Pichlbauer zu Gesundheitsreform: "Massenhaft Konfliktpotenzial"

Manche würden meinen, die Gesundheitsreform sei ein Schritt in die richtige Richtung – Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer ist sich da jedoch "noch sehr unsicher". Außerdem ortet er weiterhin "massenhaft Konfliktpotenzial".

Nach langen Verhandlungen haben sich Bund, Länder und Sozialversicherung auf eine große Gesundheitsreform geeinigt. Die Reform, die voraussichtlich ab Jänner 2024 in Kraft treten soll, soll nun viele Verbesserungen für die Patient:innen bringen.

Wenn es um Euphorie rund um die neue Gesundheitsreform geht, hält sich Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer im PULS 24 Interview jedoch zurück.

"Etikettenreform" als Ergebnis?

Er wolle seinen Fehler nicht wiederholen: Das letzte Mal als Pichlbauer eine Gesundheitsreform gelobt habe, habe diese sich als eine "Türschild-Reform" herausgestellt. Manche würden meinen, die Gesundheitsreform sei ein Schritt in die richtige Richtung – Gesundheitsökonom Pichlbauer ist sich da jedoch "noch sehr unsicher".

"Wenn man das heute schon so minimal macht", bleibe auf dem Weg "noch wahnsinnig viel hängen", so Pichlbauer. Wenn außerdem nichts umgesetzt werden kann, weil die "Streitereien weiterhin existieren", dann werde diesmal keine "Türschild-Reform", aber eine "Etikettenreform" das Ergebnis sein.

Es könnte "alten Wein in neuen Schläuchen" geben, lacht der Gesundheitsökonom, aber möglicherweise würde "nichts passieren".

Weiterhin "massenhaft Konfliktpotenzial"

Außerdem könnte das "minimal reduzierte" Veto-Recht der Ärztekammer nicht groß genug sein, um Konflikte zu bereinigen. Auch zwischen Ländern und Krankenkassen bestehe nicht "einhelliger Sonnenschein".

Pichlbauer ortet weiterhin "massenhaft Konfliktpotenzial".

"Kriegen nicht mal 'ambulant vor stationär' hin"

Das Motto, das künftig in der Gesundheit gelten solle, sei klar, meinte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne): "Digital vor ambulant vor stationär".

Man kriege nicht einmal "ambulant vor stationär" als Grundsatz hin, meint Pichlbauer. In Österreich gebe es die meisten Spitalsaufenthalte in Europa. Solange die Interessenskonflikte innerhalb des Systems nicht bereinigt sind, "ziehen die Leute halt in die unterschiedlichste Richtung".

Den Grundsatz "Digital vor ambulant vor stationär" sieht Pichlbauer nicht als eine realistische Möglichkeit.

ribbon Zusammenfassung
  • Manche würden meinen, die Gesundheitsreform sei ein Schritt in die richtige Richtung – Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer ist sich da jedoch "noch sehr unsicher".
  • Außerdem ortet er weiterhin "massenhaft Konfliktpotenzial".
  • Besonders den Grundsatz "Digital vor ambulant vor stationär" von Minister Johannes Rauch sieht er nicht als eine realistische Möglichkeit.