Rotkreuz-Chef Foitik: Regierung hat in Sachen Impfung "nicht genung gemacht"
In der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" übte Gerald Foitik, der mit dem Roten Kreuz bis Juli für die Impfkampagne zuständig war, nun Kritik an der Regierung. Auf die Frage, ob die Regierung über die Sommermonate genug gemacht habe, sagte Foitik: "Das glaube ich nicht, es hätte viel besser laufen können." Man müsse zum Ergebnis kommen, "dass nicht genug getan wurde", so Foitik.
Das Impfangebot sei zwar gut (2recht barrierearm"), es sei genügend Impfstoff vorhanden, und der Wille vieler, sich impfen zu lassen, sei anfangs groß gewesen. Doch die Zweifler zu überzeugen und zu informieren, dem sei man "nicht genügend nachgekommen".
"Mit guter Aufklärung hätten vor allem jene erreicht werden können, die noch zögerlich sind", so Foitik. Damit wäre die vierte Welle, vor der man jetzt stehe, "wesentlich leichter zu bewältigen gewesen", sagte der Rotkreuz-Chef. "Genug" könne freilich nie getan werden, aber man müsse Zielgruppen (an Impfskeptikern) gezielt ansprechen, etwa über soziale Netzwerke. Für die Kampagne sei nicht nur die Bundesregierung verantwortlich, "sondern wir alle".
"Mit guter Aufklärung hätten vor allem jene erreicht werden können, die noch zögerlich sind", so Foitik. Damit wäre die vierte Welle, vor der man jetzt stehe, "wesentlich leichter zu bewältigen gewesen", sagte der Rotkreuz-Chef. "Genug" könne freilich nie getan werden, aber man müsse Zielgruppen (an Impfskeptikern) gezielt ansprechen, etwa über soziale Netzwerke. Für die Kampagne sei nicht nur die Bundesregierung verantwortlich, "sondern wir alle". Man müsse sich mit den Zielgruppen möglichst individuell auseinandersetzen
Lotterie "überlegenswert" – 1-G "notwendig"
Eine "Impflotterie", wie zuletzt vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ins Spiel gebracht, sei "überlegenswert". Foitik ortete darin ein "gutes Konzept", weil es von einem solidarischen Gedanken ausgehe – schließlich würden hierbei nicht nur individuelle Motive angesprochen.
Hingegen sei eine zusätzliche Barriere für Tests (Kostenpflicht) derzeit "kontraproduktiv", so Foitik, weil sich die Welle gerade aufbaue. Darüber könne man nachdenken, wenn die Welle wieder abschwelle. Eine "1-G-Regel" halte er für "notwendig" – jedoch nicht, um Druck aufzubauen, sondern um die Gesellschaft vor Infektionen zu schützen.
Mückstein will bei "Impftour" überzeugen
Seit Freitag ist Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein auf "Impftour". Der grüne Gesundheitsminister möchte sich dabei vor Ort ein Bild machen, wie niederschwellige Impfangebote angenommen werden. In den kommenden Wochen besucht Mückstein überwiegend Gemeinden mit niedriger Durchimpfungsrate.
"Das war eine gute Gelegenheit, Leuten zuzuhören, die sich erst jetzt den Erststich geholt haben. Es ist wichtig zu verstehen, weshalb einige noch unsicher sind. Nur so werden wir möglichst viele Menschen davon überzeugen können, sich die schützende Impfung zu holen und die Durchimpfungsrate weiter steigern“, betont Mückstein.
Der Intensivmediziner Walter Hasibeder warnte davor vor der "Gefahr, dass man in einen vierten Lockdown geht", wenn die Durchimpfungsrate weiterhin bei rund 60 Prozent bleibt. Auch ohne eine Überlastung der Intensivstationen könnten zudem "in großem Maß Planoperationen wieder abgesagt werden müssen", warnte der Präsident der Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) gegenüber der APA. Derzeit sei eher die Belegung der Normalbetten ein Problem.
Zusammenfassung
- Gerald Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, kritisierte die Regierung am Samstag scharf. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ist unterdessen auf "Impftour".
- Auf die Frage, ob die Regierung über die Sommermonate genug gemacht habe, sagte Foitik: "Das glaube ich nicht, es hätte viel besser laufen können."
- Man müsse zum Ergebnis kommen, "dass nicht genug getan wurde", so Foitik.
- "Mit guter Aufklärung hätten vor allem jene erreicht werden können, die noch zögerlich sind", so Foitik. Damit wäre die vierte Welle, vor der man jetzt stehe, "wesentlich leichter zu bewältigen gewesen".
- Eine "Impflotterie", wie zuletzt vom burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ins Spiel gebracht, sei "überlegenswert".
- Hingegen sei eine zusätzliche Barriere für Tests (Kostenpflicht) derzeit "kontraproduktiv", so Foitik, weil sich die Welle gerade aufbaue. Darüber könne man nachdenken, wenn die Welle wieder abschwelle.