Erster Killerwal-Angriff in der Nordsee gemeldet

Die organisierten Attacken von Gruppen von Orcas auf Jachten und Segelboote weiten sich offenbar aus. Bisher wurden lediglich von der spanischen Küsten, rund um Gibraltar und vor Portugal Attacken gemeldet. Nun gibt es auch den ersten Vorfall vor den Shetlandinseln in der Nordsee.

Der 72-jährige niederländische Segler Wim Rutten schilderte dem britischen "Guardian" die Attacke auf sein Schiff. Er war demnach am Montag mit seinem Segelschiff von Lerwick in Schottland nach Bergen in Norwegen unterwegs. 

Boot immer wieder mit voller Wucht gerammt

Er sei gerade beim Angeln gewesen, als ein Orca vor seinem Schiff aufgetaucht sei. Der Killerwal habe sich dann mit voller Wucht gegen das Heck seines sieben Tonnen schweren Bootes geworfen, so der 72-Jährige. Wiederholt habe der Orca sich dem Schiff genähert, es zunächst verfolgt. Immer wieder verschwand der Meeressäuger, um dann wieder aufzutauchen und sich erneut mit voller Wucht gegen das Heck des Segelschiffes zu werfen.

Motiv unklar, "sehr lautes Atmen"

Über die Motive des Angriffs konnte Rutten nur mutmaßen: "Vielleicht wollte er nur spielen oder mir in die Augen schauen oder meine Anglerleine loswerden", spekulierte er gegenüber der Zeitung.

Was ihm aber aufgefallen sei: "Für mich am beängstigendsten war das sehr laute Atmen des Tieres", schildert er. Immer wieder habe er den Kiel des Schiffes von hinten ins Visier genommen.

Serie von koordinierten Attacken

Seit 2020 gibt es in Spanien und Portugal Berichte über koordinierte Attacken von Orcas auf Schiffe. Zuletzt häuften sich die Angriffe und wurden sogar von ganzen Gruppen der Meeressäuger durchgeführt.

Attackierten sie anfangs vor allem Fischerboote, schienen sie zuletzt immer häufiger auch Jagd auf Segelboote zu machen. Dabei dürften sie teilweise das Steuerruder am Heck gezielt ins Visier nehmen. Die Forscher stehen vor einem Rätsel. Vor Gibraltar wurde inzwischen ein Fahrverbot für kleinere Boote erlassen.