Tödliches Ski-Wochenende: Wo die Lawinengefahr am größten ist
Seit Freitag sind in Tirol und Vorarlberg acht Personen unter Lawinen gestorben. In St. Anton/Arlberg und in Kaunerberg (Bez. Landeck) kamen am Samstag drei Skitourengeher ums Leben, ebenso ein 55-Jähriger im Kleinwalsertal und ein 17-Jähriger im Zillertal. In Osttirol wurde ein Schneepflugfahrer von einer Lawine erfasst und starb. Im Ötztal kam am Sonntag eine Person unter einem Schneebrett ums Leben. Bereits am Freitag starb ein chinesischer Freerider.
Die Lawinenlage in Westösterreich sorgte seit Freitag für viele Rettungseinsätze. Wintersportler waren allen Warnungen zum Trotz - es herrschte Warnstufe vier auf der fünfteiligen Skala - im freien Gelände unterwegs. Mehrere Personen wurden bei Abgängen verschüttet und verletzt. In einigen Fällen war die Lawinensituation so heikel, dass eine Bodensuche für die Retter zu riskant war.
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Wo herrschte welche Gefahrenstufe?
Während am Freitag in Vorarlberg ungünstige Wetterverhältnisse durch "stürmischen Wind" und Neuschnee vorausgesagt wurden, wurde bereits am Samstag vor erheblicher Lawinengefahr im gesamten Bundesland gewarnt. Vor allem im Bereich der Lechtaler Alpen, Verwall, Lechquellengebirge und Allgäuer Alpen bestand in hohen Lagen große Lawinengefahr, wie der Lawinenwarndiest des Bundeslandes vermeldete. Durch Neu- und Triebschnee könnten sich Schneebrettlawinen vielerorts von selbst auslösen oder durch einzelne Wintersportler:innen ausgelöst werden. In diesem Bereich verblieb die erhöhte Lawinengefahr der Stufe 4 am Sonntag weiterhin, während sich die Lage im restlichen Vorarlberg etwas entspannte.
Auch in Tirol wurde am Freitag im östlichen Teil des Bundeslandes die Gefahrenstufe 4 ausgerufen, ansonsten herrschte größtenteils die Gefahrenstufe 3. Am Samstag und Sonntag bestand schließlich im gesamten Bundesland vor allem oberhalb der Waldgrenze große Lawinengefahr. Die Gefährdung bezog sich vor allem auf alpines Schneesportgelände. Die Gefahrenstellen seien weit verbreitet und auch für Geübte kaum zu erkennen, so der Tiroler Warndienst.
Große Lawinengefahr herrschte am Wochenende auch in der Steiermark, vom Hochschwabgebiet und dem Toten Gebirge bis hin zu den Seckauer Tauern. In Kärnten wurde die Lawinengefahr unter anderem im Bereich der Glocknergruppe und Schobergruppe oberhalb von 1.600 Meter ebenfalls mit "groß" beurteilt.
Lawinen-Wochenende mit acht Toten
Acht Lawinentote seit Freitag - das ist die traurige Bilanz des Skiwochenendes in Österreichs Bergen.
Alpenpolizei: Steilere Touren meiden
Allein am Samstag gingen in der Tiroler Leitstelle 30 Lawinenmeldungen ein. Auch am Sonntag wurden zahlreiche Einsätze in Tirol und Vorarlberg gemeldet. Laut Kurt Hüttl von der Bergrettung St. Anton am Arlberg führe die Kombination von Wind, "etwas Niederschlag" und dem schlechten Schneedeckenaufbau "zu gefährlichen Situationen", wie er gegenüber PULS 24 bestätigt.
Fachleute der Warndienste aus Vorarlberg und Tirol haben stets an Wintersportler appelliert, vorsichtig zu sein. "Allgemein kann man schon anraten, dass sich Skitourengeher und Variantenfahrer im Bereich des organisierten Skiraumes schon erkundigen, welche Gefahrenstufe der Lawinenwarndienst ausgegeben hat", so Andreas Falkeis, Leiter der Alpinpolizei Bezirk Landeck, im Gespräch mit PULS 24. Besonders bei "einer erhöhten Gefahrenstufe, erheblich und vor allem groß, wie wir es derzeit gehabt haben" sollte man "bestimmte Touren, vor allem steilere Touren" meiden, erklärt der Beamte.
Tirol: Lage weiterhin "heikel"
Nach der Vielzahl an tödlichen Lawinenunglücken in den vergangenen drei Tagen bleibt die Lawinensituation in Tirol zunächst "heikel", dürfte sich aber im Verlauf der Woche langsam "Schritt für Schritt" entspannen, so Patrick Nairz vom Tiroler Lawinenwarndienst. Voraussichtlich werde den Großteil der Woche Warnstufe 3, also erhebliche Lawinengefahr, herrschen, so Nairz. Auch in Vorarlberg wird am Montag nur mit einer geringen und mäßigen Lawinengefahr gerechnet.
Die Lawinengefahr liege im oberen Bereich der Gefahrenstufe, betonte der Experte. Die Gefahrenstellen mit zunehmend schönem Wetter liegen im Bereich der Waldgrenze um rund 1.800 Meter sowie oberhalb dieser Grenze. Besonders gefährlich seien vor allem noch nicht befahrene, steile Schatten- sowie Sonnenhänge im freien Skiraum. Im Pistennahbereich gebe es hingegen auch Gelände und Schneehänge, die bereits "vollständig niedergefahren" seien und die Gefahr dort deshalb etwas geringer ausfalle.
An Übergängen von wenig zu viel Schnee wie zum Beispiel bei der Einfahrt in Rinnen und Mulden ist laut Nairz die Wahrscheinlichkeit, dass Schneebretter ausgelöst werden, höher. Fernauslösungen seien möglich.
Zusammenfassung
- Traurige Bilanz des Ski-Wochenendes: Acht Personen starben bei einer Vielzahl an Lawinenunglücken.
- Vor allem in Vorarlberg und Tirol, aber auch in der Steiermark und in Kärnten herrschte große Lawinengefahr.
- Mehr dazu im Artikel.