Missbrauch im Kindergarten: Weiterer Fall bekannt
In Wien hatte erst vor kurzem der Verdacht des sexuellen Missbrauchs in einem Städtischen Kindergarten in Penzing für Empörung gesorgt, da nach Ansicht zahlreicher Eltern die Information darüber viel zu spät erfolgt seien. Nun wurde ein weiterer Fall bekannt. Nun ist ein weiterer Pädagoge des städtischen Kindergartens bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Ihm wird "pädagogisches Fehlverhalten" vorgeworfen, wie der zuständige Stadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) am Dienstag berichtete. Der Mann darf derzeit keine Kinder mehr betreuen. Insgesamt sind zurzeit zwei Pädagogen angezeigt.
MA 10-Leiterin suspendiert
Der neue Fall betrifft ebenfalls diese Einrichtung. Um einen sexuellen Übergriff soll es sich dabei aber nicht gehandelt haben. Bekannt sind aktuell fünf Fälle, bei vier davon soll es sich um sexuelle Übergriffe handeln.
Zudem wurde die Leiterin der MA 10, Daniela Cochlár, vom Dienst entbunden. Es gebe unterschiedliche Auffassungen über das Krisenmanagement, begründete der Ressortchef im Gespräch mit Journalisten die Suspendierung.
Fälle sind älter als ein Jahr
Mehr Details zu dem Fall wolle er aktuell nicht nennen, betonte Wiederkehr mit Verweis auf die laufende Ermittlungen. Pädagogisches Fehlverhalten könnten aber etwa Einschüchterungsversuche gegen Kinder sein. Geprüft wird auch, ob es einen Zusammenhang mit den bereits bekannt gewordenen vier Fällen gibt, teilte er mit.
PULS 24 Reporterin Nadja Buchmüller fasst die Informationen der Pressekonferenz zusammen.
Diese liegen mehr als ein Jahr zurück. Auch der neue Vorfall ist schon vor längerer Zeit passiert, allerdings haben die Eltern erst nun davon berichtet. Anlass dafür könnte die Berichterstattung über die mutmaßlichen Missbrauchsfälle sein, wird vermutet.
Laut Wiederkehr wechselte der Mann nach seiner Tätigkeit im Penzinger Kindergarten in eine Leitungsfunktion in einen anderen Kindergarten in einem anderen Bezirk. Von dort wurden bisher aber keine Vorwürfe gemeldet, wurde heute betont. Der Mitarbeiter wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe nun ebenfalls in den Innendienst versetzt. Eine Vertragsauflösung ist laut Dienstrecht erst bei einer Verurteilung vorgesehen, hieß es am Dienstag.
"Null Toleranz gegenüber Fehlverhalten"
Man werde mit heutigem Tag aktiv an die Pädagogen und Eltern an beiden Standorten mit Informationen herantreten, versprach der Stadtrat. Auch psychosoziale Unterstützung wird angeboten. "In Wien gibt es null Toleranz gegenüber Fehlverhalten", beteuerte Wiederkehr.
Der pinke Ressortchef hatte bereits beim Bekanntwerden der mutmaßlichen Missbrauchsfälle beklagt, zu spät informiert worden zu sein. Kritisiert wurde auch, dass den Eltern damals nicht sofort über den ersten Verdacht berichtet wurde. Die Standortleitung in Penzing wurde bereits ausgetauscht, nun muss aber auch die Leiterin der städtischen Kindergärten den Hut nehmen.
Diese habe zwar die Corona-Pandemie sehr gut bewältigt, die Auffassung über das Krisenmanagement habe sich jedoch zuletzt "unterschiedlich entwickelt", sagte Wiederkehr. Er habe darum Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) - der formal diesen Schritt setzen muss - ersucht, Cochlar von den Leitungsaufgaben zu entbinden. Die Position wird nun vorerst interimistisch neu besetzt.
Zusammenfassung
- In jenem Kindergarten in Wien-Penzig, der zuletzt wegen mutmaßlichen Missbrauchsfällen Schlagzeilen machten, ist nun ein weiterer Fall bekannt geworden.
- Bekannt sind aktuell fünf Fälle, bei vier davon soll es sich um sexuelle Übergriffe handeln.
- Laut ersten Informationen sind zurzeit zwei Pädagogen angezeigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
- Zudem wurde die Leiterin der MA 10, Daniela Cochlár, vom Dienst entbunden. Grund dafür seien unterschiedliche Auffassungen in der Krisenkommunikation.