"Enormer" Planungsaufwand für Interpol-Treffen in Wien
So kommen für die 100-Jahr-Jubiläumskonferenz von Interpol rund 1.300 Delegierte aus 195 Interpol-Mitgliedsländern und weitere 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeiorganisation nach Wien. "Es braucht zum Beispiel eine Logistik, einen Shuttle-Service zum Flughafen, aber natürlich auch Unterkünfte, die wir auf ihre Sicherheit überprüfen müssen", skizzierte Holzer auf einem Medientermin im Bundeskriminalamt einige der organisatorischen Herausforderungen. "Und das mit dem Essen ist auch nicht so einfach. Da müssen wir natürlich mit Fingerspitzengefühl vorgehen." Schließlich könne man bei internationalen Gästen "nicht nur Schweinsbraten servieren".
Für die Sicherheit hochrangiger Gäste werden laut Holzer rund 600 zivile und uniformierte Exekutivkräfte aus Bereichen wie der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), der Direktion Spezialeinheiten (DSE) oder dem Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) sorgen. Die Planung der Sicherheitsvorkehrungen gestalte sich dabei aufgrund der aktuellen politischen Weltlage durchwegs herausfordernd, hieß es. "Wir werden sowohl Vertreter aus Israel als auch aus Palästina hier haben, aber auch Delegierte aus Russland und der Ukraine", erklärte Holzer. Weil auch mit rund 35 Innenministern gerechnet wird, umfasse das Konzept auch Personenschutz durch das EKO Cobra, so Holzer. Informationen zu etwaigen Störaktionen oder Demonstrationen habe man jedoch bisher noch nicht erhalten, sagte Holzer gegenüber der APA. "Aber das wird natürlich gescreent."
Zu besprechen gebe es selbstverständlich einiges, hieß es. Auf der Agenda stehen unter anderem Themen wie Cybercrime oder Organisierte Kriminalität. Natürlich würden aber auch die aktuellen Entwicklungen rund um die weltweit erhöhte Terrorgefahr berücksichtigt werden. "Wir klammern kein Thema aus", sagte Holzer. Darüber hinaus habe Österreich als Austragungsland der Konferenz auch noch andere Ziele. "Wir wollen Österreich natürlich auch einerseits als Sicherheits-Player zeigen, aber als Tourismus-Player", so Holzer. "Wenn 1.300 Delegierte aus 195 Nationen kommen, ist das ein Faktor, den man nicht unterschätzen darf."
Nicht zuletzt wolle man mit der Konferenz auch "Interpol nach Österreich zurückholen", hieß es. Denn die Organisation wurde im September 1923 auf Initiative des damaligen Wiener Polizeipräsidenten Johann Schober am Internationalen Kriminalpolizeilichen Kongress in Wien gegründet.
Die Kosten für die Ausrichtung der Konferenz werden zur Gänze durch Österreich getragen. Wobei Holzer betonte: "Wir werden das mit österreichischem Charme, aber trotzdem sehr sparsam angehen." Er rechne mit rund drei Millionen Euro. Das sei rund ein Drittel des Budgets für die Generalversammlungen in den vergangenen zehn Jahren.
Holzer hob am Dienstag auch die globale Bedeutung von Interpol als "größte internationale Polizei-Plattform" hervor. Er verwies auf einen Fall aus Niederösterreich vom Mai. Damals hatte die österreichische Polizei Hinweise von britischen Ermittlern zu einem 53-Jährigen bekommen, der im Darknet nach einem Auftragskiller gesucht haben soll, um seine Frau töten zu lassen. "Diese Informationen sind dann letztlich über Interpol zu uns gekommen." Der Mann sitzt mittlerweile in U-Haft, sein Fall wird am 21. November in Wiener Neustadt verhandelt.
Zusammenfassung
- "Es ist das größte Projekt seit Jahrzehnten für das Innenministerium", sagte der Direktor des Bundeskriminalamtes und Gastgeber der Konferenz, Andreas Holzer, am Dienstag.
- "Aber das wird natürlich gescreent."
- "Wir wollen Österreich natürlich auch einerseits als Sicherheits-Player zeigen, aber als Tourismus-Player", so Holzer.
- Nicht zuletzt wolle man mit der Konferenz auch "Interpol nach Österreich zurückholen", hieß es.