EiernockerlSimon Legner (User:simon04), Commons Wikimedia, CC BY-SA 4.0

Eiernockerl an Hitlers Geburtstag? Kult-Bühne ändert extra Speisekarte

Eiernockerl mit grünem Salat gilt - fälschlicherweise - als das Lieblingsessen von Adolf Hitler. Der NS-Diktator hatte am 20. April Geburtstag - just an diesem Tag sollte die Speise nicht auf Menüs landen. Eine Wiener Kabarett-Bühne nutzt den Tag heuer für einen Aufruf gegen Rechts und streicht die beliebten Nockerl.

Jedes Jahr wieder nutzen Rechtsextreme den 20. April, um mit Verweisen auf die Speise auf besonders dämliche Art ihre ewiggestrige Gesinnung zur Schau zu stellen. Jedes Jahr wieder fallen Wirte mit absichtlich oder unabsichtlich erstellten Menüs an Hitlers Geburtstag auf.

Selbst Verurteilungen gab es wegen entsprechender Postings schon - etwa gegen einen Polizisten und ehemaligen FPÖ-Politiker im Jahr 2021. 

Eiernockerl sind am 20. April besonders verpönt. Die Wiener Kabarett-Bühne "Kulisse" streicht die Speise heute deshalb von ihrer Speisekarte und nutzt den Tag, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen: "Eiernockerl? Heute leider nicht!", heißt es auf den Social-Media-Profilen des "Kulturbeisls" in Wien-Hernals. Es folgen die Hashtags "neveragain", "Antifaschismus" und "gegenrechtehetze". 

Unfreiwillig erfolgte hingegen eine kurzfristige Speisekartenänderung in Niederösterreich: Wie die "Niederösterreichischen Nachrichten" berichten, hatte ein Ybbser Imbiss am 20. April Eiernockerl auf der Karte. Der Wirt wehrte sich gegen Vorwürfe, die Nockerl absichtlich just an diesem Tag angeboten zu haben - und änderte die Karte. 

Eine Mitarbeiterin erstelle den wöchentlichen Plan. "Die hat überhaupt nicht daran gedacht, zudem muss diese Blödheit jetzt endlich einmal gelassen werden. Nicht jede Aussage muss immer aufgegriffen werden", sagte er der "NÖN". Den Freitagsfisch gibt es nun schon am Donnerstag und die Nockerl dafür am 21. April.

Eiernockerl nicht per se verboten

Wie die Rechercheplattform "Stoppt die Rechten" auf Twitter schreibt, ist es natürlich nicht per se verboten, ab 20. April Eiernockerl mit Salat zu essen. "Problematisch wird es erst dann, wenn etwa mit einem Posting bewusst und für mind. 30 Personen einsehbar NS-Propaganda betrieben wird", heißt es dort. Die NS-Propaganda müsse bewusst erfolgen - das könne sich auch aus dem Kontext ergeben, wenn die Person etwa auch sonst einschlägige Postings verbreitet.

Ein Polizist und ehemaliger FPÖ-Politiker wurde etwa 2021 zu einer bedingten Haftstrafe von zehn Monaten und einer Geldstrafe von 6.300 Euro verurteilt, weil er am 20. April 2020 ein Foto von Hitlers angeblicher Lieblingsspeise auf Facebook gepostet hatte. Die Verurteilung durch die Geschworenen erfolgte knapp - der Mann hatte sonst nie Speise gepostet, ein ebenfalls damaliger FPÖ-Politiker hatte kommentiert: "Blondi fehlt". Das war der Name Hitlers Schäferhündin. Beide traten aus der Partei aus, vor dem Obersten Gerichtshof (OGH) scheiterte der Polizist mit einer Beschwerde.

Im Jänner 2023 stand hingegen ein Mann aus dem Bezirk Baden vor Gericht. Auch er hatte am 20. April 2022 Foto von seinem Mittagessen und den Text "Lecker, Eiernockerl mit grünem Salat" gepostet. Der Badener konnte allerdings glaubhaft versichern, dass er mit dem nationalsozialistischen Gedankengut nichts zu tun hat und einfach nur "regelmäßig Mahlzeiten" poste. Er wurde laut "BVZ" freigesprochen.

ribbon Zusammenfassung
  • Eiernockerl mit grünem Salat galten als das Lieblingsessen von Adolf Hitler. Der NS-Diktator hatte am 20. April Geburtstag - just an diesem Tag sollte die Speise nicht auf Menüs landen.
  • Eine Wiener Kabarett-Bühne nutzt den Tag heuer für einen Aufruf gegen Rechts und streicht die beliebten Nockerl.