Grippe-Durchimpfungsrate bleibt auf niedrigem Niveau
Dafür zog der Verband die von den Herstellern distribuierten Dosen heran und bezog sie auf die Gesamtbevölkerung laut Statistik Austria. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 lag sie bei 13,62 Prozent. Die WHO und der EU-Rat empfehlen hingegen eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent für vulnerable Gruppen wie zum Beispiel Personen über 65 Jahre. Auch wenn diese gerade einmal von Dänemark erreicht wird, liegen nur wenige Länder so weit darunter wie Österreich, so der ÖVIH. So schaffte unter anderem Deutschland in den vergangenen Jahren in dieser Gruppe immerhin eine Durchimpfungsrate von über 40 Prozent.
Die aktuelle Influenza-Saison hat ihren Zenit überschritten, wie auch die jüngsten Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ausweisen. Wie viele Opfer sie gefordert hat, sei erst im Nachhinein sichtbar. In der Saison 2022/23 gab es mehr als 4.000 Todesfälle. Die Influenza-Impfung wird im Österreichischen Impfplan für vulnerable Gruppen ausdrücklich empfohlen, ebenso wie für alle anderen, die sich schützen wollen. Für die Saison 2023/24 sei erstmals ein öffentliches Impfprogramm für alle Bevölkerungsgruppen aufgelegt worden, in dem die Impfung allen Interessierten gegen Rezeptgebühr angeboten wurde, begleitet wurde von einer medialen Impfkampagne. "An der Durchimpfungsrate insgesamt hat dies leider nichts geändert", stellte ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel fest.
Kritik kam auch von der Ärztekammer: "In der aktuellen Influenzasaison hat die bundesweite Impfaktion organisatorisch und logistisch nicht zufriedenstellend funktioniert", konstatierte Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien. "Impfstoffe waren teilweise für Ärztinnen und Ärzte nicht verfügbar beziehungsweise bestellbar. Zudem entpuppte sich die kostenlose Influenza-Impfung, für die ein Selbstbehalt fällig wird, als Hemmschuh." Am 1. Dezember seien in Wien etwa 180 Ordinationen ohne Impfstoff gewesen. "Es braucht für die kommende Saison dringend wieder die Sicherstellung einer Impfaktion, die einfach und wirklich kostenlos zur Verfügung steht, sowie ausreichend und gut verteilte Influenza-Impfstoffe, um den Bedarf zu decken", forderte Kamaleyan-Schmied.
Selbstkritisch gab sich die ÖGK, die das Impfprogramm initiiert hatte. "Das in der heurigen Saison erstmalig österreichweit einheitlich umgesetzte und von Bund, Ländern und Sozialversicherung gemeinsam finanzierte Influenza-Impfprogramm war ein guter Start, muss aber für die nächste Saison in Teilbereichen nachgebessert werden", hieß es in einer Aussendung. So habe die Durchimpfungsrate nur in zwei Bundesländern verbessert werden können, so die ÖGK. In den anderen Bundesländern blieb sie demnach entweder gleich oder ging, wie in Wien, sogar zurück. "Hier muss an mehreren Schrauben gedreht werden, um das Influenza-Impfprogramm ab der nächsten Saison zu einem wirklichen Erfolg zu machen." ÖGK-Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Obmann Andreas Huss: "Wir stellen fest, dass wir im Bereich Logistik bzw. Verteilung, bei den Impfstoffbestellmengen und Selbstbehalten nachbessern müssen. Auch die Impfstellen haben nicht überall gut funktioniert."
Gerade in Wien seien die Impfstellen nicht ausreichend gewesen, weil viele niedergelassene Ärztinnen und Ärzte nicht an dem Programm teilgenommen hätten. Deshalb müsse man sich beispielsweise in Wien alternative Impfstellen überlegen. "Dabei muss auch das Thema Impfen in Apotheken wieder besprochen werden. Außerdem müssen wir bei den Betriebsimpfungen rasch in die Gänge kommen. Denn wir wissen, dass die Durchimpfungsraten in Betrieben mit Betriebsimpfprogrammen immer wesentlich höher sind, weil dort der Zugang unkompliziert und niederschwellig ist", betonte Huss. Er plädierte auch dafür, den Selbstbehalt ersatzlos zu streichen, und kündigte eine Prioritätenliste an, welche weiteren Impfungen in das kostenfreie Impfprogramm aufgenommen werden sollen.
Zusammenfassung
- In Österreich liegt die Durchimpfungsrate gegen Influenza bei nur 13,35 Prozent und somit noch unter dem Vorjahreswert von 13,62 Prozent.
- Die WHO empfiehlt eine Rate von 75 Prozent für Risikogruppen; in Deutschland erreicht die Rate über 40 Prozent, während Österreich weit dahinter zurückbleibt.
- Organisatorische Probleme bei der Impfstoffverteilung und logistische Schwierigkeiten wurden von der Wiener Ärztekammer kritisiert; eine kostenlose Impfaktion mit Selbstbehalt wird als Hindernis gesehen.