrere Menschen hinterher gelaufen", beschreibt sie die Szene.
"Dienstliches Fehlverhalten"
Die Flucht des Häftlings würde derzeit auf "dienstliches Fehlverhalten einzelner Bediensteter" hindeuten, erklärt das Bundesministerium für Justiz auf PULS 24 Anfrage. Eine interne Prüfung wurde eingeleitet – nach einer abschließenden Beurteilung würden, falls notwendig, disziplinarrechtliche Schritte eingeleitet werden.
Derzeit werden die Beteiligten einvernommen, um den genauen Sachverhalt aufzuklären, so das Ministerium. Laut "Heute" haben die Beamten dem Häftling keine Handschellen angelegt. So konnte er entkommen. Auch das konnte jedoch auf PULS 24-Anfrage am Freitagnachmittag nicht bestätigt werden.
Bereits mehrere entflohene Häftlinge in wenigen Wochen
Im November 2023 konnten in Niederösterreich und Wien gleich mehrere Häftlinge innerhalb von wenigen Wochen fliehen. Meist gelang ihnen die Flucht während eines Arztbesuches. Drei der insgesamt vier geflohenen Strafgefangenen wurden wieder geschnappt.
Zusammenfassung
- Ein Häftling ist am Freitagmittag wegen möglichen Fehlverhaltens von Beamten während eines Termins im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien-Leopoldstadt geflüchtet.
- Der Häftling sei in der gesperrten Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder im 2. Wiener Gemeindebezirk inhaftiert gewesen.
- Als er am Freitag zu einem Termin hätte vorgeführt werden sollen, nützte er wohl die Gelegenheit zur Flucht.
- Die WEGA, die Bereitschaftseinheit und Polizisten mit Diensthunden suchen nach dem Entflohenen.