Müssen Beiß- und Angriffstrainings verboten werden?
In den vergangenen Wochen häufen sich die Hundeattacken auf Menschen. Nach dem Tod einer Joggerin und dem Angriff auf eine zweite wurde erst am Dienstag wieder eine 74- jährige Frau von einem Schäfer gebissen und liegt nun nach einer OP im Spital.
Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) will das Tierschutzgesetz verschärfen und Beiß- und Angriffstrainings verbieten. Sie sollen die Aggressivität bei Hunden fördern. In einigen Bundesländern - auch Wien - ist die Schutzhundeausbildung bereits verboten.
ÖKV: Problemhunde haben "keine offizielle Ausbildung"
Jeder wolle folgsame Hunde, der Gebrauchshundesport, der auch international betrieben wird, leiste einen großen Beitrag dazu, sagt auf PULS 24 Philipp Ita vom Österreichischen Kynologenverband (ÖKV). 32.000 Hunde in Österreich hätten diese Ausbildung seit 2004 durchlaufen. Kein Einziger sei nach ÖKV-Informationen "irgendwie problematisch oder auffällig geworden".
Das Beiß- und Angriffstraining, das immer wieder im Fokus sei, sei Polizei und Bundesheer vorbehalten. Beim Gebrauchshundesport hingegen werde der Beutetrieb des Hundes gefördert und die Bindung zum Halter oder der Halterin verstärkt. Die "Beute" sei ein Beißkissen oder ein Juteärmel. Der Mensch sei kein Angriffsziel. Das Training sei unumgänglich zur "Wesensfeststellung". So könnten zum Beispiel auch Hunde gezüchtet werden, die sich um Rettungs- oder Polizeihund eignen.
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"Es gibt kein einziges Gutachten, das darlegt, dass dadurch die Aggressivität von Hunden gefördert wird." Es gebe aber "eine Vielzahl von Gutachten, die genau das Gegenteil behaupten".
Schwere Vorwürfe von der Pfotenhilfe
Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe widerspricht vehement. "Was Sie machen ist, Hunde bewusst falsch ausbilden." Eine offizielle Zählung der Vorfälle gebe es nicht, aber von einigen wisse man, sagt er. In einigen Fällen sei auch nicht sicher, ob Hunde eine Schutzabrichtung durchlaufen hätten. In den von Ita zitierten Gutachten seien sehr wohl auch kritische Passagen.
Bei der Gebrauchshundesport-Weltmeisterschaft in Kärnten habe man "genau das Gegenteil von dem gesehen", was der ÖKV sage. Aggressive Hunde, die auf Menschen losgehen und "bis ins Gesicht fast springen".
Ita wirft Stadler eine "absichtliche Desinformationskampagne" vor. Die von der Pfotenhilfe angesprochenen Hunde hätten alle keine ÖKV-Ausbildung durchlaufen.
"Wir wollen sicher nicht den Hundesport verbieten", meint Stadler von der Pfotenhilfen, jedoch die Beißausbildung. Problematische Vorfälle gebe es sogar auf Weltmeisterschaftsniveau, dass Hunde "gefährlich und nicht unter Kontrolle sind".
Ita vom ÖKV lässt das so nicht stehen. Kritiker würden - zum Teil absichtlich - Dinge vermischen. Er könne nur wiederholen: Beißtrainings seien Bundesheer und Polizei vorbehalten. Die Diskussion müsse sachlicher geführt werden. Er lädt auch Minister Rauch ein, "dass er sich ein bisschen mehr versachlicht und das auch einmal anschaut".
Zusammenfassung
- Wie gefährlich ist, es Hunde auszubilden?
- ÖKV und Pfotenhilfe prallen bei diesem Thema hitzig aufeinander.
- Während der Kynologenverband argumentiert, dass die richtige Ausbildung Hunde sicherer mache und der Gebrauchshundesport unumgänglich sei, wirft der Vertreter der Pfotenhilfe dem Verband vor, Hunde bewusst falsch auszubilden.