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ÖBB erhöhen Nachtzug-Preise: Ein Hindernis für die Mobilitätswende?

Viele nutzen die ÖBB-Nightjets als Alternative für das Flugzeug. Doch durch ein voll dynamisches Preissystem und eine dadurch größere Preisspanne könnte die Bahn künftig für spontane Reisen deutlich teurer werden.

Die ÖBB setzen künftig auf ein voll dynamisches Preissystem. Die Ticketpreise passen sich demnach der Nachfrage an. Ähnliche Modelle gibt es etwa auch bei Fluggesellschaften.

Wie ein Sprecher der ÖBB auf PULS 24 Anfrage erklärt, gab es auch zuvor schon ein ähnliches Preissystem, das auf die Nachfrage reagierte. Nun soll es aber eine größere Spanne an Preisen geben, um laut eignen Aussagen "noch besser auf die unterschiedliche Nachfrage reagieren zu können".

Tickets werden in Hochsaison und an starken Reisetagen teurer

Durch das dynamische Preissystem werden die Tickets in der Hochsaison oder an starken Reisetagen teurer, da die Zahlungsbereitschaft der Kund:innen an diesen Tagen höher sei, so ein Sprecher der ÖBB. Verbindungen, die wenig ausgelastet sind, erhalten ein höheres Ticket-Kontingent mit niedrigeren Preisen. 

Zur Veranschaulichung: Wer für 1. Jänner 2024 eine Einzelfahrt nach Paris im Liegewagen bucht, zahlt rund 224 Euro. Wird dieselbe Fahrt im Liegewagen am 22. März 2024 gebucht, müssen dafür nur rund 70 Euro (Stand: 28.12.2023) bezahlt werden. 

Mitte Dezember schnellten die Ticketpreise durch viele kurzfristige Buchungen nach oben. Man werde die Preise aber kalibrieren und dadurch sollen wieder günstigere Tickets verfügbar sein, hieß es damals vonseiten der ÖBB. 

Das habe sich laut dem Schweizer Journalist Timo Grossenbacher, der selbst ein Vergleichsportal für Nachzüge betreibt, aber nicht bewahrheitet. Er kritisiert, dass die Preise für die Schlafwagen weiter hoch seien. Sämtliche Preiskategorien hätten sich aber wieder gemäßigt. 

Steht das neue System der Mobilitätswende im Wege?

Der Mobilitätsexperte Roland Hacker von "tbw research" zeigt sich vom neuen System gegenüber der "Kleinen Zeitung" wenig begeistert. Für die ÖBB sei es "in Zeiten der Mobilitätswende" nicht geeignet. Man solle versuchen, so viele Leute wie möglich auf Schiene zu bringen. "Es wäre angebracht gewesen, die Preise zu senken und das Zugangebot auszubauen", sagte er. 

Auf PULS 24 Anfrage erklären die ÖBB, dass es durch das neue System zu teureren, aber auch zu günstigeren Preisen als zuvor kommen kann. Es werde weiterhin günstige Tickets geben, versichert ein Sprecher. 

ribbon Zusammenfassung
  • Viele nutzen die ÖBB-Nightjets als Alternative für das Flugzeug.
  • Doch durch ein voll dynamisches Preissystem und eine dadurch größere Preisspanne könnte die Bahn künftig nicht mehr ganz so lukrativ sein.
  • Durch das dynamische Preissystem werden die Tickets in der Hochsaison oder an starken Reisetagen teurer.
  • Expert:innen kritisieren, dass man damit der Mobilitätswende entgegenwirken könnte, da Reisende möglicherweise vermehrt auf das Flugzeug zurückgreifen.