Fritzl-Anwältin: "Er ist ein anderer Mensch geworden"

Astrid Wagner, Anwältin von Josef Fritzl, sieht im heutigen Urteil einen "ersten Schritt in Richtung gänzliche Entlassung". Ihr Mandant sei "ein ganz anderer Mensch geworden". Das Landesgericht Krems hatte entschieden, dass Fritzl vom Maßnahmenvollzug in den Normalvollzug verlegt wird.

Josef Fritzl wird knapp 16 Jahre nach dem Inzestfall von Amstetten vom Maßnahmenvollzug in den Normalvollzug verlegt. Das hat das Landesgericht Krems am Donnerstag entschieden.

Seine Anwältin Astrid Wagner spricht im "Interview des Tages" bei Heiß Umfehdet über das Urteil: Ihr gegenüber habe der 88-Jährigen am Donnerstag "wieder ehrliche Reue gezeigt" und von einem "ganz furchtbaren Verbrechen" gesprochen, das er begangen hat. Bereits nach dem Urteil hatte sie von einer "berührenden" Anhörung erzählt.

Für die Entscheidung des Gerichts sei letztlich jedoch weniger die heutige Aussage Fritzls ausschlaggebend gewesen. "Relevant war, muss ich ganz ehrlich sagen, das psychiatrische Gutachten", so Wagner.

Fritzl sei nicht mehr gefährlich - der "erste Schritt in Richtung gänzliche Entlassung", so Wagner. 

Ein "anderer Mensch"

Das Gutachten sei zu dem Schluss gekommen, dass es "sogar einen Persönlichkeitsumbau" gegeben habe. "Er ist ein anderer Mensch geworden", könne man es laut Wagner "salopp" formulieren.

Die ursprüngliche nazistische Persönlichkeitsstörung sei überlagert worden, unter anderem durch die beginnende Demenz. 

Fritzl sei zwar nicht "völlig weggetreten", man könne sich ganz normal mit ihm unterhalten, so Wagner. Er würde jedoch Realität und Traum vermischen. 

Die Demenz zeige sich bei ihm in "diesen Phasen, in denen er den Bezug zur Realität verliert". Dann habe er "unverrückbare Ideen", beispielsweise bilde er sich dann eine Einladung zu einem Festival ein.

Vollzugsuntauglich?

Dennoch sei auch sie der Meinung, dass es "besser ist, wenn der Herr Fritzl bis auf Weiteres einmal in Haft bleibt".

Es stelle sich jedoch die Frage, ob die Justiz die Ressourcen für die Betreuung des 88-Jährigen hat. Sei das nicht der Fall, könne er aus "Vollzugsuntauglichkeit" entlassen werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Josef Fritzl wird knapp 16 Jahre nach dem Inzestfall von Amstetten vom Maßnahmenvollzug in den Normalvollzug verlegt.
  • Seine Anwältin Astrid Wagner schildert "Interview des Tages" bei Heiß Umfehdet: Ihr gegenüber habe der 88-Jährigen "wieder ehrliche Reue gezeigt".
  • Fritzl sei nicht mehr gefährlich - der "erste Schritt in Richtung gänzliche Entlassung", so Wagner. 
  • Ein Gutachten sei zu dem Schluss gekommen, dass es "einen Persönlichkeitsumbau" gegeben habe. Fritzl sei "ein anderer Mensch".