Rund 5.000 demonstrieren gegen Lobauautobahn
Die Teilnehmer versammelten sich am Karlsplatz, zogen um das Rathaus zum Ballhausplatz, wo die Schlusskundgebung stattfand. Ziel war "Stimmung gegen das Projekt zu machen", sagte Simon Pories vom Veranstalter Fridays for Future im APA-Gespräch. Unterstützt wurde die Demo u.a. von Greenpeace, Global 2000, WWF und Extinction Rebellion.
Größte Lobau-Demo verlief friedlich
Erfreut zeigte sich Pories im Anschluss an die Veranstaltung über die rege Teilnahme: "Das ist die größte Demonstration, die je gegen die Lobauautobahn durchgeführt wurde." Verlaufen sei sie friedlich - laut Veranstalter hat es keine Zwischenfälle gegeben. Neben Stimmungsmache ist es auch erklärtes Ziel der Beteiligten, das Bauprojekt zu stoppen - dieses Anliegen wurde auch in Parolen klar zum Ausdruck gebracht: Zu hören war etwa "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr Autobahnen baut" oder "Wir wollen keine Autobahn, wir stoppen den Baukran". Als der Tross beim Rathaus vorbeizog wurde es vor allem gegen die SPÖ und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) laut: "Bruder Ludwig, schläfst du noch?" wurde in Anlehnung an ein bekanntes Kinderlied gesungen.
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Krumpeck beendet Hungerstreik
Der Plan von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) das gesamte Bauprogramm der Asfinag zu evaluieren - darunter fällt auch die Lobauautobahn samt Lobautunnel - tat der Vehemenz der Demonstranten keinen Abbruch. "Evaluierung ist schön, aber wir brauchen ein Baustopp", so Pories dazu. Unter den Demo-Teilnehmer befand sich auch Klimaaktivistin Martha Krumpeck. Diese verkündete im Zuge eine Rede gegen die Politik und für den Klimaschutz, dass sie ihren Hungerstreik "mit sofortiger Wirkung" aussetze.
Grund dafür ist die Evaluierung samt Klimacheck des Verkehrsministeriums, bei dem künftig in Planung befindliche Autobahn- und Schnellstraßen-Projekte in Österreich auf ihre Klimabelastung geprüft werden. Das gebe ihr "Hoffnung". Falls dieser Check aber ein "faules Ei" ist, will Krumpeck den Hungerstreik wieder aufnehmen, wie sie der APA sagte. "Ich bin an meine körperlichen Grenzen gegangen und darüber hinaus." Dem Aktivismus will die Molekularbiologin aber nicht abschwören. So könne sie sich vorstellen, künftig "Baustellen zu besetzen".
Verordnung Gewesslers verlangt
Als Hauptredner trat der Verkehrswissenschafter Hermann Knoflacher bei der Schlusskundgebung am Ballhausplatz auf die Bühne. Er gilt als vehementer Gegner des Lobauautobahn-Projekts, was er heute einmal mehr klar zum Ausdruck brachte. Seine Rechnung ist einfach: Mehr Fahrstreifen, mehr Autos, mehr Stau, mehr Umweltverschmutzung. "Österreich geht noch weiter unter, wenn wir solche Projekte zulassen", ist er überzeugt und richtete einen Appell an die Demonstrantinnen und Demonstranten: "Die Hoffnung liegt auf Ihnen." Denn: "Man muss sich für das Gute einsetzen und kämpfen." Laut Knoflacher könnte das Projekt nämlich ganz einfach gestoppt werden: Durch eine Verordnung Gewesslers.
Der Lobautunnel ist Teil der geplanten Nordostumfahrung von Schwechat bis Süßenbrunn und führt durch die Lobau, ein Teil des Nationalparks Donau-Auen. Das Projekt ist seit vielen Jahren umstrittenes Thema und auch politischer Zankapfel. Das war unter Rot-Grün schon so und hat sich auch unter Rot-Pink nicht geändert. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezeichnete die Nordost-Umfahrung als "wichtig für die Stadt" und kündigte bei einem Stopp für die S1 juristische Schritte an. Christoph Wiederkehr (NEOS) sagte indes vor einiger Zeit, dass die NEOS einen Tunnel für "ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll" halten. Er sieht das letzte Wort bei Umweltministerin Gewessler. Durch die Demos kam es vorübergehend zu Verkehrsbehinderung, auch bei den Öffis.
Zusammenfassung
- Rund 5.000 Klimaschützer haben nach Angaben des Veranstalters am Freitag in der Wiener Innenstadt gegen den Bau der Lobauautobahn demonstriert.
- Die Teilnehmer versammelten sich am Karlsplatz, zogen um das Rathaus zum Ballhausplatz, wo die Schlusskundgebung stattfand.
- Ziel war "Stimmung gegen das Projekt zu machen", sagte Simon Pories vom Veranstalter Fridays for Future im APA-Gespräch.
- Unterstützt wurde die Demo u.a. von Greenpeace, Global 2000, WWF und Extinction Rebellion.