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WHO: Viele Todesfälle von Kleinkindern in Europa vermeidbar

Heute, 13:24 · Lesedauer 2 min

Durch vermeidbare medizinische Probleme wie Geburtskomplikationen und Infektionen sterben laut einem WHO-Bericht in Europa und Zentralasien immer noch zehntausende kleine Kinder pro Jahr. Wie die Weltgesundheitsorganisation am Dienstag in Kopenhagen mitteilte, wurde in den 53 Ländern der WHO-Region Europa, zu der auch einige zentralasiatische Länder zählen, für das Jahr 2022 der Tod von 75.647 Kindern vor dem fünften Geburtstag verzeichnet.

Die fünf häufigsten Todesursachen waren demnach Komplikationen infolge einer Frühgeburt, Sauerstoffmangel bei der Geburt, angeborene Herzfehler, Infektionen der unteren Atemwege sowie Säuglingssepsis. "Es sterben immer noch viele Babys und Kinder unnötigerweise vor ihrem fünften Geburtstag", kritisierte die WHO in ihrem Bericht.

Insgesamt betrachtet ist die Kindersterblichkeit in Europa weiterhin sehr niedrig. Allerdings bestehen zwischen den 53 von der WHO untersuchten Ländern große Unterschiede. So liegt die Kindersterblichkeit laut dem Bericht in den 27 EU-Staaten zwischen 1,5 und 4,1 Todesfällen bei unter Fünfjährigen pro tausend Geburten. In den zentralasiatischen Ländern Turkmenistan und Tadschikistan reiche die Quote hingegen von 18,2 bis 40,4.

Der WHO-Bericht führt auch andere besorgniserregende Befunde zum Gesundheitszustand von Heranwachsenden auf. So leide im Untersuchungsgebiet jeder fünfte Jugendliche unter psychischen Problemen, Suizid sei weiterhin die häufigste Todesursache von jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. Den Angaben zufolge bewerten Mädchen ihr psychisches Wohlergehen durchweg schlechter als Burschen.

Mobbing, Tabakprodukte und Übergewicht

Außerdem sind 15 Prozent der Jugendlichen nach eigenen Angaben schon einmal Opfer von Mobbing im Internet geworden. Jeder zehnte Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren konsumiert Tabakprodukte und fast jedes dritte Schulkind ist übergewichtig, jedes achte sogar fettleibig.

"In unserer vernetzten Online-Welt fühlen sich unsere jungen Menschen ironischerweise einsamer denn je, viele haben mit ihrem Gewicht und ihrem Selbstvertrauen zu kämpfen", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge. Dies trage zu einem schlechteren Gesundheitszustand im späteren Erwachsenenleben bei. Der Schutz und die Verbesserung der Kindergesundheit nütze daher das gesamte Leben lang und verringere "die Kosten für die Gesellschaft", mahnte Kluge.

Aus seiner Sicht müssen in der Europa-Region mutigere und innovative Maßnahmen für eine gesündere und damit stabilere Gesellschaft ergriffen werden. Dies sei auch angesichts der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerungen "entscheidend für die nationale und internationale Sicherheit", sagte Kluge.

Zusammenfassung
  • Im Jahr 2022 verzeichnete die WHO in Europa und Zentralasien den Tod von 75.647 Kindern unter fünf Jahren, hauptsächlich durch vermeidbare Ursachen wie Frühgeburtskomplikationen und Infektionen.
  • Die Kindersterblichkeitsrate variiert stark: In EU-Staaten liegt sie zwischen 1,5 und 4,1 pro tausend Geburten, während sie in Turkmenistan und Tadschikistan bei 18,2 bis 40,4 liegt.
  • Psychische Probleme betreffen jeden fünften Jugendlichen, wobei Suizid die häufigste Todesursache ist; zudem sind 15% der Jugendlichen Opfer von Cybermobbing, und fast ein Drittel der Schulkinder ist übergewichtig.