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Geosphere Austria erhält vom Bund 152 Mio. Euro bis 2026

Insgesamt 152,6 Millionen Euro stehen der aus der Fusion der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Geologischen Bundesanstalt entstandenen Geosphere Austria in den Jahren 2024 bis 2026 zur Verfügung. Das gaben Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und die Geosphere-Direktion am Donnerstag am Conrad-Observatorium am Trafelberg bei Muggendorf (NÖ) bekannt. Diese "einzigartige Forschungsstätte" ist mittlerweile stark nachgefragt - auch im Ausland.

Um rund ein Drittel mehr Geld steht der Geosphere Austria im Rahmen der ersten Leistungsvereinbarung mit dem Bildungsministerium im Vergleich mit den Budgets der Vorgängerorganisationen zur Verfügung, erklärten die kaufmännische Generaldirektorin Sylvia Bauer-Beck und ihr wissenschaftliches Pendant, Andreas Schaffhauser, bei einem Medientermin in abseitig im gebirgigem Teil Niederösterreichs gelegenen Observatorium. Als "ganz besonderen Ort" bezeichnete Polaschek die aus zwei Tunnelsystemen und Arbeits- und Wohnstätten für die dort tätigen Forscherinnen und Forscher bestehende Einrichtung, die von Geosphere Austria betrieben wird.

Hier werden seit der Fertigstellung im Jahr 2012 in den insgesamt über einen Kilometer langen Stollensystem das Weltraumwetter anhand dem Magnetfeld der Erde analysiert, Variationen der Schwerkraft erhoben, Erdbeben aufgezeichnet und u.a. auch mittels Infraschallaufzeichnungen sogar nordkoreanische Atombombentests festgemacht. Das alles ist nur möglich, weil man sich eben genau an diesem Ort und unter Tage befindet, wie der Leiter der Einrichtung, Roman Leonhardt, erklärte. Einerseits sind die vielfältigen, hochpräzisen Messgeräte durch den Kalkstein gegenüber störenden Einflüssen gut abgeschirmt, andererseits trägt die Lage abseits von Autobahnen, elektrifizierten Bahnstrecken und größeren Städten das ihrige zur Ruhe vor Ort bei. Trotzdem hat man es nicht weit nach Wien und damit auch zum Flughafen Wien-Schwechat.

Dass man am Trafelberg hochgenau messen kann - die Geräte registrieren sogar Autos, die den steilen Forstweg nach oben in Angriff nehmen, bzw. deren Eisenanteile -, hat sich mittlerweile auch in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinde herumgesprochen. So testeten etwa die ESA oder die NASA dort schon Magnetsensoren für ausgeklügelte Satellitensysteme oder zuletzt für die europäische Raumsonde JUICE, die nun auf dem Weg zum Jupiter ist. Auch die Quantenphysiker der Uni Wien oder Technischen Universität (TU) Wien nutzen das Tunnelsystem mit seinen einzigartigen Voraussetzungen schon jetzt bzw. bald, um etwa nach den schwer auszumachenden Verbindungen zwischen der Quantenmechanik und der Gravitation zu suchen.

Im Kerngeschäft, zu dem u.a. die Magnetfeldvermessung zählt, konnte die "weltweit führende" Weltraumwetter-Forschungsgruppe zuletzt mit den genauesten Prognosen der Auswirkungen der jüngsten Sonnenstürme, die auch Österreich Polarlichter bescherten, punkten, sagte Leonhardt. Ein aktuelles Projekt befasse sich auch damit, wie solche Sonnenstürme, die das Magnetfeld der Erde stark beeinflussen können, auf das österreichische Stromnetz rückkoppeln können. Leonhardt: "Wir arbeiten hier mit 'Betroffenen', wie der Austrian Power Grid eng zusammen."

Für Polaschek sind die gestiegenen Mittel, die an die Geosphere fließen, jedenfalls "sehr gut investiert": Die seit 2023 als vollrechtsfähige Forschungseinrichtung betriebene, neu geschaffene Organisation übernehme nämlich "wichtig Aufgaben für die Republik" - quasi von der Luft bis in den Boden. Die Fusion und Ausgliederung aus dem Bereich der nachgeordneten Dienstellen des Bildungs-, respektive Wissenschaftsministeriums sei eine "Mammutaufgabe" gewesen, die nun aber Früchte trage, indem man neue Forschungsfelder erschließen und sich besser und eigenständiger in EU-geförderte Projekte einbringen könne, so Schaffhauser und Polaschek. Das neue Arrangement machte auch die erste gemeinsame Leistungsvereinbarung notwendig. Deren Laufzeit über drei Jahre bringe der Geosphere auch längerfristige Planungssicherheit.

Im Zentrum vieler der Aktivitäten stehe der Klimawandel und die Veränderungen dadurch. So will man künftig auch die damit einhergehenden häufigeren Extremwetterereignisse besser verstehen. Es gehe um Vorhersage und rechtzeitige Warnung in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden. Mit dem Budgetplus werde man daher auch die durch Blitzschlag ausgeknockte Wetterradarstation auf der Valluga an der Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg wieder errichten. Dafür kommen 2,27 Mio. Euro vom Bund und rund 1,5 Mio. Euro von den Ländern Tirol und Vorarlberg.

(S E R V I C E - https://www.geosphere.at/de, https://cobs.zamg.ac.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Geosphere Austria erhält vom Bund 152,6 Millionen Euro für die Jahre 2024 bis 2026, was ein Drittel mehr ist als das Budget der Vorgängerorganisationen.
  • Das Conrad-Observatorium am Trafelberg bei Muggendorf ist eine bedeutende Forschungsstätte, die unter anderem von ESA und NASA genutzt wird.
  • Ein Teil des Budgets wird für die Wiedererrichtung der durch Blitzschlag beschädigten Wetterradarstation auf der Valluga verwendet, wofür 2,27 Millionen Euro vom Bund und 1,5 Millionen Euro von den Ländern Tirol und Vorarlberg bereitgestellt werden.