Enger Vertrauter

Musik- und Fußballfan: Schönborn zu "Menschlichkeit" von Papst

Heute, 12:42 · Lesedauer 3 min

Kardinal Christoph Schönborn war über viele Jahre hinweg ein enger Vertrauter von Papst Franziskus. Im Interview erinnert er sich an dessen "Menschlichkeit" als Musik- und Fußballfan, seine Hilfe für die Armen und daran, wie Franziskus zu seinem Namen kam.

Der ehemalige Wiener Erzbischof Schönborn war bereits zweimal bei einem Konklave im Vatikan dabei: 2005 nach dem Tod von Johannes Paul II. und 2013 bei der Wahl von Franziskus.

Beide Male war Schönborn selbst als möglicher Nachfolger für den Papst gehandelt worden, mittlerweile ist der 80-Jährige im Ruhestand und kommt für die Rolle nicht mehr infrage. Aktuell beschäftigt ihn jedoch ohnehin vor allem der Verlust eines engen Vertrauten.

Der Tod von Papst Franziskus sei für Schönborn "schmerzlich". Er habe ihn "persönlich sehr gut gekannt und sehr, sehr geschätzt – er war wirklich ein wunderbarer Mensch."

Das ganz Besondere an Papst Franziskus: "Er war humorvoll, er war sehr belesen." Franziskus habe "unglaublich viel gelesen", auch Poesie. "Er war ein Musikfan, er war ein Fußballfan, aber das alles war nur ein Teil seiner Menschlichkeit", erzählt Schönborn.

Mit einem Lächeln erinnert er sich an die vielen Treffen mit dem Papst, das erste "in einem sehr bescheidenen Rahmen in Buenos Aires im Jahr 1996". Als Schönborn den späteren Papst Franziskus kennenlernte, war dieser noch Weihbischof der argentinischen Hauptstadt.

"Schon damals war bekannt, dass er ein ganz großes Herz für die Armen, für die Notleidenden hat", so Schönborn.

Wie Franziskus zu seinem Namen kam

Später wählte er in seiner Funktion als Papst den Namen Franziskus: "Das ist ja ein Programm. Es hat noch keinen Papst Franziskus gegeben."

Als sich immer deutlicher abzeichnete, dass die Wahl auf ihn fallen würde, habe sein Nachbar beim Konklave gesagt: "Wenn du gewählt wirst, vergiss die Armen nicht."

In diesem Moment sei ihm klar gewesen, dass er sich für den Namen Franziskus entschieden hat. Als Erinnerung an Franziskus von Assisi, der einst bewusst die Armut gewählt habe. "Dieses Programm hat er gelebt", erzählt Schönborn sichtlich emotional.

Erinnerung an erste Reise

Seine erste Reise nach seiner Wahl 2013 führte den Papst innerhalb Italiens nach Lampedusa, wo Flüchtlinge nach ihrer Reise über das Mittelmeer ankommen - sofern sie diese überstehen. "Er hat unsere Aufmerksamkeit auf die gerichtet, denen es in dieser Welt nicht so gut geht."

Das Grundwort von Franziskus sei gewesen: "todos, todos, todos – alle, alle, alle". Für Gott gebe es keinen Ausschluss.

"Deswegen hat er mit den Muslimen gesprochen, deswegen hat er die gleichgeschlechtlich Lebenden und Liebenden nicht ausgeschlossen", meint Kardinal Schönborn. "Deswegen hat er immer wieder gesagt: 'Schaut auf die Flüchtlinge, das sind Menschen wie du und ich'."

"Das was Franziskus für mich wirklich zum großen Papst macht, sind alle diese menschlichen Qualitäten, aber das größte daran ist seine bedingungslose Zuwendung zu den Menschen."

Zusammenfassung
  • Für Kardinal Christoph Schönborn, enger Vertrauter von Papst Franziskus, war dessen Tod "schmerzlich". Er hebt seine Menschlichkeit und Interessen als Musik- und Fußballfan hervor.
  • Franziskus wählte seinen Papstnamen als Erinnerung an Franziskus von Assisi, um sein Programm der Armut und Hilfe für Bedürftige zu leben.
  • Das zeigte sich auch in seiner ersten Reise nach Lampedusa, wie Schönborn berichtet.
  • Franziskus' Grundsatz 'todos, todos, todos' verdeutliche seine bedingungslose Zuwendung zu allen Menschen, unabhängig von Religion oder Lebensweise.