Coronakrise laut Caritas "bereits spürbar"
Die soziale Dimension der Coronakrise sei bereits spürbar, warnt die Caritas. Die Anfragen bei der Sozialberatung der Hilfsorganisation hätten sich verdoppelt, sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.
Er berichtete von "Menschen, die ihren Job verloren haben und nicht mehr wissen, wie sie ihre Miete bezahlen sollen", von Alleinerziehenden, die "sich von ihren Kindern Taschengeld ausborgen, damit der Kühlschrank nicht leer bleibt", und von Mindestpensionisten, die nicht genug Geld für Lebensmittel haben. "50 Prozent der Menschen, die bei der Corona Nothilfehotline anrufen, geben an, dass sie nie geglaubt hätten, jemals von der Caritas Hilfe zu brauchen."
In den 36 österreichweiten Sozialberatungsstellen wurden laut Schwertner vor der Krise im Jahr knapp 65.000 Menschen unterstützt. Jetzt würden die Telefonleitungen noch heißer laufen. "Allein in Wien haben sich zuletzt doppelt so viele Menschen in Not an uns gewandt." In der ersten Märzhälfte gab es rund 900 Kontakte via E-Mail, Telefon und Beratungsgespräche, in der zweiten Märzhälfte waren es bereits knapp 1.800. In den ersten beiden April-Wochen meldeten sich 2.100 Menschen. Die häufigsten Nöte seien ausständige Miete, zu wenig Geld für Lebensmittel und "zu lange Wartezeiten auf zu geringe staatliche Unterstützungsleistungen", berichtete der Generalsekretär, der sich eine "Solidaritätsmilliarde für die Schwächsten der Gesellschaft" wünscht.
"Wir haben vor Wochen sechs Lebensmittel-Not-Ausgabestellen eingerichtet, bei denen wir Lebensmittelpakete unter freiem Himmel und großen Sicherheitsvorkehrungen verteilen." Ähnliche Projekte gibt es in Tirol, Salzburg, Kärnten und der Steiermark. In Wien wurde das Projekt um Hauszustellungen erweitert. "Derzeit können wir an den sechs Notausgabestellen rund 350 Gäste pro Woche mit Lebensmitteln versorgen, mehr als 500 Menschen wurden bereits mobil beliefert. In Summe wurden so mehr als 4.600 Lebensmittelpakete ausgegeben - insgesamt 62 Tonnen Lebensmittel." Die Nachfrage steige täglich.
Besonders schwer haben es jetzt auch Obdachlose. Beim Canisibus, dem Suppenbus der Caritas der Erzdiözese Wien, würden die Schlangen immer länger. Bis zu 200 Portionen täglich werden jetzt ausgegeben, im Jänner und Februar waren es höchstens 150.
Bei der Caritas haben sich aber auch allein in Wien in den vergangenen Wochen mehr als 4.000 (meist junge) Leute gemeldet, um zu helfen. Der Freiwilligen-Pool habe sich somit seit Februar auf 7.363 Menschen mehr als verdoppelt.
(S E R V I C E - Corona Nothilfe Hotline unter 05 17 76 300; www.caritas.at/corona-nothilfe Caritas-Spendenkonto Erste Bank IBAN: AT23 2011 1000 0123 4560 BIC: GIBAATWWXXX Kennwort: Corona Nothilfe)
Zusammenfassung
- Die Anfragen bei der Sozialberatung der Hilfsorganisation hätten sich verdoppelt, sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.
- In den 36 österreichweiten Sozialberatungsstellen wurden laut Schwertner vor der Krise im Jahr knapp 65.000 Menschen unterstützt.
- "Allein in Wien haben sich zuletzt doppelt so viele Menschen in Not an uns gewandt."
- In Wien wurde das Projekt um Hauszustellungen erweitert.