Entwurf für Abkommen bei UNO-Artenschutzkonferenz vorgelegt
Der von China vorgelegte Plan sieht vor, dass reiche Staaten ihre finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer für die Artenvielfalt bis 2025 auf mindestens 20 Milliarden Dollar pro Jahr erhöhen. Bis 2030 solle die Summe auf 30 Milliarden Dollar anwachsen. Auch sollen dem Entwurf zufolge 30 Prozent der Erdoberfläche zu Schutzgebieten erklärt werden.
Finanzierung ein strittiges Thema
Letzteres war eines der zentralen Ziele der UNO-Biodiversitätskonferenz COP15. Die Finanzierung des Artenschutzes in Entwicklungsländern ist ein besonders strittiges Thema der Verhandlungen. Die Entwicklungsländer hatten finanzielle Unterstützung in Höhe von mindestens 100 Milliarden Dollar pro Jahr seitens der reicheren Länder gefordert. Das wäre das Zehnfache der derzeitigen Summe, die zur Stärkung der Biodiversität aus Industrie- in Entwicklungsländer fließt - und entspräche den zugesagten, aber noch nicht vollständig ausgezahlten 100 Milliarden Dollar für den Kampf gegen die Erderwärmung.
Kurz vor dem geplanten Ende der COP15 am Montag hatten sich führende Vertreter:innen der Mitgliedstaaten optimistisch hinsichtlich einer Einigung gezeigt. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ambitionen aufrechterhalten und einen Konsens erzielen können", sagte Chinas Umweltminister Huang Runqiu in Montreal am Samstag.
Ziel: Abkommen zur Biodiversität
Ziel der Weltnaturkonferenz war ein Abkommen zur Biodiversität, das ähnlich bedeutend ist wie das 2015 abgeschlossene Pariser Klimaabkommen. Der kanadische Umweltminister Steven Guilbeault äußerte sich ebenfalls optimistisch: "Wir haben enorme Fortschritte gemacht."
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron appellierte kurz vor dem geplanten Ende der Konferenz an die Teilnehmer, ein ambitioniertes Abkommen zu schließen. "Meine Botschaft an unsere Partner lautet: Jetzt ist nicht die Zeit für kleine Entscheidungen, sondern für große! Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um ein möglichst ehrgeiziges Abkommen zu erreichen", erklärte er auf Twitter.
Gewessler im Namen der EU-Kollegen dort
Aus Österreich reiste Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) Mitte der Woche nach Kanada. Die Ministerin vertritt wie ihre Kolleg:innen der Union die EU in Montreal. Österreich macht sich vor allem bei den Gesprächen im Rahmen der "High Ambition Coalition for Nature and People" für ein neues Schutzziel stark.
Beobachter hatten vor einem Scheitern der auch unter dem Kürzel "CBD COP15" bekannten Konferenz gewarnt. Greenpeace zeigte sich in der Nacht auf Sonntag ernüchtert über die Fortschritte der Konferenz. Die Verhandler und Verhandlerinnen hätten keine "ausreichende Basis für Kompromisslösungen in wichtigen Punkten" gefunden, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. "Dies liegt nicht allein an ihnen, sondern an ungelösten Grundkonflikten, die schon im Vorfeld hätten ausgeräumt werden müssen." Laut der Umweltschutzorganisation wäre eine Pre-COP zur Vorbereitung hilfreich gewesen. Auch die EU habe erst langsam eine konstruktive Rolle während der Gespräche eingenommen.
5.000 Delegierte aus 193 Ländern
Bei der Weltnaturkonferenz ringen knapp 5.000 Delegierte aus 193 Ländern um ein neues Artenschutzabkommen. Die biologische Vielfalt und die Leistungen von Ökosystemen wie Nahrung oder sauberes Wasser sind für das Überleben der Menschheit essenziell. Der Zustand der Pflanzen- und Tierwelt hat sich in der jüngeren Vergangenheit stark verschlechtert. Das Artensterben ist heute mindestens Dutzende bis Hunderte Male größer als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre, wie aus Studien des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) hervorgeht.
Zusammenfassung
- Bei der UNO-Artenschutzkonferenz in Kanada liegt seit Sonntag der Entwurf für ein Abkommen zur Biodiversität auf dem Tisch.
- Der von China vorgelegte Plan sieht vor, dass reiche Staaten ihre finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer für die Artenvielfalt bis 2025 auf mindestens 20 Milliarden Dollar pro Jahr erhöhen.
- Beobachter hatten vor einem Scheitern der auch unter dem Kürzel "CBD COP15" bekannten Konferenz gewarnt.