Polizei erschießt 17-Jährigen: Heftige Krawalle bei Paris
Ein Polizeischuss auf einen 17-Jährigen löst in Frankreich nicht nur Empörung, sondern auch heftige Proteste aus.
Schwere Krawalle sind im Pariser Vorort Nanterre ausgebrochen: Mülltonnen, Autos und eine Grundschule sollen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beworfen worden sein, so französische Medien unter Verweis auf die Behörden. Zwischen Hochhaussiedlungen sollen Barrikaden errichtet und Feuerwehrkräfte bei ihren Einsätzen behindert worden sein.
Im angrenzenden Ort Mantes-la-Jolie soll ein Rathaus in Brand gesetzt worden sein. Vonseiten der Polizei seien Tränengas und Gummigeschosse eingesetzt worden - angesichts der heftigen Angriffe mussten sich die Beamten jedoch zurückziehen, so die "Tagesschau".
Mittwoch: 2000 Beamte im Einsatz
Nach Behördenangaben sollen 31 Menschen festgenommen worden sein. 24 Sicherheitskräfte seien verletzt, vierzig Autos verbrannt worden. Am Mittwochabend sollen nun rund 2.000 Polizist:innen weitere Gewalt verhindert, so Innenminister Gerald Darmanin.
https://twitter.com/Klang_Ruinen/status/1673925563252187137
https://twitter.com/RemyBuisine/status/1673811109956968452
Polizist schießt aus nächster Nähe
Ausgelöst wurden die Krawalle durch den tödlichen Polizeischuss auf einen 17-Jährigen. Der Vorfall habe sich während einer Verkehrskontrolle am Dienstagmorgen ereignet, so das Büro der Staatsanwaltschaft von Nanterre.
So soll eine Motorradstreife der Polizei das mit drei Personen besetzte Auto gestoppt haben - der Jugendliche sei wegen früherer Verkehrsdelikte polizeibekannt gewesen sein. Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt den Beamten, wie er seine Waffe in das stehende Auto richtet. Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, feuert der Polizist ab - aus nächster Nähe.
Die Polizisten hätten ausgesagt, der Jugendliche habe sie überfahren wollen, so France Info. Später hätten sie aber erklärt, der 17-Jährige habe ihren Anordnungen keine Folge geleistet und dann plötzlich Gas gegeben. Das augetauchte Video des Vorfalls zeigt eindeutig, dass die Polizisten zu keinem Zeitpunkt in Gefahr waren.
Auch ein weiteres Video geht gerade auf sozialen Medien viral. Einer der Rettungssanitäter, der den Leichnam des 17-Jährigen abtransportierten, hat gegenüber den Polizisten einen Wutausbruch.
https://twitter.com/CerveauxNon/status/1673726127305551873
Beamter in Polizeigewahrsam
Der 17-Jährige sei noch vor Ort durch den Schuss gestorben, einer der Beifahrer festgenommen und wieder frei gelassen worden sein. Die Polizei such noch den dritten Insassen, der bei dem Vorfall geflohen sei. Der Beamte, der den Schuss abgab, befinde sich laut dem Büro der Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Totschlag derzeit in Polizeigewahrsam.
Der Tod des Jugendlichen löste in Frankreich Empörung und Wut aus - von völlig überzogener Polizeigewalt wird gesprochen. Der linke Politiker Jean-Luc Mélenchon twittert: "Die Todesstrafe gibt es in Frankreich nicht mehr. Kein Polizist hat das Recht zu töten, es sei denn, es handelt sich um Notwehr".
https://twitter.com/JLMelenchon/status/1673747633087627266?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1673747633087627266%7Ctwgr%5Eba557195b01263bd0d8be548162ca7325747ddcb%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.tagesschau.de%2Fausland%2Feuropa%2Fparis-unruhen-polizeischuss-100.html
Zusammenfassung
- Schwere Krawalle sind im Pariser Vorort Nanterre ausgebrochen: Mülltonnen, Autos und eine Grundschule sollen in Brand gesetzt, Einsatzkräfte mit explodierenden Feuerwerkskörpern beworfen worden sein.
- Nach Behördenangaben sollen 31 Menschen festgenommen worden sein. 24 Sicherheitskräfte seien verletzt, vierzig Autos verbrannt worden.
- Ausgelöst wurden die Krawalle durch den tödlichen Schuss auf einen 17-Jährigen durch Polizisten.
- Ein vom Sender France Info verifiziertes Video zeigt den Beamten wie er seine Waffe in das stehende Auto richtet.
- Als der 17-Jährige plötzlich losfährt, feuert der Polizist ab - aus nächster Nähe.