Gefoltertes Kind: Schweigende Behörden, keine weiteren Opfer
Chatnachrichten auf dem Handy geben den Ermittlern Einblicke in die Machenschaften jener 32-jährigen Mutter, die ihren Sohn in eine Hundebox gesperrt, monatelang gequält und damit beinahe umgebracht haben soll.
Wie der "Kurier" berichtet, vermuten die Ermittler eine Bekannte der Mutter als Beteiligte. Es könnte nicht ausgeschlossen werden, dass sie eine "sektenähnliche" Rädelsführerin und Anstifterin war. Die Chatnachrichten würden sowohl die Mutter als auch die 40-jährige Bekannte schwer belasten, heiße es aus Ermittlerkreisen. Deshalb wurde auch die 40-Jährige schon im März verhaftet.
Polizei dementiert Ermittlungen wegen eines sadistischen Kults
Durch die Erkenntnisse aus den Chats werde gegen die Mutter nicht nur wegen versuchten Mordes und Quälen oder Vernachlässigen unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen ermittelt, sondern auch in die Richtung eines sadistischen Kults, berichtete der "Kurier".
Die Polizei dementiert das jedoch. Es deute nach den bisherigen Ermittlungen auch nichts auf das Vorliegen eines sadistischen Kults hin, teilte die sie in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Krems am Donnerstag der APA mit.
Der "Kurier" sprach mit dem Pflichtverteidiger der Mutter. Diese würde nicht mit Medien sprechen wollen. Der Fall werde laut dem Anwalt jedoch in einer "ganz anderen Dimension" vor Gericht behandelt werden.
Behörden schweigen
Warum niemandem die Qualen des Burschen schon früher aufgefallen sind, ist unklar. "Man fragt sich: 'Wie ist so etwas möglich?'", sagte etwa der Bürgermeister von Waidhofen an der Thaya, Josef Ramharter.
In der Schule hätten die Misshandlungen auffallen müssen - der Bursche sei stark abgemagert gewesen, auch die Schläge der Mutter müssten Spuren hinterlassen haben. Sowohl Bezirkshauptmannschaft als auch Jugendamt äußerten sich bisher nicht zu dem Vorfall.
"Die Ermittlungen dauern nach wie vor an, ein abschließendes Ergebnis liegt daher noch nicht vor", hieß es von der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Keine weiteren Informationen für die Öffentlichkeit gebe es vorerst aus "kriminaltaktischen Gründen und aus Rücksicht auf das unmündige Opfer und die im konkreten Fall betroffenen höchstpersönlichen Lebensbereiche und Rechte".
Die Polizei sprach auch davon, dass es keine Hinweise auf weitere Opfer gebe.
Psychiaterin erklärt die Hintergründe der Tat
Doch wie konnte es zu diesen grausamen Taten kommen? "Sadistische Handlungen kommen entweder aus einer grausamen eigenen Vorgeschichte, aber auch aus krankhaften Motiven", erklärt Psychiaterin und Forensikerin Sigrun Roßmanith im PULS 24 Newsroom.
Das reiche von Geisteskrankheit bis zum Austreiben satanischer Kräfte. Ohne Untersuchung der Mutter und schlüssige Diagnose könne man nicht sagen, inwieweit der Mutter das "Martyrium ihres Kindes" überhaupt bewusst war.
Psychiaterin und Forensikerin Sigrun Roßmanith im Newsroom Interview
Der Bub brauche jetzt eine sichere Umgebung, in der es sich beschützt fühlt und Vertrauen aufbauen kann, denn "alles, was wir außen erleben, verinnerlichen wir", erklärt die Psychiaterin. Eines sei jedenfalls klar: Es werde lange dauern, bis dem Kind geholfen sei.
Zusammenfassung
- Chatnachrichten geben Einblicke in die Machenschaften jener 32-jährigen Mutter, die ihren Sohn in eine Hundebox gesperrt, monatelang gequält und damit beinahe umgebracht haben soll.
- Wie der "Kurier" berichtet, vermuten die Ermittler eine Bekannte der Mutter als Beteiligte.
- Es könnte nicht ausgeschlossen werden, dass sie eine "sektenähnliche" Rädelsführerin und Anstifterin war.
- Sowohl Bezirkshauptmannschaft als auch Jugendamt äußerten sich bisher nicht zu dem Vorfall.