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Achtjähriger in Pakistan wegen Blasphemie angeklagt

Ein Junge soll in einer Koranschule uriniert haben und wurde deshalb wegen Blasphemie angeklagt – als jüngster Mensch Pakistans. Gotteslästerung kann in Pakistan mit dem Tod bestraft werden.

Nachdem ein Geistlicher dem 8-Jährigen vorgeworfen hatte, in der Bibliothek einer Koranschule uriniert zu haben, war er mehrere Tage in Gewahrsam genommen und wegen Blasphemie angeklagt worden. Ein Gericht ordnete dann die Freilassung des Hindu-Jungen an, da er noch zu jung sei, um nach dem Blasphemiegesetz verurteilt zu werden.

Daraufhin hatte ein wütender Mob einen Hindutempel verwüstet. Der 8-Jährige befindet sich laut "Guardian" nun unter Polizeischutz. Seine Familie und mehrere Mitglieder der Hindu-Gemeinde im konservativen Bezirk Rahim Yar Khan in Punjab mussten aus ihren Häusern fliehen. Das Militär wurde in das Gebiet entsandt, um weitere Unruhen zu verhindern.

50 Verdächtige festgenommen

In den sozialen Medien war zu sehen, wie ein wütender Mob den Tempel letzte Woche mit Eisenstangen und Stöcken angegriffen und zerstört hat. Mittlerweile sollen 50 Verdächtige verhaftet worden sein und nach 100 weiteren möglichen Angreifern werde gefahndet.

Ramesh Kumar, ein Vertreter der Hindu-Community, erhob gegenüber der Nachrichtenagentur "AP" Vorwürfe gegen die Polizei. Diese sei zu spät eingeschritten. Pakistans Premierminister Imran Khan verurteilte den Angriff auf Twitter. Er habe angeordnet, alle Schuldigen zu verhaften und Nachlässigkeiten bei der Polizei nachzugehen. Der Tempel wird laut Khan wieder aufgebaut.

In der Vergangenheit wurde das Blasphemiegesetze in Pakistan überproportional gegen religiöse Minderheiten angewendet. Obwohl seit der Einführung der Todesstrafe für das Verbrechen im Jahr 1986 im Land keine Blasphemie-Hinrichtungen mehr durchgeführt wurden, werden Verdächtige häufig von Mobs angegriffen und manchmal getötet.

Der Menschenrechtsaktivist Kapil Dev sagte zum "Guardian": "Angriffe auf Hindu-Tempel haben in den letzten Jahren zugenommen und zeigen ein eskalierendes Maß an Extremismus und Fanatismus. Die jüngsten Angriffe scheinen eine neue Welle der Verfolgung von Hindus zu sein."

Im Dezember letzten Jahres zerstörte ein gewalttätiger Mob konservativer Muslime einen hundertjährigen Hindu-Tempel in der nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem ein Geistlicher dem 8-Jährigen vorgeworfen hatte, in der Bibliothek einer Koranschule uriniert zu haben, war er mehrere Tage in Gewahrsam genommen und wegen Blasphemie angeklagt worden.
  • Ein Gericht ordnete dann die Freilassung des Hindu-Jungen an, da er noch zu jung sei, um nach dem Blasphemiegesetz verurteilt zu werden.
  • Daraufhin hatte ein wütender Mob einen Hindutempel verwüstet.
  • Der 8-Jährige befindet sich laut "Guardian" nun unter Polizeischutz. Seine Familie und mehrere Mitglieder der Hindu-Gemeinde im konservativen Bezirk Rahim Yar Khan in Punjab mussten aus ihren Häusern fliehen.
  • Mittlerweile sollen 50 Verdächtige verhaftet worden sein und nach 100 weiteren möglichen Angreifern werde gefahndet.
  • Pakistans Premierminister Imran Khan verurteilte den Angriff auf Twitter.