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Erfolgreiche Rückkehr der Wölfe in Europa

Heute, 04:03 · Lesedauer 3 min

In Europa leben 21.500 Wölfe, das sind 58 Prozent mehr als vor einem Jahrzehnt, berichten Forscher. Auch in Österreich stieg die Zahl der Isegrims, im Vergleich zu anderen Ländern gibt es hier mit rund hundert Individuen immer noch recht wenige. Die Gefahr für Schafe, Ziegen und Rinder wäre überschaubar, erklären die Experten im Fachmagazin "PLOS Sustainability and Transformation": Das Risiko für ein Nutztier, von einem Wolf getötet zu werden, beträgt europaweit 0,2 Promille.

Ein Team um Cecilia Di Bernardi von der Sveriges Lantbruksuniversitet (deutsch: Schwedische Universität für Agrarwissenschaften) in Riddarhyttan (Schweden) hat anhand von Monitoring-Berichten und Expertenschätzungen ermittelt, wie viele Wölfe es im Jahr 2022 in 34 Ländern Europas inklusive Österreich gab: Es waren insgesamt 21.500 Wölfe, in den EU Staaten 19.000. Sie teilen sich den Platz dort mit 279 Millionen Nutztieren und 449 Millionen Menschen.

In manchen Ländern wie Deutschland, Italien, Griechenland und Spanien gab es viel mehr als tausend Wölfe, in anderen wie Österreich, Ungarn und Belgien weniger als hundert, berichten die Wildtierbiologen. Nur in den drei "Mikrostaaten" Monaco, San Marino und dem Vatikan sind die Tiere (noch) nicht heimisch geworden.

Die Zahl der Wölfe ist im vergangenen Jahrzehnt in 19 Ländern wie Österreich, Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland und der Schweiz gestiegen und in Bosnien Herzegowina, Montenegro und Mazedonien gesunken, heißt es in dem Bericht. In den übrigen Staaten gibt es gleich viele Wölfe wie zuvor oder hohe Schwankungen.

Schäden durch Wolfsrisse durch positive Auswirkungen teilkompensiert

In ganz Europa werden 17 Millionen Euro pro Jahr aufgewendet, um Landwirten nach Wolfsrissen - hauptsächlich von frei laufenden Schafen und Ziegen - den Schaden zu ersetzen, so die Forscher. Dieser finanzielle Aufwand werde teilweise dadurch wettgemacht, dass es nach der Rückkehr der Wölfe in eine Region weniger Wildunfälle für Autofahrer gibt, erklären sie. Außerdem wäre der Verbiss an Forstplantagen etwa durch Rehe geringer, wenn die Beutegreifer deren Bestand regulieren. Die Positiva würden ebenfalls einige Millionen Euro ausmachen, wären aber aufgrund mangelnder Daten nicht genauer bezifferbar, so die Experten. Die Autoren, zu denen auch Petra Kaczensky von der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien zählt, empfehlen zudem Investitionen in Herdenschutz als probates Mittel gegen Nutztierverluste.

"Die Studie zeigt, dass der Wolf aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit auch in die europäische Kulturlandschaft zurückkehren kann, wenn man ihn lässt", erklärte Lucas Ende vom Naturschutzbund Österreich der APA. "In Österreich scheint aber die natürliche Wiederbesiedlung in den Alpen durch eine erleichterte Abschusspraxis verhindert zu werden", kritisierte er: "Erst bei Bildung von stabilen Rudeln kann man von erfolgreicher Wiederbesiedlung sprechen." Die Zahlen, die aus Österreich in die Studie eingeflossen sind, beinhalten alle hierzulande genetisch nachgewiesenen Wölfe, sagte Ende. Der Großteil davon sind durchziehende Einzeltiere. Die Zahl der Rudel stagniere hingegen auf niedrigem Niveau und im Alpenraum konnte sich bisher noch kein Rudel dauerhaft etablieren. Die Studie konnte außerdem "nicht feststellen, dass mehr Wölfe automatisch höhere Nutztierverluste verursachen", so der Naturschützer.

(S E R V I C E - Studie: https://doi.org/10.1371/journal.pstr.0000158)

Zusammenfassung
  • In Europa leben 21.500 Wölfe, was einem Anstieg von 58 Prozent im letzten Jahrzehnt entspricht. In Österreich gibt es rund hundert Wölfe, während Deutschland, Italien, Griechenland und Spanien über tausend zählen.
  • Das Risiko, dass ein Nutztier von einem Wolf getötet wird, liegt europaweit bei nur 0,2 Promille. Trotzdem werden jährlich 17 Millionen Euro für Entschädigungen nach Wolfsrissen ausgegeben.
  • Die Rückkehr der Wölfe hat positive Effekte wie weniger Wildunfälle und reduzierten Verbiss an Forstplantagen. In Österreich wird jedoch die Bildung stabiler Rudel durch eine erleichterte Abschusspraxis erschwert.