EU will Wolf-Schutzstatus überprüfen und mehr Informationen
"Die Konzentration von Wolfsrudeln in einigen europäischen Regionen ist eine reale Gefahr geworden für Viehherden und potenziell auch für Menschen", sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Aussendung. Sie ruft lokale und nationale Behörden dazu auf, wo nötig Maßnahmen zu ergreifen. Die EU-Gesetzgebung ermögliche dies bereits.
Bevor entschieden wird, ob es auch darüber hinaus zu Änderungen kommen wird, sind nun bis 22. September "lokale Gemeinschaften, Wissenschafter und alle interessierten Parteien" aufgerufen, mehr Informationen zum Thema Wolf zu liefern. Welche Arten von Daten genau gefragt sind, werde noch präzisiert, so ein Kommissionssprecher. Bereits im April habe man angefangen, Daten bei Expertinnen und Experten sowie nationalen Behörden einzuholen; nun solle die Konsultation ausgeweitet werden.
Auch Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) setzt sich schon länger dafür ein, den Schutzstatus von Wölfen zu senken. Zusammen mit seinem schwedischen Amtskollegen Peter Kullgren (Christdemokraten) kündigte er vergangene Woche an, einen entsprechenden Aktionsplan anstoßen zu wollen.
EU-weit sind Wölfe durch die 1992 beschlossene Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, europaweit auch durch die aus 1979 stammende Berner Konvention des Europarates geschützt. Die Kommission beteuert in ihrem Schreiben am Montag, dass der Wolf ein "integrales Element des europäischen Naturerbes" sei und eine wichtige Rolle im Ökosystem spiele. Er genieße hohen Schutz, Ausnahmen seien aber vorgesehen. Für eine Reform der Richtlinie bedarf es jedoch der Zustimmung aller 27 EU-Staaten - und zuständig dafür sind die Umweltminister und Umweltministerinnen.
Erfreut reagierte Tirols Landeshauptmann Mattle, in dessen Bundesland der Wolf ein besonders brisantes Thema ist, auf die Nachricht aus Brüssel. Tirol werde alle notwendigen Unterlagen und Informationen bereitstellen, um zu belegen, dass der derzeitige Schutzstatus "nicht mehr der Lebensrealität im Alpenraum entspricht", erklärte Mattle gegenüber der APA. "Eine Neubewertung ist der einzig richtige Weg, um sicherzustellen, dass der Schutzstatus den sich verändernden Gegebenheiten auch gerecht wird. Deshalb begrüße ich eine Neubewertung, die auch aufgrund des Drucks aus Alpenregionen wie Tirol notwendig geworden ist", betonte der Landeschef und machte klar, dass seine Forderung aufrecht bleibe: "Der Schutzstatus von Wölfen muss gesenkt werden." Im Bundesland hatte die schwarz-rote Landeskoalition in diesem Jahr in Sachen Wolf die Daumenschrauben angezogen und eine Gesetzesnovelle auf den Weg gebracht. Letztlich wurde diese im Februar im Landtag mehrheitlich beschlossen. Sie erlaubt einen Abschuss von Problem- und Risikowölfen per Verordnung, und nicht mehr Bescheid. Drei Wölfe wurden in Tirol gemäß der Verordnungs-Regelung bisher geschossen.
Auch die ÖVP-Europaabgeordneten Simone Schmiedtbauer und Alexander Bernhuber begrüßten die Neubewertung des Schutzstatus von Wölfen, fordern zugleich aber mehr Tempo von der Kommission ein. ÖVP-EU-Agrarsprecherin Schmiedtbauer zeigt sich sicher, dass die Evaluierung ergeben werde, "dass der Erhaltungszustand der Wölfe in Europa das strenge Schutzniveau nicht mehr rechtfertigt." Und ihre schwarze Tiroler Abgeordnetenkollegin Barbara Thaler ließ wissen: "Endlich zeigt die harte Arbeit der letzten Jahre Wirkung. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen erkennt den Ernst der Lage und nimmt sich nun aktiv dem Thema an."
Zusammenfassung
- Die EU-Kommission überlegt Änderungen beim Schutzstatus von Wölfen in der Europäischen Union (EU).
- Bevor es hier aber zu einer Entscheidung kommt, will die Brüsseler Behörde noch mehr Daten zu dem Thema sammeln.
- Ein Sprecher der Kommission wollte sich am Montag in Brüssel nicht darauf festlegen, ob der Schutzstatus von Wölfen am Ende des Prozesses gelockert wird.
- Drei Wölfe wurden in Tirol gemäß der Verordnungs-Regelung bisher geschossen.