Studie: Wiener beklagen zu viel Zuwanderung
Die Wienerinnen und Wiener finden, dass das Zusammenleben mit zugewanderten Personen gut funktioniert - vor allem in ihrer eigenen Nachbarschaft wird es als besonders gut beschrieben. Der Kontakt und soziale Beziehungen mit Zugewanderten ist alltäglich und ein Großteil sieht die positiven Auswirkungen von Zuwanderung auf die Lebensqualität und Arbeit. Trotzdem sind 53 Prozent davon überzeugt, dass es zu viel Zuwanderung gibt. Das zeigt eine von der Stadt beauftragte SORA-Studie.
Akzeptanz in der Nachbarschaft am höchsten
Eindeutig habe sich gezeigt, dass die Akzeptanz immer höher werde, je direkter der Kontakt zu Personen mit Migrationshintergrund sei. Denn auch wenn die Stimmungslage zu Migration insgesamt kritisch ist, werde das Zusammenleben in der Nachbarschaft sehr positiv beurteilt. 65 Prozent der Befragten sagten, dass das Zusammenleben in der Nachbarschaft sehr gut oder ziemlich gut funktioniert. Dort, wo also der persönlichste Kontakt stattfindet, wird er auch am besten beurteilt, fasst die Studie zusammen.
Vorteile sahen die - mehr als 1.000 - Befragten auch für den Arbeitsmarkt, wo gezielte Zuwanderung als sinnvoll erachtet wird. Die Mehrheit ortet auch einen freundlichen Umgang miteinander. Deutlich mehr als die Hälfte sieht positive Auswirkungen von Migration auf das Stadtleben, etwa was das Angebot von Geschäften oder Restaurants betrifft. Dies würde zu mehr Lebensqualität beitragen, wird befunden. Laut Umfrage sind auch Menschen dieser Meinung, die sonst eher skeptisch gegenüber Fremden eingestellt sind.
Jüngere sind offenerer
Skepsis macht sich laut der Erhebung vor allem bei älteren Menschen bemerkbar. Jüngere Wienerinnen und Wiener sind generell offener. Relativ gering fielen die Unterschiede bezüglich Herkunft aus, also ob es sich bei den Befragten um Personen ohne oder mit Migrationshintergrund handelt. Letztere wurden ganz gezielt in die Studie einbezogen. Rund 400 Teilnehmer fielen in diese Kategorie.
Verständigung durch Sprache, eine tolerante Einstellung sowie Beschäftigung werden laut Studie als wichtigste Zeichen für Integration gesehen. Fast alle Befragten waren der Meinung, dass zugewanderte Menschen die deutsche Sprache beherrschen sollen. Wien verfüge hier bereits über viele Unterstützungsprogramme, versicherte Wiederkehr - wobei er etwa auf kostenlose Deutschkurse für Schüler im Sommer, den Ausbau der Sprachförderkräfte oder Förderungen im Bereich der Elternarbeit verwies.
Zweites Kindergartenjahr und mehr Polizisten
Wiederkehr will aber noch weiter gehen. Er urgiert ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr und die Möglichkeit, Kinder zu Pflicht-Sprachkursen im Sommer einzuteilen. Weiters fordert er 1.000 Polizisten mehr für Wien, um das subjektive Sicherheitsgefühl zu stärken. All dies könne nur der Bund umsetzen, so Wiederkehr. Angesprochen wird hier vor allem die ÖVP. Diese trete in Grätzel, wo das Zusammenleben gut funktioniere, allerdings eher als Spalter auf, kritisierte er.
Kritik an ÖVP
Das jahrelange Versagen der ÖVP werde so durch Ablenkungsmanöver verschleiert. Konkret nahm er aus der Ministerriege Gerhard Karner (Inneres), Susanne Raab (Integration) und Martin Polaschek (Bildung) ins Visier. Dies sei die "Achse der Unwilligen", meinte er. Insgesamt sei er "echt angefressen" auf Parteien, die Öl ins Feuer gießen würden, anstatt das gute Zusammenleben zu fördern - wobei hier auch die FPÖ Erwähnung fand.
ÖVP: Probleme werden negiert
Die ÖVP hat der heutige Medientermin eher ratlos zurückgelassen, wie die Volkspartei in einer Reaktion wissen ließ: "Auch heute hat man wieder gesehen, dass Probleme in Wien weiter negiert werden. Erneut hat es Stadtrat Wiederkehr verabsäumt zum Integrationsversagen in Wien echte Maßnahmen zu präsentieren", kritisierte Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer.
Die heute präsentierten Zahlen seien "alles andere als optimal". Wiederkehr versuche, sich in Beschwichtigungen zu retten, wälze die Verantwortung ab und suche die Schuld bei anderen, befand Mahrer.
Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp befand, dass "jede Form von Integration" gescheitert sei. Rot-Pink mache dort weiter wo Rot-Grün aufgehört habe, nämlich "mit ausgebreiteten Armen jeden Wirtschaftsmigranten in Wien aufzunehmen", konstatierte er. Doch auch die ÖVP kam nicht ungeschoren davon. Die österreichischen Grenzen seien immer noch löchrig wie ein Schweizer Käse und Abschiebungen von kriminellen Asylanten ein "Jahrhundertereignis", so Nepp.
Zusammenfassung
- Der Kontakt in der direkten Nachbarschaft sei gut, trotzdem ist mehr als die Hälfte der Wiener überzeugt, dass es zu viel Zuwanderung gibt.
- Das zeigt eine aktuelle Studie.